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Eine BDSM-Geschichte von Sophie Amalia.
Ein lautes, dumpfes Geräusch zerklopft das Schweigen in der Hütte. Eben kreisten noch Gedanken ruhig und sanft um das Ende der letzten Geschichte, jetzt blicken sich alle, die es sich gemütlich gemacht haben, überrascht an.
»Was war das?« Hans, der am nächsten zur Tür sitzt, springt auf. »Und vor allem wo?«
Xentaur lehnt sich in seinem Holzstuhl nach vorn. »Zweifelsohne kam das Geräusch von draußen. Direkt vor der Tür hörte ich es jedenfalls nicht. Vielleicht hat ein Ast die Schneelast nicht gehalten.«
»Bestimmt waren es Karla und Uwe«, grinst Sizilia, »die sich auf den Weg begeben haben, um nach uns zu sehen. Und jetzt sind sie da.«
»Dann glaube ich eher, dass es der Weihnachtsmann war.« Sophie Amalia erhebt sich kopfschüttelnd und schiebt ihren Rucksack beiseite. »Wir könnten aber auch einfach nachsehen.« Bevor jemand Einwände erheben kann, durchquert sie den Raum, schiebt mit beiden Händen ihren Rollkragen höher und öffnet die Tür einen Spalt weit. Dann reckt sie den Kopf.
Alle halten den Atem an. Wäre in diesem Moment ein Scheit im Kamin geplatzt, hätte er der angespannten Gemeinschaft einen entsetzlichen Schreck beschert. Doch es geschieht nichts. Sophie zieht ihren Kopf zurück, schließt sorgfältig die Tür, und als sie sich endlich umdreht, sieht sie sich ungeduldig fragenden Blicken ausgesetzt.
»Ich weiß, was es war«, sagt sie.
Niemand regt sich.
»Und wisst ihr was? Vielleicht kommt ihr darauf, wenn ihr euch meine Geschichte anhört. Ich nenne sie ...«
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Er verirrte sich zu ihr, rein zufällig, als er nahe eines abgelegenen Dorfes während seines Urlaubs Halt machte. Die bisherigen Tage seiner Wanderschaft waren geprägt von Stille, Vogelgesang, Wind, gesprochene Worte mit sich selbst. Bewusst mied er befahrene Wege, genoss das Zirpen der Grillen, Summen der Bienen und das Rauschen der Blätter. So sehr hatte er sich auf diese freien Tage gefreut, wollte endlich alle Termine, Verträge und Umsatzzahlen hinter sich lassen, sich auf das Wesentliche besinnen. Dazu müsste er jedoch herausfinden, was es ist, das Wesentliche. Zu sehr war er in eine sich täglich wiederholende Routine geraten. Seine Arbeit war sein Leben, sein Leben bestand aus Arbeit. Sollte dies für die nächsten zwanzig Jahre so weitergehen?
Sie kam aus dem Wald, trug Jeanshose und karierte rote Bluse, festes Schuhwerk, ihr großer Korb wirkte schwer, obwohl sie ihn mit Leichtigkeit zu tragen schien. Den Inhalt konnte er nicht erkennen. Er saß etliche Meter entfernt auf einem Stein und hatte gerade die Schuhe ausgezogen, seine Fußsohlen spürten das Gras. Er versuchte, sich zu erinnern, wann er das letzte Mal den Boden unter seinen nackten Füßen spürte. Dies musste als Kind gewesen sein, als er die Sommerferien bei seiner Tante Heidrun verbrachte, die auf dem Dorf wohnt. Er hatte sich nach seinem Studium nie die Zeit für einen Besuch genommen, obwohl er damals so glücklich war.
Wie schön wäre es, ständig im Einklang mit der Natur zu leben. Die Frau mit dem Korb hatte all das sicher täglich. Ihr Schritt war schnell, aber nicht hastig. Er sollte ihr beim Tragen helfen, eine Frau sollte niemals schwer schleppen, schoss es ihm durch den Kopf. Sie hingegen wandte ihren Blick nicht einmal in seine Richtung. Er zog seine Schuhe an, band die Schnürsenkel, schulterte den Rucksack und da sah es sie weit vor sich, bei den ersten Häusern des Dorfes. Er ärgerte sich über sein fehlendes Bemühen, schneller zu sein.
Dass er nun geradewegs den Pfad Richtung Dorf nahm, musste er nicht überlegen. Einer fremden Frau hinterherlaufen, wäre Unfug, sich aber um ein paar Vorräte zu kümmern, war ein ehrbarer Grund.
Er machte seine Besorgungen im hiesigen Lädchen ohne Hast und kam mit Bewohnern des Ortes ins Gespräch, welche sich nachmittags vor dem Geschäft stehend oder auf einer Bank sitzend den neusten Tratsch erzählten. Geschickt begann er eine Plauderei und nach einiger Zeit konnte er das Thema auf die fremde Frau lenken, welche vor seinem Einkauf am Dorfende hinter einem großen Tor verschwand. Im Gespräch mit den Dorfleuten fand er heraus, dass sie alleine und abgeschottet auf diesem großen Hof wohnte und ihn, wie es schien, erfolgreich bewirtschaftete. Obwohl jeder wusste, dass es ein Bio-Hof war, dessen Waren in den Gemüsegeschäften der Gegend verkauft wurden, rankten sich einige seltsame Geschichten um sie, denen er lauschte. Für die Alten war es ein netter Zeitvertreib, ihm ihre Theorien zu erläutern, freuten sie sich über einen neuen Zuhörer. Auch wenn er so tat, als scherte er sich darum nicht, wuchs seine Neugier. Warum lebte sie isoliert? War sie verwitwet? Wie konnte sie alle Arbeiten alleine meistern? Oder lebte sie gar mit jemandem zusammen, den niemand zu Gesicht bekam?
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