Profil erstellen Login

Social Bondage: Textnummer 2153 | Facebook | Twitter

Urheberrecht: Eine Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung darf nur nach Zustimmung durch Sisa erfolgen! Mehr dazu ...

Namen, Orte, Handlungen: Im Text erwähnte Namen, Orte und Begebenheiten sind, soweit nicht anders angegeben, fiktiv. Handlungen und Techniken sind nicht vollständig beschrieben, es fehlen Sicherheitshinweise. Mehr dazu ...

Selbsthass

Eine BDSM-Geschichte von Sisa

Stille.

Laute, alles übertünchende Stille, die mich innerlich zerreißt. Sie schreit so laut, dass für nichts anderes mehr Platz ist. Die Art von Stille, die dich von innen her zerbricht, der Verzweiflung geschuldet, dem Wissen - du hast versagt ...

Du bist ein Nichts. Wertlos. Nutzlos. Überflüssig. Eine Abscheulichkeit, die keinerlei Daseinsberechtigung mehr hat.

Der Wind braust mir in dröhnenden Intervallen um die Ohren, zerrt an meinen Haaren und doch, den wabernden Nebel in meinen Gedanken kann er einfach nicht vertreiben.

Es hat mich in die Dünen verschlagen, den Ort habe ich hinter mir gelassen - vorhin, als ich so unvermittelt die Flucht angetreten habe. Die Promenade entlang, den Hundestrand links liegen gelassen, bin ich einfach immer weiter am Wasser entlanggelaufen, bis meine Beine mich irgendwann nicht mehr tragen wollten. Jetzt sitze ich hier, die Spitzen der Sneakers im weichen Sand vergraben, kaum geschützt von den Dünen, zwischen denen ich mich verkrochen habe. Ein Sturm zieht auf, doch im Vergleich zu dem Aufruhr in meinem Inneren ist er nur ein laues Lüftchen.

Als wolle sie mich in dieser Meinung bestärken, türmt sich die Ostsee zu schaumigen Wellenbergen auf, geht brandend gegen das Ufer an. Leckt am Sand, als wolle sie Stück für Stück vom Festland für sich erobern.

Die Vorboten des Sturms dringen durch meine Kleidung, jagen eine Gänsehaut nach der anderen über meinen Körper. Ich habe meine Kleider gedankenlos übergeworfen, vorhin, als ich einfach nicht mehr konnte. Das ausgewaschene Shirt, dessen fransiger Saum um meinen Torso flattert. Es ist mir viel zu groß, es gehört ihm. Die Jeans, ohne Unterwäsche. Nackt unter dem Denim - wie auch die Füße in den Turnschuhen.

Ich vergrabe sie noch tiefer im Sand, ringe nach Atem.

Ich schmecke Salz auf meinen Lippen, nicht alles ist der Gischt geschuldet. Die Tränen, sie fließen immer noch. Ich kann einfach nicht mehr aufhören zu weinen, es ist, als hätte man einen unsichtbaren Schalter in meinem Inneren umgelegt. Fester umarme ich meinen Oberkörper, ich muss mich an mir selbst festhalten. Ich fühle mich so verloren. So zerstört. Irgendwie losgelöst von allem, was bisher meine Person ausgemacht hat.

Ein Schluchzen bricht sich aus meiner engen Brust. Für den Moment verlässt mich alle Kraft, eine erneute Böe drückt mir den Kopf in den Nacken, und weil es der Weg des geringsten Widerstandes ist, ich einfach keine Energie mehr habe, um gegen irgendetwas anzugehen, lasse ich ihn so, den Blick hoch in die über mich dahinstürmenden, grauen Sturmwolken gerichtet.

Ich schreie, ich kann es nicht verhindern. Der Sturm reißt mir jeden Laut von den Lippen, nur ich kann diese Verzweiflung hören. Die Verbitterung. All die Fassungslosigkeit. Ich schreie, bis meine Kehle schmerzt, meine Stimme bricht.

Kommt der Moment der Erkenntnis zu einem jeden von uns? Der gefürchtete Zeitpunkt, wo du erkennen musst, alles hat sich verändert? Nichts ist mehr, wie es dein ganzes Leben lang war?

Ich denke zurück, es geschieht nicht willentlich, es passiert einfach.

Meine zerrütteten Gedanken wandern in die Vergangenheit. Hin zu dem, was ich einmal gewesen bin.

 

Kamikaze-Sub, so wurde ich damals genannt. Die verrückte Sisa, die sich keinerlei Gedanken um ihre Sicherheit macht. Eine Frau, die sich auf die verrücktesten Geschichten einlässt, sich nicht covern lässt - und wie durch ein Wunder ungeschoren davonkommt. Immer und immer wieder.

Die sich wie Phönix aus der Asche erhoben hat, ständig neu erfand. Niemals ganz zerbrochen. Niemals zerstört. Über alle lachend, die geunkt haben, die ihr damals ein schlimmes Ende prophezeien wollten.

Lehrgeld hat sie auch bezahlt, gelernt hat sie daraus niemals etwas. Bis heute. Ja, so war sie. Unverbesserlich, anders kann man es nicht nennen.

Bis sie vor ihrem finalen Endgegner stand.

Du möchtest diese BDSM-Geschichte weiterlesen?

Melde dich in deiner BDSM-Community an

Name:

Passwort:

Melde dich bitte vor dem Lesen am System an. Wenn du noch nicht Teil unserer BDSM-Community bist, kannst du kostenlos beitreten oder dir zunächst deine Vorteile ansehen.

