Platz 8 im Schreibwettbewerb »Das Päckchen« (»Schreibwettbewerb: Das Päckchen«).
Ich war gerade unterwegs, als mir auf dem Handy der Eingang einer Mail signalisiert wurde, und neugierig wie ich nun mal bin, musste ich natürlich gleich mal checken, was mir da geschickt wurde. Schreibwettbewerb auf den Schattenzeilen, das ließ mich schon mal aufhorchen. Aber das Thema? Päckchen? Nun ja ... ich erledigte, was ich zu erledigen hatte, aber so die zündende Idee wollte einfach nicht kommen. Trotzdem, irgendwie blieb die Sache immer im Hinterkopf, sie ließ mich den ganzen Tag nicht mehr los. Mehr noch, sogar in der Nacht suchte sie mich heim.
Normalerweise ist es bei mir so, entweder habe ich die Idee zu einer Geschichte - oder eben nicht. Fange ich zu schreiben an, zack - dann ist die ganze Story in meinem Kopf, ganz egal ob nun eine Kurzgeschichte oder ein Roman oder gar eine Serie. Während des Schreibens wandelt sich manchmal die Richtung, wenn sie so richtig zu leben beginnt - und hin und wieder überraschen mich auch meine Protagonisten. Die entwickeln einen eigenen Kopf und wollen nicht immer so, wie ich denke, dass sie sollen.
Aber Päckchen? Nein, da zündete irgendwie gar nichts.
Tja, aber heute Morgen ... auf einmal ist alles anders. Ein Gewitter weckt mich auf, es ist kurz vor Sieben. Um diese Zeit schlafe ich normalerweise wie eine Tote. Ich bin gebürtige Nachteule und bekennende Langschläferin. Zombiestatus tritt bei mir so ab neun Uhr morgens ein, aber um Zehn, nach der ersten Tasse Kaffee, kann man behaupten, ich fange an zu leben. Wenn ich nach dem Aufwachen die erste Runde mit dem Hund drehe, laufe ich wie eine Tote durch die Gegend, übersehe grundsätzlich Nachbarn, die mich grüßen, und es ist wirklich ein Wunder, dass ich mich in dem Zustand noch nie verlaufen habe. Der Grund ist eigentlich ganz einfach: Ich orientiere mich an der Hündin, die kennt ihre Runde und den Weg, und ich laufe einfach hinterher ...
Ach ja, die Geschichte mit dem Päckchen. Ich schweife mal wieder ab.
Ich werde also wach, es donnert und blitzt, und draußen vor den offenen Fenstern rauscht der Regen, als wolle er Noahs Sintflut einläuten. Eigentlich müsste ich nachsehen, ob es im Wintergarten reinregnet, aber ich bin ganz in Gedanken. Noch im Halbschlaf lausche ich nicht nur auf den Regen, sondern auch auf das zufriedene, schnarchende Grunzen meiner Fellnase, die sich trotz der tropischen Temperaturen bis zur Nase in der Bettdecke eingegraben hat.
Erinnerungen tauchen auf. Da war doch irgendwann mal was mit einem Päckchen. Okay, in meinem Fall - mit einem Paket. Ich bin sicher kein Päckchen, das kommt weder vom Gewicht noch von den Maßen hin. Ich muss grinsen.
Hans. Genau! Da war doch diese Sache mit der Lieferung und dem Irrläufer ...
Meine Gedanken verselbständigen sich. Auf einmal sehe ich es vor mir, als wäre es erst gestern passiert, aber die Geschichte ist über fünfzehn Jahre her. Damals, während meiner wilden Zeit, hat sie sich ergeben.
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