Profil erstellen Login

Social Bondage: Textnummer 1510 | Facebook | Twitter

Urheberrecht: Eine Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung darf nur nach Zustimmung durch hexlein erfolgen! Mehr dazu ...

Namen, Orte, Handlungen: Im Text erwähnte Namen, Orte und Begebenheiten sind, soweit nicht anders angegeben, fiktiv. Handlungen und Techniken sind nicht vollständig beschrieben, es fehlen Sicherheitshinweise. Mehr dazu ...

Immer und ewig

Eine BDSM-Geschichte von hexlein

Vorlesen

„Mach Dich hübsch!“ ruft es aus dem Wohnzimmer quer durch die Wohnung, als sie vom Stadtbummel nach Hause kommt und durch die Wohnungstür eintritt. „Hübsch für mich.“

Sofort reagiert ihr Körper auf die besondere Betonung, mit der die beiden Sätze an ihre Ohren dringen. Vergessen sind die Erlebnisse, das Kleid, von dem sie ihm erzählen wollte und das sie fotografiert hatte in der Hoffnung, dass es ihm genau so gut gefallen würde wie ihr selbst. „Ja, mein Herr“ antwortet sie leise, aber doch vernehmlich für ihn. „Darf ich eine Frage stellen?“

Aus dem Wohnzimmer erklingt ein leises Lachen. „Nein, darfst Du nicht. Ich werde Dir nicht sagen, wohin es geht. Und ich werde Dir auch nicht sagen, was wir tun. Nur, dass es etwas für uns sehr Besonderes ist. Also, husch!“

In ihrem Kopf wirbelt alles durcheinander. Was soll sie nur anziehen? Die immer wiederkehrende schwierigste aller Fragen für eine Frau. Und für eine Sklavin ganz besonders. Soll sie sich als Sklavin zurecht machen? Oder als die begehrenswerte Frau, die er der normalen Öffentlichkeit zeigt? Sämtliche Kombinationen drehen sich, wie an einem Kleiderständer aufgereiht, in ihrem Kopf.

„Ich sagte Husch, und das meinte ich auch so. Du hast noch genau fünfzehn Minuten Zeit. Ich bin bereits fertig“, erklingt seine sonore Stimme aus dem Wohnzimmer. „Wenn Du fertig bist, wartest Du mit geschlossenen Augen im Flur. Wenn Du nicht fertig bist, nehme ich dich genau so mit, wie du in dem Moment bist.“ 

Völlig überrascht von dem Wechsel in der Stimmlage vom Spöttischen zum Dominanten fliegen ihre Schuhe von den Füßen in die Flurecke. Auf dem Weg zum Schlafzimmer zieht sie den Pullover über den Kopf mit der einen und öffnet den Reißverschluss ihres Rockes mit der anderen Hand. Halb ausgezogen kommt sie im Schlafzimmer an und es sind nur noch Sekunden, die sie benötigt, um sich ganz von ihrer Kleidung zu befreien. Nackt huscht sie ins Bad, um sich kurz abzuduschen und danach schnell Make-up aufzulegen. Wie ein Wirbelwind stürmt sie zurück ins Schlafzimmer, um vor dem Kleiderschrank nochmals kurz inne zuhalten. Doch dann ist ihre Entscheidung schnell getroffen. Ein kleines Schwarzes macht das Rennen. Eines, mit dem sie für alle Eventualitäten gewappnet ist. Der Schnitt des Oberteils erfordert es nicht, dass sie ihren Busen in einen BH zwängen muss. Höschen trägt sie sowieso keines und der Strapsgürtel und die Nylons sind schnell dazu angezogen. Die Haare werden mit einer silbernen Spange am Hinterkopf hoch gesteckt. Leicht kräuseln sie sich durch die Feuchtigkeit vom Duschen. Sie lächelt ihr Spiegelbild an, denn sie weiß, dass sie in dieser Aufmachung ihrem Herrn sehr gut gefallen wird. Ein rascher Blick auf die Uhr zeigt ihr, dass sie noch eine Minute hat. Sie atmet tief ein und aus, um sich zu und ihre flatternden Nerven zu beruhigen und geht angemessenen Schrittes in den Flur, schlüpft dort in die hochhackigen schwarzen Pumps, stellt sich mitten hinein und schließt die Augen.

Keine Sekunde zu spät. Sie hört ihren Herrn sich von der Couch erheben und in den Flur kommen. Er bleibt in der Tür kurz stehen und sie weiß trotz der geschlossenen Lider seinen Blick über sie hinweg gleiten. Kein Wort erklingt jedoch aus seinem Mund. Keine Anerkennung, aber auch kein Tadel. Sie hört, wie er sich seine Schuhe anzieht. Ah, die mit den Schnürsenkeln, bemerkt sie. Sie weiß nun, dass sie mit ihrer Wahl richtig lag, denn diese Schuhe trägt ihr Herr nur zu seinen Anzügen. Also hat auch er sich für den Abend in Schale geworfen.

