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Wasser und Brot

Mark trifft zum ersten Mal auf seine Domina und ist enttäuscht. Sie ist viel zu jung, glaubt er. Doch sie überzeugt ihn mit Wasser und Brot, dass es darauf nicht ankommt - und dass der Schein manchmal trügt.

Eine BDSM-Geschichte von Sizilia Luber.

Folge: Dieser Text ist Teil einer Reihe.

Urheberrecht: Eine Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung darf nur nach Zustimmung durch Sizilia Luber erfolgen! Mehr dazu ...

Bild: Schattenzeilen, Dall-E

 

»Ich muss sagen, dass mich dieser Zauberhandschuh beeindruckt hat. Welch wunderbare Idee!« Ambiente lehnt sich zurück. »Ich schlage vor, dass nicht nur eine Auswertung der Stärken und Schwächen des Geräts möglich ist, sondern ebenso eine Auswertung - vor allem der Schwächen - des jeweiligen Probanden.«

Gregor lächelt. »Wie gesagt, mit Technologie lassen sich Wünsche erfüllen.«

»Nicht nur mit Technologie«, wirft Sizilia ein. »Es gibt so viele Träume, die durch kleine Gesten wahr werden können.« Sie lehnt sich zurück. »Das haben wir doch in manchen Geschichten, die heute Nacht erzählt wurden, gehört.«

Um den Dachgiebel faucht ein Windstoß, das Feuer im Kamin flackert. Das wirkt fast wie ein Zeichen erwachenden Lebens draußen. Und tatsächlich, das Schwarz hinter der Fensterscheibe gibt die Konturen von Baumwipfeln frei.

»Ich will es euch beweisen, bevor die Nacht zuende geht«, fährt Sizilia unbeeindruckt fort. »Der Protagonist meiner Geschichte heißt Mark, und er persönlich erzählt euch von ...«

 

 

 

Wasser und Brot

 

Ich, Mark, war enttäuscht. Bitter enttäuscht. Das Gefühl breitete sich von meinem Magen langsam nach oben zu meinem Hals aus, der sich anspannte, sodass ich glaubte, keine Luft mehr zu bekommen. Ich starrte die Frau vor mir an, die meine Domina werden sollte. Dunkle, fast schwarze Haare umrahmten ihr Gesicht, das sie dezent geschminkt hatte. Sie trug ein knielanges Kleid in A-Form, das ihre Rundungen betonte und sich eng an ihren Körper schmiegte. Doch ihre Kleidung konnte nicht verbergen, wie jung sie aussah. Ich war Mitte dreißig und sie hatte in ihrem Profil angegeben, fünf Jahre jünger zu sein. Allerdings sah sie nicht aus wie dreißig, sondern wie zwanzig.

Da kann ich mich auch auf dem lokalen Abiball umsehen, dachte ich.

»Guten Tag, Mark.« Ihre Stimme klang genauso angenehm wie am Telefon; sie war warm, aber mit einem dunklen Timbre, das mich sofort in den Bann geschlagen hatte. Ich starrte sie einen langen Augenblick an und überlegte, was ich tun sollte. Es wäre unhöflich, wortlos aufzustehen und zu gehen, aber momentan fühlte ich mich zu kaum mehr in der Lage. Meine Zunge klebte an meinem Gaumen fest und ich bekam kein Wort heraus. So ging es mir immer, wenn ich wütend oder enttäuscht war, meine Hoffnungen kühn und hoch gewesen und gnadenlos in sich zusammengefallen waren. Als sie die Stirn runzelte, rang ich mich zu einem Nicken durch.

Sie lächelte, hängte ihre Handtasche über die Stuhllehne und setzte sich mir gegenüber. »Hattest du eine gute Fahrt?«, wollte sie in einem freundlichen Tonfall wissen.

Wir hatten entschieden, uns auf halber Wegstrecke in diesem Café-Restaurant zu treffen. Ich hatte fünfzig Kilometer geradeaus über die Autobahn fahren können und da ich nicht einmal auf die Bremse treten musste, war es eine entspannte Fahrt gewesen. Wieder nickte ich, woraufhin sie mich einige Sekunden prüfend betrachtete. Ich spürte ihren Blick mehr, als ich ihn sah, denn ich wich ihrer Musterung aus und begutachtete die Dekoration auf dem Tisch vor mir.

