Gefangen
Ihr leichtes Sommerkleid, ihre neuen Schuhe – prüfend steht sie vor dem großen Flurspiegel und betrachtet sich. Es ist leicht, anders zu sein. Aber es ist nicht immer leicht, dies auch Anderen gegenüber zu zeigen. Sich zu trauen. Der Anderen wegen.
Eine Fetisch-Geschichte von Ophion.
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Vorsichtig schaut sie durch die Gardinen auf die Straße hinab. Sonnenschein, spielende Kinder, Nachbarn in nichtige Gesprächen vertieft – wie gerne wäre sie ein Teil davon, wie schön wäre es, jetzt einfach die Tür zu öffnen und hinunter zu gehen. Aber nein, seufzend wendet sie sich vom Fenster ab, nein, das ist nicht möglich, sie muss unsichtbar, unerkannt bleiben.
Ihr neues leichtes Sommerkleid, ihre neuen Schuhe – prüfend steht sie vor dem großen Flurspiegel und betrachtet sich. Sie hat sich so viel Mühe gegeben mit ihrer Schminke, vielleicht den Lidschatten etwas zu stark betont. Aber das ist egal, niemand wird es sehen, niemand außer ihr selbst. Seit Jahren schon ist sie in dieser Wohnung gefangen, reduziert auf diese wenigen Räume, alleine, der restlichen Welt unbekannt.
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Kommentare von Leserinnen und Lesern
Sehr gut geschriebene Geschichte. Sie fordert recht unmissverständlich Empathie für den(die) Protagonisten(n) ein. Da sind wir wieder beim Thema; Öffentliche Akzeptanz! Als "Nichtbetroffener" sicher schwer nachzuvollziehen. Die eigenen Erfahrungen erinnern eher an Mitleid als an Mitgefühl. Vor meinem geistigen Auge sehe ich eine etwas 'grotesk' gekleidete Person, an der nichts so richtig zueinander passt.
Schönheit liegt aber bekanntlich im Auge des Betrachters. Es gibt natürlich auch "gelungene Transformationen" und da fällt mir spontan der "Kinks"-Song "Lola" ein.("Stimmungsaufheller" können hilfreich sein) Auf alle Fälle ist diese "Passion" absolut ungefährlich und tut nicht weh. Keiner wird verletzt oder nimmt körperlichen Schaden. Eigentlich schon wieder fast sympathisch!
Danke für die Anregung darüber nachzudenken!
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Aiko Schwarzmeier
Gelöscht.
Anders sein als die Masse - das ist, so glaub ich, für viele der Horror.
In jüngeren Jahren hab ich mir ein Radler-Dress aus Latex zugelegt und hab damit meine Feierabend-Runden gedreht.
Und was ist passiert:
NIEMAND hat es gemerkt! (oder sich anmerken lassen)
Ich gleube, vilen fällt das Anders sein der anderen garnicht auf, weil sie mit sich selbst beschäftigt sind.
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Zeilen, die mich wahrlich gefangen haben.
Danke, dass Du dieses Thema hier auf den Schattenzeilen angesprochen hast, es gehört aus meiner Sicht ebenso hierher, wie viele andere Themen, die wieder und wieder tabuisiert werden, obwohl sie Menschen betreffen.
Nicht nur Nachdenklichkeit hast Du in mir verursacht, nein, Du hast es auch geschafft, mir in Erinnerung zu rufen, wie viele verzweifelte Menschen es gibt, die es nicht schaffen, den Bann des Lebens zu brechen.
Vielen, vielen Dank für diese Geschichte.
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Nachdenklichkeit...
Wenn man nicht der "Norm" entspricht,
braucht man entweder viel, sehr viel Selbstbewußtsein
oder man versteckt sich.
Toleranz gegenüber Anderen,
ich bin immer wieder erstaunt,
wie offen und tolerant meine Kinder auf andere zugehen,
ich denke schon länger nicht mehr in Schubladen.
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Dein Text stimmt mich sehr traurig. Du hast sehr einfühlsam beschrieben wie schwer es ist wenn wir uns nicht outen können und versuchen das Leben der Massen mit zu leben. Alles was es uns einbringt , Leid, Sehnsucht und Schmerz. Ist es das wirklich wert?
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