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Tandem

Eine BDSM-Geschichte von Nachtasou.

Es ist wunderschön mit Carola auf dem Tandem zu fahren. Sie sitzt gern vorn, weil ihr so der Fahrtwind spürbarer wird. Ich sehe vom Rücksitz, wie die Luft in ihre Haare greift und diese zerzaust. Bergab flattern ihre Haare wie ein Windspiel. Außerdem sehe ich Carolas Hintern, der sich gleichmäßig hin und her wiegt.

Ich kenne Carola seit einem Jahr. Kennengelernt haben wir uns beim Arbeiten. Meine Überzeugung ist, dass man einen Menschen kaum besser kennenlernen kann als beim Arbeiten. Wer darin harmoniert, ist auch sonst stimmig. Als ich in die Abteilung kam, gehörte Carola dort schon zum ´alten Bestand´. Ich war ihr zugeordnet, und kaum jemand kam mit ihr so recht aus. Sie steht im Ruf schwierig zu sein, launisch, vor allem ausgebrannt. Tatsächlich war sie in jener Zeit wohl in Routine verfallen, die die Zeit rasen lässt und das Gefühl aufkommen, alles sei schon da gewesen. Bei den männlichen Kollegen lief Carola bereits außer Konkurrenz, man schätzte ihre Erfahrung, ansonsten richteten sich die Interessen auf Jüngere. Werden männliche Kollegen müde, entledigt man sich ihrer durch eine Beförderung oder Versetzung. Für Frauen gelten andere Regeln.

Eine angenehme Erfahrung des Lebens ist, dass der Geschmack mit altert. Heute kommen mir 25-Jährige wie Mädchen vor, und attraktiv finde ich Frauen meines Alters. Das geht bis in Einzelheiten. Pfirsichbrüste zum Beispiel, die keck geradeaus blicken, empfinde ich nur noch provokativ, nicht erotisch, ich sehe sie als ein Privileg der Jugend, wie die Gesundheit auch. Die Natur ist spendabel, gar verschwenderisch zu Zeiten, wenn man das noch nicht zu schätzen weiß. Ich empfinde eine Frau als schön, wenn die jugendliche Verpackung gerade abzuschmelzen beginnt, denn dann zeigt sich, in welcher Haltung sie durch das Leben geht. Carola gerät nicht in Panik, weil das Bindegewebe hier und dort an Spannkraft verliert. Sie trägt eine nostalgische Brille und schaut ungehemmt über die Gläser hinweg, wenn es Kleingeschriebenes zu lesen gilt. Sieht man sie mit den jungen Büromäusen zusammenstehen, spürt man die Distanz, die Carola anderen Frauen gegenüber einnimmt. Ich fragte mich, ob sie überhaupt noch das Gefühl abrufen konnte, von anderen begehrt zu sein. 

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Deine Meinung

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

Sisa

Autorin. Förderer.

12.04.2023 um 12:00 Uhr

Ich war voll drin in diesem Text, ich finde ihn berührend und zugleich distanziert.

An mancher Stelle hätte ich ihn mir etwas ausführlicher gewünscht, der Break bei den Nadeln zum Essen war mir etwas zu hart. da fehlt der Übergang, mein Kopfkino konnte nicht so schnell mitspringen und das ließ mich stocken.

Der einzige Wermutstropfen beim Lesen.

Ansonsten, ganz großes Kino!

Ina

02.01.2022 um 00:14 Uhr

War nicht so meine Geschichte...

Hat mich nicht vom Hocker gehauen...

20.10.2018 um 23:59 Uhr

Interessante Geschichte, ich wüsste nur gern wie sie weitergeht.

Gregor

Autor.

20.11.2016 um 14:07 Uhr

Jeder Satz stützt auf genauer Beobachtung.

Aus Beobachtung ziehst Du Wahrheiten.

Du verzichtest komplett auf Wertungen.

Deine Geschichte ist Würze pur, aber kein Konzentrat. Sie ist ein Gedicht.

Das ist kein gefälliger Lesegang, kein Märchen.

Wer sich Zeit nimmt und reinsteigt wird durch Reichtum belohnt.

Und Du willst noch was lernen, Nachtasou?

Nee, da ist schon alles.

Gelöscht.

28.08.2016 um 02:49 Uhr

Gut geschrieben, gut zu lesen, einfühlsam, teilweise nur angedeutet, könnte tatsächlich so abgelaufen sein.

Enttäuscht hat mich die einsame Nadel. Sind zwei, drei oder mehr denn schon Pornographie?

Mir fehlt auch hier die SM Komponente. Aber das tut der Qualität des Geschriebenen keinen Abbruch. Hat nur mit dem Inhalt meiner eigenen Fantasien zu tun, die in heftigeren, grausameren Regionen angesiedelt sind.