Du möchtest nicht beitreten? Dann stehen dir die öffentlich lesbaren BDSM-Geschichten zur Verfügung.

Deine Meinung

Du kannst Texte nur dann bewerten, wenn du sie voll einsehen kannst.

Kommentare von Leserinnen und Lesern

18.04.2023 um 09:48 Uhr

pain is constructed by your own mind

 

Diese Session wiederholt sich für sehr viele Menschen bis ans Lebensende immer wieder... ganz ohne safeword

Meister Y

Autor. Förderer.

13.04.2023 um 14:08 Uhr

Geschätzte Sisa ich kann mich Drachenlady nur anschließen, es verbietet sich wirklich, hier einen der üblichen Kommentare abzugeben.

Tatsächlich bin ich vom Tiefgang, von Deiner schonungslosen Offenheit, von all dem was Du uns hier offenbarst noch immer geflasht!

Danke, dass Du uns an Erlebtem teilhaben ließest und auch an dieser Stelle noch mal - willkommen zurück!

13.04.2023 um 09:02 Uhr

wow. was für tiefgründige Worte und Einblicke. Mut und Kraft, Danke dafür. Liebe Grüße

11.04.2023 um 00:29 Uhr

Liebe sisa

 

ich habe deine Zeilen mehrmals gelesen, und finde es unglaublich mutig, dem Leser einen so tiefen Einblick in deine Gefühlswelt zu erlauben.

Robert S

Autor.

08.04.2023 um 13:40 Uhr

Ich denke, es gibt die unterschiedlichsten Gründe für Menschen, zu schreiben. Am Ende steht ein Stück künstlerischer Ausdruck. Was zählt, ist das Ergebnis, das Stück Kunst, das entstanden ist, unerheblich von der Motivation. Die Autorin oder der Autor, die Malerin oder der Maler sind zweitrangig. Das Ergebnis, das Werk steht für sich, egal ob auf den Schattenzeilen, im Poetry-Slam, in einer Galerie, Anthologie oder einem kleinen, privaten Kreis.

Ein Werk ist meiner Auffassung nach gelungen, wenn es zu mir spricht. Was den Künstler bewegt hat, es zu schaffen, empfinde ich als zweitrangige Frage, die meinen Eindruck vom Werk nicht ändert.

Deine Geschichte, Sisa, schafft Bilder, bricht sie, schafft neue Bilder. Meer, Dünen, Menschen, sogar das Wetter und die Ferienwohnung sind bildlich. Das große Glück der Liebe wirkt wie eine Beruhigung im Lebenssturm.

Drachenlady

Autorin. Förderer.

07.04.2023 um 01:38 Uhr

Diese Geschichte entzieht sich durch ihren autobiographischen Inhalt jedweder üblicher Bewertung.

Es verbieten sich meiner Meinung nach aber auch irgendwelche Bezüge auf selbst Erlebtes und Vergleiche damit, denn dadurch, durch eine solche Ich-Bezogenheit signalisiert man lediglich, dass man sich für das Geschriebene in Wirklichkeit nicht interessiert, die Autorin nicht wirklich ernst nimmt , sondern diese ihre Geschichte nur als willkommenes Vehikel benutzt, um die eigenen Befindlichkeiten darzustellen und in den Vordergrund zu rücken.

Mir bleibt daher nur die Bemerkung übrig, dass ich großen Respekt habe für die schonungslose Offenheit und den Mut, sich gegenüber einem großen Publikum in dieser Art und Weise darzustellen.

Und bitte, wer immer glaubt, dem Geschriebenen eigenes Erleben gegenüberstellen zu müssen, sollte vielleicht Zurückhaltung üben und angemessene Vorsicht walten lassen; denn solche Erfahrungen sind niemals vergleichbar, jeder geht anders damit um, jeder Mensch empfindet unterschiedlich; und es kann ganz schnell passieren, das vermeintlich gut gemeintes ins Gegenteil umschlägt.

06.04.2023 um 11:53 Uhr

Wow! Wunderschöne Geschichte!

poet

Autor.

05.04.2023 um 21:58 Uhr

Du ziehst den Leser in dich hinein in diesen Zeilen, er leidet mit dir, fühlt mit dir, zerbricht mit dir ... keine leichte Kost! In all ihrer Emotionalität können sie nur selbst Erlebtes wiedergeben, und das ergreift einen. Danke für diesen Einblick in sehr intime Welten! Gut, dass die SZ Raum geben auch für solche Texte!

03.04.2023 um 23:20 Uhr

Liebe Sisa,

 

ich finde, diese Geschichte gehört hierher. Sie ist mutig, sie ist ehrlich und sie erzählt vom Leben.

Ich mag das "Abgehackte" in den Zeilen. Es bringt mir die Gefühlslage näher.

Es ist schön, wie die Erzählerin wieder neu zusammengesetzt wird. Es ist schön, wie sie aus ihrer Pein herausgerissen wird und wieder fühlen kann. Also, ich glaube ihr jedes Wort 

Nachtasou

Autor. Lektor.

31.03.2023 um 22:44 Uhr

Sklavin Sisa

Und mir war klar, die wird gehörig polarisieren

Polarisierung kommt ja vielleicht noch, bisher ja noch nicht.

 

Davon abgesehen fühle ich mich gerade etwas ´düpiert´, weil ich den Text als Fiktionalen gelesen und auch so darauf regiert habe. Zu einem autobiografischen Text hätte ich mich nämlich nicht geäußert.

Berücksichtigt wurden nur die letzten Kommentare.

Zu allen Beiträgen im Forum zu dieser Veröffentlichung.