Gespannt lauscht sie weiter, was geschieht. Die normalen Alltagsgeräusche, die entstehen, wenn man die Wohnung verlässt, erklingen. Portemonnaie, Handy und die Kleinigkeiten, die „Mann“ benötigt, werden eingesteckt und in den diversen Taschen verstaut. Dann legt sich eine warme Hand um ihren Nacken und führt sie zur Tür. Diese wird geöffnet und sie hindurch geschoben. Die Treppe hinunter und auf dem Weg zum Auto, bis sie sicher auf dem Beifahrersitz gelandet ist, verlässt diese Hand sie nicht. Sie wird angeschnallt und die Tür schließt sich. Gleich darauf setzt ihr Herr sich neben sie und fährt los.

Ihre Gedanken kreisen um den möglichen Zielort. Was hat er nur vor mit ihr? Er spricht kein Wort, legt aber beruhigend eine Hand auf ihren Oberschenkel und streichelt sie zärtlich. Rechts herum, links herum, mehrere Kreisel durch. Verschiedene Straßenbeläge. Noch nie war ihr eine Fahrt so bewusst. Auch, wenn sie keinen blassen Schimmer hat, wohin der Weg führt, genießt sie jeden Augenblick.

Das Auto wird langsamer und schert in eine Parklücke ein. Er steigt aus, öffnet ihr die Tür und hält sie fest an seiner Hand. So lotst er sie einen Weg entlang, der mit Kopfsteinpflaster belegt ist, über eine kleine Brücke, die aus Holzbalken besteht und dann über weichen Rasen. Sie hört leise Stimmen, die sich unterhalten, doch sie kann nicht verstehen, wer dort spricht. Was hat er nur vor? Wo sind sie?

Er lässt ihre Hand los und gleich beginnt sie zu zittern. Vor Aufregung und Nervosität. Der weiche Boden macht es unmöglich für sie, anhand der Schritte zu erkennen, wo ihr Herr sich befindet. Doch nur Sekunden später ist es seine Hand, die sie wieder in ihrem Nacken fühlt. Er steht hinter ihr. Mit leichtem Druck und den Worten „Knie Dich bitte hin“ hört sie das erste Mal, seit sie in die Wohnung zurück kam, seine Stimme wieder. Doch was ist das? Seine Stimme klingt anders als sonst. Sie ist zwar gewohnt sonor, aber da ist ihr, als würde sie ein leichtes, aufgeregtes Zittern darin vernehmen. Sie sinkt vor ihm nieder und senkt das Kinn auf die Brust. Doch er gebietet ihr mit seiner Hand Einhalt. Sie fährt ihren Hals entlang und hebt sanft ihr Kinn an, so dass sie mit geradem Blick, wenn denn die Augen offen wären, vor ihm kniet.

Er behält seine Hand an ihrer Kehle und fängt leise an zu sprechen: „Du wirst heute etwas von mir bekommen. Ich habe lange danach gesucht, bis ich das für Dich Passende gefunden habe. Es sollte viele Bedingungen erfüllen und einige davon sind nicht einfach zu erfüllen gewesen. Doch nun habe ich es für Dich. Du hast mir Deine Hingabe und Deine Liebe geschenkt. Und unsere Freunde, die uns auf unserem bisherigen Weg, auf unserer besonderen Reise begleitet haben und heute hier anwesend sind, sollen Zeugen dafür sein, dass ich diese Geschenke von Dir annehme und Dich ebenso. Ich möchte aber, bevor Du Dein Geschenk bekommst, allen noch eine Geschichte erzählen, die Du mir erzählt hast.“

Bei diesen Worten beginnt sie lautlos zu weinen. Sie weiß, um was für ein Geschenk es sich handelt. Sie hatte schon nicht mehr gehofft, überhaupt dieses Geschenk zu erhalten. Und nun übergibt er es ihr mit solch einer wunderschönen Geste.

„Die Geschichte, so sagtest Du mir, hat Dir schon Deine Großmutter erzählt. Ich erzähle sie nun unseren Gästen...

 

Es war ein mal ein kleines Mädchen, dass seine Großmutter immer wieder fragte, wie lange denn 'Immer und Ewig' sei. So alt und weise die Großmutter auch war, auf diese Frage hatte sie lange keine Antwort. Doch eines Abends setzte sie sich auf die Bettkante des kleinen Mädchens und fragte, ob es denn wüsste, wie klein ein Zaunkönig sei. Das Mädchen lachte verwundert und erwiderte: 'Aber natürlich. Es wohnt doch einer mit seiner Frau und seinen Kindern in der Hecke hinter dem Obstgarten.'

'Dann weißt Du ja, wie klein so ein Zaunkönig ist', meinte die Großmutter. 'Und du warst mit Mama und Papa doch im Urlaub in den Bergen, in Tirol. Weißt Du denn noch, wie hoch dort der höchste Berg war?'

Das kleine Mädchen streckte die Arme aus und rief: 'Sooo hoch!'

'Ja', antwortete die Großmutter. 'Sooo hoch. Nun, Du möchtest ja immer wissen, wie lange immer und ewig ist. Es ist so, jedes Jahr, wenn die Kinder des Zaunkönigs flügge geworden sind, fliegt unser kleiner Zaunkönig zu dem höchsten Berg in Tirol und wetzt dort am Gipfel sein kleines Schnäbelchen. Wenn irgendwann einmal der ganze Berg von dem kleinen Schnäbelchen abgewetzt ist, dann ist die erste Sekunde der Ewigkeit vorüber.'