Gelöscht.

10.08.2016 um 04:54 Uhr

Lieber Nachtasou,

 

Diese Geschichte von Dir hat mich besonderst bewegt. Nahbar lässt Du den Leser in Carolas Welt eintauchen, einer Frau welche durch Alltag und Umwelt (gefühlsmäßig) abstumpfte und einen Reiz benötigt, um sich wieder gänzlich zu spüren. Dies ist ein Aspekt des BDSM - Erdung. Wunderbar hast Du dies beschrieben, insbesondere auch für diejenigen welche diese Art der Rückbesinnung noch nicht erlebt haben und dies weniger nachempfinden können. Andere Leser scheinst Du ein wenig mit dem "stärker würzen" irritiert zu haben. Ich hingegen kann es nachempfinden, dass man lediglich den Schmerzreiz benötigt, um sich, seinen Körper einfach wieder gänzlich zu spüren. Das bedeutet nicht, dass das Schmerzempfinden stetig zunehmen müsste, damit das passiert. Es gibt solche Momente, solche Spannungen und dies hast Du trefflich eingefangen.

 

Es ist nicht immer leicht Dich zu lesen. Ich aber liebe es bestimmte Passagen mehrmals überfliegen zu müssen, um sie gänzlich zu erfassen. Und bei jedem weiteren Lesen entdeckt man neue Aspekte und Eindrücke. Ein ganz neues Leseerlebnis!

Gelöscht.

21.04.2016 um 00:41 Uhr

Wow. Die Geschichte hat mich in ihren Bann gezogen. Wunderschön beschrieben: das die Vergangenheit lesen können; erst begrenzt, dann in Momenten großer Intimität das Erkennen ohne schützende Mauern. Dieser Aspekt hat mich sehr berührt. Amüsant auch der locker-witzige Wechsel zurück in die Normalität.

 

Vielen Dank, nachtasou.

lightshadow

Autorin.

08.04.2016 um 23:27 Uhr

Lieber Nachtasou,

 

eine bunt be- und geschriebene Geschiche. Lieb finde ich, dass sich Anfang und Ende die Hand reichen um abgerundet zu werden; du hast mich damit gut durch die Geschichte geführt.

 

Einen lieben Gruß

Meister Y

Autor. Förderer.

03.04.2016 um 12:35 Uhr

Wirklich schön...

Eine fein erzählte Geschichte, stark gewürzt mit genauesten Beobachtungen, wundervollen beschriebenen Details, etwas Schmerz und einem Hauch Melancholie. Bunten Bildern, grauen Stellen, dem Fahrtwind, den man gleich zu Beginn zu spüren scheint. Gefallen hat mir die Art, wie Du die Vergänglichkeit der Jugend und den Zauber des Alters, das Wandeln der Befindlichkeiten und Bedürfnisse beschreibst. Ein Prozess, dem sich wohl niemand entziehen kann, so stark das Bestreben auch sein mag. Etwas, was man so nicht so häufig findet.

Auch das, was ab und an wohl jedem passiert, der triste, auch von Rückschlägen geprägte Alltag ist Dir klasse gelungen. Daraus resultierend kann ich den Drang, stärker zu würzen, nachvollziehen. Ab und an wohnt er auch in mir, bricht durch, sucht sich seinen Weg. Allerdings immer unter der Maßgabe, es nicht Gewohnheit werden zu lassen.

Lieber Nachtasou, danke für eine schön erzählte Geschichte, die mich an vielen Stellen berührt hat.

Söldner

Autor. Lektor.

02.04.2016 um 20:27 Uhr

Sehr genaue Beobachtungen in entspannter Form beschreiben zu können ist etwas Feines.

Sehr genaue Beobachungen des Lebens ohne Bitternis oder Resignation entspannt zu beschreiben ist ein Kunststück.

Die Dinge sind wie sie sind und ich kenne Niemandem dem es bisher gelungen ist, sich der Zeit zu entziehen. Auch das Leben hat noch niemand überlebt. So denke ich im Moment.

Danke, ausgezeichnete Geschichte, bunt, an einigen Stellen blitzend, immer lebendig, wunderbar erzählt und mit so einem hauchdünnen Schleier Melancholie drüber.

 

Würzen kenne ich von Essen. Ich habe mir angewöhnt, Speisen weniger zu würzen. Ganz schnell habe ich mich darauf eingestellt und es ist super, wenn der Eigengeschmack der Zutaten dominiert.

Aber ab und zu darf es auch ein sogenannter Grieche sein. Zucker, Fett, Salz. Ach, wie widersprüchlich.

Deine Geschichte bewegt.

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Zu allen Beiträgen im Forum zu dieser Veröffentlichung.