Hotel Voyeur (Teil 3)
Eine BDSM-Geschichte von Alma und corvus corax und Devana und dienerin und Jona Mondlicht und Lucia und Margaux Navara und Nachtasou und Schattenwölfin und ungewiss.
Der Schwerpunkt der Schattenzeilen-Schreibwerkstatt 2016 lag darauf, mit allen Sinnen zu beschreiben: zu zeigen und nicht zu erklären. Traditionell wurden die gewonnenen Schreib(er)kenntnisse zu einer Gemeinschaftsgeschichte verbunden. Dies ist ihr dritter Teil.
Während er jetzt den langen Hotelflur in der dritten Etage entlanglief, dachte er an all die Frauen, die er schon gehabt hatte. Klasseweiber wie die, die Herr Müller vorhin abbekommen hatte, waren nicht darunter. „Dafür sind meine länger als eine halbe Stunde geblieben. Wer hat da wohl das bessere Los gezogen?“, dachte er hämisch, als er an die Tür von Zimmer 307 klopfte. Hier wohnte schon seit zwei Tagen ein sehr elegantes Paar. Sie ein bisschen unterkühlt für seinen Geschmack, aber unleugbar sexy. Ihn hatte er sich nicht genauer angesehen. Er hatte keinen Ton gesagt und war immer einen Schritt hinter ihr geblieben, wann immer sie an der Rezeption erschienen waren. Vor einer halben Stunde waren sie ins Hotel zurückgekommen und hatten Sekt und Häppchen aufs Zimmer bestellt.
Und weil gerade alle Zimmerkellner unterwegs waren - und die blöde Ziege, mit der er sich die Schicht an der Rezeption teilte, ihm eins auswischen wollte, weil er so lange verschwunden gewesen war - hatte man ihn mit dem kleinen Rollwagen nach oben geschickt.
Geblendet vom gleißenden Licht, das durch das riesige Fenster zu sehen war, blieb Konrad in Zimmer 307 an der Tür stehen. Die Sommersonne wurde reflektiert von satt grünem Laub und der Kronleuchter über dem niedrigen Tisch, den Julia trotz der Helligkeit eingeschaltet hatte, nahm das Funkeln von draußen auf. Hier im Zimmer kühlte schon der dunkle Ton der Möbel und Wände, der Sommertag trat zurück gegen die elegante Atmosphäre. Fasziniert folgte sein Blick Julias Schritten, das Klacken der hochhackigen Pumps wurde unterbrochen, als sie den hochflorigen dunklen Teppich überquerte. Sie setzte sich in eines der Sitzmöbel, beide groß genug für zwei und mit hoher Rückenlehne, fast wie für eine Königin. Ihr helles, tailliertes Kostüm und die schlanken Beine in hellen Strümpfen hoben sich deutlich ab vom schwarz-violett gestreiften Bezug des Sofas, ebenso ihr blondes Haar, streng in einem Knoten im Nacken zusammengefasst.
Er zuckte zusammen, als es klopfte und suchte ihren Blick.
„Nun öffne schon die Tür!“
„Ihre Getränke!“ Ein Kellner stand mit einem Rollwagen vor der Tür, Gläser, Sektkühler, sogar Häppchen darauf. Wieder ein hilfesuchender Blick zurück zu Julia, die bereits die Stirn runzelte.
„Nimm ihm den Wagen ab, Herrgottnochmal!“
„Vielen Dank!“ Er übernahm den Griff und der Kellner machte eine kleine Verbeugung, bevor er den Raum verließ.
Eduard platzte vor Neugier. Wie eine hochmütige Königin hatte die Frau auf dem Sofa gesessen. Und wie sie mit ihrem Kerl geredet hatte. Mit ihm hätte sich das keine erlauben dürfen! Aber der Typ schien ja wohl völlig unter dem Pantoffel zu stehen. Eduard wandte sich ab und lief zum Aufzug. Doch auch als er wieder an der Rezeption war, konnte er das Gefühl nicht abschütteln, dass da irgendetwas in der Luft gelegen hatte. Eine Spannung, die ihm zu schaffen machte. Eine Idee davon, dass zwischen den beiden nichts war, wie es auf den ersten Blick schien.
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