Es ist doch Sonntag, und so etwas darf einfach nicht an einem Sonntag passieren, denke ich und habe Mühe, die letzten Stunden zu begreifen.
Der Notarzt packt zusammen und bahnt sich einen Weg durch die Anwohner zurück zu seinem Wagen. Die Polizisten verabschieden sich ebenfalls mit ihrem künstlich betroffenem Gesichtsausdruck und treten beim Hinausgehen beinahe auf den Hund. Sicher ein versteckter Racheakt.
Aus, vorbei. Das war's. Spontaner Exitus. Sie ist unwiderruflich tot.
Noch einmal schaue ich in ihr Gesicht, ehe die Männer den Sarg schließen.
Das spöttische Lächeln umspielt noch immer ihre blassen Lippen. Fleischgewordene Renitenz. Alles andere, als ich erwartet habe, aber letztlich hat sie mir mehr gegeben, als ich mir hätte träumen lassen. Meine Finger wollen sie ein letztes Mal berühren, aber die unterbezahlte Pappnase von Leichenspediteur versucht sie abzutrennen, indem er den Deckel mit Schwung zuwirft.
„Nur direkte Verwandte dürfen über die Leiche mitbestimmen“, nölt er.
Ich kann es noch immer nicht glauben. Sie ist einfach umgefallen. Mit einer Tasse Kaffee in der Hand kippte sie lautlos zur Seite und war bereits tot, ehe ich um den Tisch herum war. Mein Kreislauf spielt verrückt. Mir ist gleichzeitig heiß und kalt. Wenn ich den Tisch loslasse, falle ich garantiert auf die Nase.
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Merry Widow alias das Mängelexemplar. Reifes Mädchen mit blonden Haaren. Für vieles offen, aber zu nichts zu zwingen. Sucht Partner für feste Beziehung. Handwerklich begabt, aber wenig häuslich. - Wer sich auf diese Kontaktanzeige in einem BDSM-Magazin einlässt, muss sich auf einiges gefasst machen.
Alle sind auch untenrum rasiert? Warum? Ist das so eine Art Vorgabe für diese SMler? Was machen SMler denn anders? An den Brüsten aufhängen? Hat es schon mal eine länger bei dir ausgehalten? Ich mache dir einen Vorschlag: Ich bleibe eine Woche und wir proben, ob wir zusammen passen. Und dieses Bondagefoto, das will ich demnächst auch probieren.
Was soll ich sagen? Mein jüngstes Date hat es in nicht einmal achtundvierzig Stunden geschafft, mich betrunken zu machen und dem Beischlaf eines Köters auszusetzen, einem Junkie zu einem Schuss zu verhelfen, nackt in mein Bett zu kommen, ohne mich weiter zu beachten und obendrein mein Schlafzimmer in ein Trainingszentrum für Sadisten zu verwandeln. Eigentlich wäre es an Zeit für einen kleinen Herzkasper. Die Frage ist nur, ob vor Freude oder vor Angst.
Auf dem Tisch liegt eine aufgeschlagene Fetischzeitung. Ein überteuertes Hochglanzmagazin mit phantastischen Bildern. Anna hat einen Artikel über Stiefelladys gelesen. Hochgewachsene Blondzetten mit Schuhwerk, die bis in den Schritt reichen. Soll mir das etwas sagen, meldet sich mein männlicher Verstand plötzlich? Eine bebilderte Anzeige lässt mich endgültig aus meinem naiv intellektuellen Dasein erwachen.
Die ersten sieben Tage vergingen wie im Flug und ich habe manchmal das Gefühl, als stecke ich in einem Traum, der mal mehr, mal weniger greifbar ist. Für Anna war es unter anderem die Erkenntnis, dass sie im Sinne der Erotik zuweilen erhöhten Druck und Schmerz für eine vollständige Befriedigung benötigt. Doch nun begann das Spiel nach ihren Regeln.
Anna kommt aus dem Bad und trägt nur ihr Halsband. Leicht rosa gefärbte Striemen über ihrem Brustansatz sind immer noch zu sehen. Sie schüttelt ihre Locken in Form und schaut aus dem Fenster. Ihr Hintern hat sich schneller und besser von der Flagsession erholt. Endlich hat sie ihr Glück gefunden. Endlich.
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Kommentare von Leserinnen und Lesern
Gelöscht.
29.04.2021 um 12:24 Uhr
Mir gefällt diese Geschichte ausnehmend gut. Die feine Ironie und die doch recht nachvollziehbare Realität machen mich neugierig auf die Fortsetzung. Von mir volle Punktzahl - ist genau meins. Danke
Herrlich, einfach nur herrlich. Ich muss zugeben, dass mich diese Zeilen total fasziniert haben.
Unterschiedlicher können Charaktäre wohl kaum sein und die Beschreibungen des Szenarios... Einfach nur köstlich. Voller Witz und Ironie auf der einen, voller Detailtreue und Geschmack auf der anderen Seite.
Ich bin auf die Fortsetzungen gespannt und haben noch immer ein Lachen im Gesicht.
Zwei total unterschiedliche Charaktere prallen hier aufeinander. Auf der einen Seite der etwas weltfremde, in seinen Phantasien gefangene Peter, der das Leben trotz seines Alters scheinbar überhaupt nicht kennt. Auf der anderen Seite Anna, die schon einiges durch gemacht haben muss, die aber irgendwie immer tiefer gerutscht ist. Aber sie steht im Leben, hat eine starke Persönlichkeit.
Diese Frau und dieser Mann sollen nun in Rollen schlüpfen, die eigentlich genau das Gegenteil von dem sind, was sie selbst verkörpern. Das wird sicher spannend und ich freue mich schon auf den nächsten Teil.