Wasser und Brot
Eine BDSM-Geschichte von Sizilia Luber.
»Ich muss sagen, dass mich dieser Zauberhandschuh beeindruckt hat. Welch wunderbare Idee!« Ambiente lehnt sich zurück. »Ich schlage vor, dass nicht nur eine Auswertung der Stärken und Schwächen des Geräts möglich ist, sondern ebenso eine Auswertung - vor allem der Schwächen - des jeweiligen Probanden.«
Gregor lächelt. »Wie gesagt, mit Technologie lassen sich Wünsche erfüllen.«
»Nicht nur mit Technologie«, wirft Sizilia ein. »Es gibt so viele Träume, die durch kleine Gesten wahr werden können.« Sie lehnt sich zurück. »Das haben wir doch in manchen Geschichten, die heute Nacht erzählt wurden, gehört.«
Um den Dachgiebel faucht ein Windstoß, das Feuer im Kamin flackert. Das wirkt fast wie ein Zeichen erwachenden Lebens draußen. Und tatsächlich, das Schwarz hinter der Fensterscheibe gibt die Konturen von Baumwipfeln frei.
»Ich will es euch beweisen, bevor die Nacht zuende geht«, fährt Sizilia unbeeindruckt fort. »Der Protagonist meiner Geschichte heißt Mark, und er persönlich erzählt euch von ...«
Wasser und Brot
Ich, Mark, war enttäuscht. Bitter enttäuscht. Das Gefühl breitete sich von meinem Magen langsam nach oben zu meinem Hals aus, der sich anspannte, sodass ich glaubte, keine Luft mehr zu bekommen. Ich starrte die Frau vor mir an, die meine Domina werden sollte. Dunkle, fast schwarze Haare umrahmten ihr Gesicht, das sie dezent geschminkt hatte. Sie trug ein knielanges Kleid in A-Form, das ihre Rundungen betonte und sich eng an ihren Körper schmiegte. Doch ihre Kleidung konnte nicht verbergen, wie jung sie aussah. Ich war Mitte dreißig und sie hatte in ihrem Profil angegeben, fünf Jahre jünger zu sein. Allerdings sah sie nicht aus wie dreißig, sondern wie zwanzig.
Da kann ich mich auch auf dem lokalen Abiball umsehen, dachte ich.
»Guten Tag, Mark.« Ihre Stimme klang genauso angenehm wie am Telefon; sie war warm, aber mit einem dunklen Timbre, das mich sofort in den Bann geschlagen hatte. Ich starrte sie einen langen Augenblick an und überlegte, was ich tun sollte. Es wäre unhöflich, wortlos aufzustehen und zu gehen, aber momentan fühlte ich mich zu kaum mehr in der Lage. Meine Zunge klebte an meinem Gaumen fest und ich bekam kein Wort heraus. So ging es mir immer, wenn ich wütend oder enttäuscht war, meine Hoffnungen kühn und hoch gewesen und gnadenlos in sich zusammengefallen waren. Als sie die Stirn runzelte, rang ich mich zu einem Nicken durch.
Sie lächelte, hängte ihre Handtasche über die Stuhllehne und setzte sich mir gegenüber. »Hattest du eine gute Fahrt?«, wollte sie in einem freundlichen Tonfall wissen.
Wir hatten entschieden, uns auf halber Wegstrecke in diesem Café-Restaurant zu treffen. Ich hatte fünfzig Kilometer geradeaus über die Autobahn fahren können und da ich nicht einmal auf die Bremse treten musste, war es eine entspannte Fahrt gewesen. Wieder nickte ich, woraufhin sie mich einige Sekunden prüfend betrachtete. Ich spürte ihren Blick mehr, als ich ihn sah, denn ich wich ihrer Musterung aus und begutachtete die Dekoration auf dem Tisch vor mir.
»Wie geht es dir?«, fragte sie und mein Blick schnellte nach oben. Das war keine Frage, die man mit einer Kopfbewegung beantworten konnte.
»Du bist zu jung, Soraya.« Meine Stimme klang heiser und anklagend und ich biss mir auf die Zunge. Das hatte ich nicht sagen wollen und ich rechnete mit einer unfreundlichen Erwiderung, doch ich wurde überrascht. Sie begann herzhaft zu lachen.
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