 

Bei diesen Worten spürt sie, der die Tränen nun in kleinen Rinnsalen über die Wangen laufen, wie sich um ihren Hals ein Halsband schließt.

„Schau mich an“, bittet er sie leise und sie öffnet blinzelnd die Augen, um ihm ins Gesicht zu sehen.

 

„Möge für uns und unsere besondere Liebe der kleine Zaunkönig heute das erste Mal zum Berg fliegen und möge unsere Liebe erst enden, wenn die ganzen Alpen abgetragen sind“, kommt es mit belegter Stimme aus seiner Kehle und er schließt das Halsband mit einem kleinen Schlösschen ab, dessen Schlüssel er sich an einer Kette ebenfalls um den Hals legt.

 

Bewertung

Mitglieder der Community können hier den Text bewerten und Kommentare abgeben.

Wenn dich die Vorteile der Community überzeugen, kannst du hier kostenlos beitreten. Wir freuen uns auf dich!

Kommentare von Leserinnen und Lesern

River

Autor(in).

02.08.2022 um 13:54 Uhr

Du zeigst hier sehr schön auf, dass es im BDSM nicht immer nur um das Eine geht. Dass es Liebe gibt und nicht nur das schnelle Vergnügen.

Wirklich richtig schön geschrieben.

LG River

Queeny

Förderer.

01.02.2022 um 22:00 Uhr

Dankeschön, ich liebe solche schönen Geschichten mit viel Gefühl und Liebe!

Deine Geschichte hat mir sehr, sehr gut gefallen.

Grüße Queeny

Amadeus

Gelöscht.

29.01.2022 um 15:52 Uhr

Kann mich meiner Vorrednerin nur anschliessen. Rührselig und sehr situationsabhängig. Eine Gefühlswelt auf dem Zenit der Glückseligkeit. Ich weiß aber, dass "immer und ewig" relativ ist und unsere Gedanken "ewig" nicht erfassen können. Behaltet Euren gesunden Optimismus - er läßt sich nicht ewig bewahren. Schöner Versuch! Die Absicht ist lobenswert. Danke

Gelöscht.

29.01.2022 um 15:32 Uhr

Heute scheine ich nur gefühlsduselige Texte zu erwischen. Trotzdem danke für die Geschichte!

17.10.2017 um 17:55 Uhr

...da steht ein hoher Berg, ganz aus Diamant. Zu dem kommt einmal im Jahr ein kleiner Vogel und wetzt dort an dem Gipfel seinen Schnabel. Und wenn der ganze Berg weggewetzt ist, dann ist eine Sekunde der Ewigkeit vergangen...

 

Ein weitverbreitetes Märchenmotiv, das es in mehreren Varianten gibt. Es passt gut zu dieser ruhigen Geschichte..

leni

Autorin.

14.01.2017 um 00:15 Uhr

Deine Geschichte hat mich sehr berührt. Ich konnte die Situation der Frau die ganze Zeit "miterleben". Das gehetzte Umziehen, die Fahrt im Auto, in der sie alles überdeutlich wahrgenommen hat und schließlich die wunderschöne Zeremonie mit der tollen Geschichte in der Geschichte über die Ewigkeit. Vielen Dank.

hanne lotte

Autorin. Lektorin. Förderer.

13.01.2017 um 20:02 Uhr

Es ist schon etwas besonderes um ein Halsband. Mal abgesehen von den rechtlichen Konsequenzen steht er dem Ehering wohl kaum in etwas nach. Diese Geschichte einer besonderen Trauung hat mich berührt. Es ist dem hexlein gelungen, mit viel Gefühl zu erzählen, oder dabei sentimental zu werden.

 

Danke für diese schöne Geschichte.

 

hanne

Jona Mondlicht

Autor. Lektor. Teammitglied.

22.05.2016 um 13:21 Uhr

geändert am 22.05.2016 um 13:21 Uhr

Hallo Hans Werner!

 

Hans Werner

leider ein wenig kurz

 

Warum findest Du nahezu jede von Dir gelesene Geschichte "leider ein wenig kurz"?

 

Ich meine - was erwartest Du und wie begründest Du diesen Anspruch? Das würde mich wirklich interessieren.

 

Viele Grüße

Jona

Gelöscht.

22.05.2016 um 13:08 Uhr

Danke das ich diese Geschichte lesen durfte

Sehr Einfühlsahm

leider ein wenig kurz

liebe Grüße

Werner

Gelöscht.

19.02.2016 um 16:30 Uhr

als ich ein junges Mädchen war. hatte ich einen Traum ...den Mann fürs Leben finden und haben ,leider hat das Leben mit mir was anderes vor gehabt...

Berücksichtigt wurden nur die letzten Kommentare.

Zu allen Beiträgen im Forum zu dieser Veröffentlichung.

 

Diese Seite als Lesezeichen:

Hier gelangst du zu deinen Lesezeichen.