Unsere Zeit ist zu kurz, um sie mit Eventualitäten und Gedankenspielen zu vergeuden. Du hast Angst, mich alleine zu lassen. Sagtest du. Und dann bittest du mich, keine Angst zu haben. Wie kann ich denn nur?
Kalt fühlt sich das Leder unter meiner Hand an, während ich gedankenverloren über den von dir gebauten Bock, fast zärtlich, streiche. Mein Blick geht durch das Fenster hinaus und bleibt an den Regentropfen, die Rinnsale bilden, hängen. Wie gerne würde ich in solchen Rinnsalen gerade meinen Tränen freien Lauf lassen. Meinen Gefühlen Raum geben und sie einfach geschehen lassen. Was mich davon abhält? Die Angst, in einem Meer von Tränen zu versinken. Tränen, die die in mir lauernde Angst um dich dann loslassen würde. Ich habe keine Zeit, nein, nicht keine Zeit, sondern eher keine Kraft, mich aus dem dann tiefen See wieder ans Ufer zu retten. Und du bist nicht da, um die Tränen, die ich sonst nur in deinen Armen loslassen kann, zärtlich wegzuküssen. Meine Augen lösen sich vom Fenster und wandern zu unserem Ehebett. Schon seit Tagen kannst du dort nicht an meiner Seite liegen und mit deinem starken Arm mir Halt und Kraft geben. Nun muss ich dir Kraft geben. Woher ich sie gerade nehme, weiß ich nicht so genau. Unsere Familie und Freunde sagen, es ist gut zu wissen, dass du mit mir eine so starke Frau an deiner Seite hast. Dass sie mich bewundern, wie ich das alles meistere und wegstecke. Dass sie nicht verstehen, dass ich immer noch lachen kann. Meine ungeweinten Tränen sehen sie nicht.
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In der Tat ein Trigger. Hab ich alles selbst so erlebt - in einer Beziehung ohne SM - Aber darum gehts es auch nur am Rande. Ich bin überzeugt, dass man das nicht so ausdrücken kann, ohne in dieser Situation zu sein oder gewesen zu sein.
Wir hatten Vorsorge getroffen, den besten Arzt der Welt an der Seite, den man sich wünschen kann. Der auf Zuruf das zur Verfügung stellte, was für eine sanfte Reise notwendig war. Der unaufgefordert am vorletzten Tag vorbeikam, sich Zeit nahm. Dann - ein letzter Abend - Eis und Gin-Tonic, eine überraschend ruhige Nacht.
Am Morgen der letzte Schritt und die Antwort auf den letzten Satz des Textes: Meine Frage: "Willst du oder soll ich?" - "Mach du bitte ... " .
Der letzte und größte Wunsch, den ich erfüllen konnte.
Und die letzte Frage hätte ich mit einem "Ja" beantwortet, so wie ich auch die Frage, ob ich die Seine sein will, einst mit einem "Ja" beantwortet habe. Wen man liebt, sollte man in Liebe gehen lassen.
all, die mir hier so aufmunternd geschrieben haben, einfach DANKE!
Ja, eine Bewertung dieses Textes ist wirklich nicht einfach.
Denn es ist eben keine Geschichte und sind keine erfundenen Protagonisten.
Die Schattenzeilen sind für mich ein Stück Heimat. Hier darf ich genau die sein, die ich bin. In einem geschützten, aber doch öffentlichen Raum. Hier darf ich auch Gefühle zeigen, die ich nicht unbedingt anderen um mich herum zeigen würde, bzw. nur ganz ganz wenigen freiwillig zeige.
Ich danke den Schattenzeilen, dass ich diesen Moment hier veröffentlichen durfte.
Mein Herr kämpft noch immer, aber heute voller Hoffnung. Nicht so, wie damals zu Beginn...kurz nach der Diagnose.
Wir haben aber mittlerweile beide erkannt, dass es Wichtigeres im Leben gibt, als Hetze, Arbeit und ein "immer da sein für andere".
Heute sind wir achtsamer mit uns.
Und wir haben uns auch fest vorgenommen, dies auch nach dem Kampf zu bleiben.
Für alle guten Wünsche und Worte der Hoffnung hier und auch auf anderen Wegen, die mich von Mitgliedern der Schattenzeilen erreicht haben, danken mein Herr und ich jedem Einzelnen von Herzen.
09.07.2025 um 18:41 Uhr
Liebe hexlein,
was für eine tragische Geschichte.
Du hast deine Gefühle wunderschön in diese Geschichte gepackt, welche mich sehr mitnimmt.
Dieser Schicksalsschlag tut mir sehr leid.
Danke das ich an deinen Gefühlen teilhaben durfte.
Liebe Grüße Ruby
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