»Wie geht es dir?«, fragte sie und mein Blick schnellte nach oben. Das war keine Frage, die man mit einer Kopfbewegung beantworten konnte.

»Du bist zu jung, Soraya.« Meine Stimme klang heiser und anklagend und ich biss mir auf die Zunge. Das hatte ich nicht sagen wollen und ich rechnete mit einer unfreundlichen Erwiderung, doch ich wurde überrascht. Sie begann herzhaft zu lachen.

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

Wildkätzchen

Gelöscht.

04.07.2023 um 20:01 Uhr

Das geht mir in manchen Geschichten zu schnell mit dem "Herrin" sagen und dem Lederhalsband tragen. Kopfkino darf das wohl.

 

Die Geschichte habe ich trotzdem gern gelesen. Und das zuhause angekommen fühlen, das kann ich komplett nachvollziehen.

 

Viele Grüße

Wildkätzchen

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Sisa

Autorin. Förderer.

23.05.2023 um 10:07 Uhr

ich hab gänsehaut beim lesen bekommen, ich glaube, ich war ebenso erwartungsvoll wie mark nach der scheibe brot. bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht.

die idee mit dem erzählen in der gruppe finde ich übrigens klasse!

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Hekate

Autorin.

22.04.2023 um 04:59 Uhr

Die Geschichte ist ein Beginn, ein Kennenlernen. Sie kommt ohne kräftige SM-Szenen aus, weist aber durch Handlung und Sprache die Rollen klar zu. Der Wunsch nach mehr als einer Spielbeziehung wird bei beiden Handelnden deutlich und von von ihr geschickt gesteuert. Mir gefällt das Normale, das Ruhige, fast Alltägliche im BDSM-Kontext der Entwicklung einer Beziehung.

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G Horsam

Profil unsichtbar.

18.04.2023 um 11:17 Uhr

Bisher habe ich nur diesen Teil der Geschichte gelesen und finde ihn sehr gelungen.

Besonders gefallen mir die Atmosphäre und das Zusammenspiel der Protagonisten, was beides gut 'rüberkommt'.

Auch die Gratwanderung zwischen Detail einerseits und es-passiert-was finde ich sehr gut umgesetzt. Flüssig geschrieben ist es auch.

Kurz und gut: Auch mit größter Mühe habe ich nichts zu Meckern gefunden. Schön geschriebene Geschichte!

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Nora

Profil unsichtbar.

14.04.2023 um 06:37 Uhr

Toller Text. Spricht mich sehr an. Sowohl inhaltlich, als auch formell. (Erinnert mich ein bisschen ans Heptameron der Königin von Navarra)

Danke schön.

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13.04.2023 um 14:37 Uhr

Brot und Wasser. So simpel und doch sehr bedeutend.

Ein schöner Einstieg.

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poet

Autor. Förderer.

24.03.2023 um 14:59 Uhr

Spannend erzählt! Mein Geschmack: Eine Story mit Handlung!

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webglotzer

Gelöscht.

20.02.2023 um 23:38 Uhr

sehr subtil aber klar - gut geschrieben

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The Sin

Gelöscht.

11.02.2023 um 07:52 Uhr

Wo bin ich denn hier hinein gestolpert, ich gebe zu weder die Geschichte zuvor noch die Folgende gelesen zu haben, aber sie gefällt mir.

 

Unter diesen Aspekten komme ich fast ins Grübeln, ob ich doch mal die Seiten wechseln sollte. 

 

Danke, sehr schön geschrieben es hat mich gepackt und gefesselt.

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Gelöscht.

08.02.2023 um 16:00 Uhr

Eine wunderbare Geschichte. Sie gefällt mir sehr gut .Und man konnte sich gut in beide Personen hinein versetzen. Besonders fand ich gut wie du die Geschichte aufgebaut hast .Ich bin gespannt auf mehr...was passiert dann...

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