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Der Arztbesuch (Teil 1)

Eine BDSM-Geschichte von steeldoc.

Obwohl das Wartezimmer ausgesprochen komfortabel eingerichtet war, fühlte Peter sich nicht so recht wohl in seiner Haut. Er lehnte sich auf der schweren, mit schwarzem Leder bezogenen Sitzbank zurück und richtete den Blick auf Angelika, die ungewohnt wortkarg neben ihm saß. Es war gleich 21 Uhr, und sie waren die einzigen Wartenden. Aus dem angrenzenden Ordinationszimmer drangen gelegentlich Geräusche, wie sie beim Hantieren mit Metallgegenständen auf harter Unterlage entstehen; dann und wann waren auch gedämpfte Stimmen zu hören. Zwischendurch vermeinte Peter aber auch Schmerzenslaute zu vernehmen, was ihn ein wenig irritierte. War da nicht eben ein kurzer Aufschrei zu hören gewesen? Oder vorhin, das langgezogene Stöhnen? Bildete er sich das alles nur ein oder ging da hinter gepolsterten Türen tatsächlich etwas Beunruhigendes vor?

Wie auch immer - er ließ sich seine Nervosität nicht anmerken. Es war Angelikas Vorschlag gewesen, hierher zu kommen und sich einer Behandlung zu unterziehen. Na ja, "Vorschlag" war vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck. Angelika hatte es einfach beschlossen und ihm mitgeteilt. Peter liebte Angelika, auch wenn - oder gerade weil? - sie manchmal sehr dominant sein konnte. Und im Grunde hatte er ja gar nichts dagegen, sich so eine Art Intimpiercing machen zu lassen, oder was auch immer es werden sollte. Angie hatte sich nie ganz klar dazu geäußert, welche Art von Behandlung sie ihm eigentlich angedeihen lassen wollte. Es hatte etwas mit seinem besten Stück zu tun, so viel war klar. „Es wird bestimmt ein intensives Erlebnis für dich werden“, hatte sie sphinxisch angedeutet. Und weiter: „Tu es einfach mir zuliebe und frag nicht zu viel. Erika ist Spezialistin für solche Sachen, glaube mir.“

Erika. Peter wusste so gut wie gar nichts über sie, außer dass sie eine alte Freundin von Angie war, die Medizin studiert und eine eigene Praxis eröffnet hatte. Und dass sie in dieser Praxis Untersuchungen und Behandlungen durchführte, die - vorsichtig ausgedrückt - mit dem schulmedizinischen Alltag nicht allzu viel zu tun hatten. Offensichtlich konnte sie ganz gut leben davon - das luxuriöse Ambiente der Ordinationsräumlichkeiten sprach eine deutliche Sprache. Eigentlich sah es hier gar nicht aus wie in einer Arztpraxis, sondern eher wie in der Lobby eines Vier-Sterne-Hotels. Doch auch dieser Vergleich stimmte nicht ganz. Schwarzes Leder überall, Tische aus Glas und verchromtem Stahlrohr, indirekte Beleuchtung. Plötzlich wusste Peter, warum er diesen Raum so sonderbar fand. Es gab keine Textilien hier, auch keinerlei schmückendes Beiwerk. Nur glatte Flächen und schmucklose Wände. Keine Fenster, keine Bilder. Die Einrichtung wirkte solide und gediegen, keine Frage; doch sie verbreitete keine Behaglichkeit. Eher Strenge. 

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

poet

Autor.

29.04.2020 um 21:43 Uhr

Du schreibst gut und mitnehmend, nur kann ich mir auf diese seltsamen Praktiken keinen Reim machen. Ob sie medizinisch wirklich unbedenklich sind, kann ich nicht beurteilen, nur sehe ich keinen Sinn dahinter. Mal sehen, ob man im 2.Teil dazu mehr erfährt.

Gelöscht.

05.02.2018 um 04:57 Uhr

einfach super geschrieben.

Gelöscht.

13.12.2017 um 23:58 Uhr

:O ... sehr gut geschrieben ... danke dafür :)

Gelöscht.

31.07.2017 um 00:24 Uhr

Wurde sehr gut und mitfühlend geschrieben.

Man kann sich sehr gut in den Text hinein versetzen.

Trotzdem wollte ich nicht an Peters Stelle sein.

Kater M

Förderer.

29.06.2017 um 22:24 Uhr

Gut geschrieben, eine genaue Wortwahl bringt die Atmosphäre hautnah rüber.

Trotzdem möchte ich nicht mit Peter tauschen.

Danke

Kater M

Lucia

Profil unsichtbar.

26.06.2017 um 21:43 Uhr

Eine ziemlich heftige Facette der dunklen Leidenschaften!

Aber präziese und nachfühlbar beschrieben, ich habe gedanklich schützend meine Hände auf meinen Bauch gelegt!

Danke für den Einblick!

Lucia

hanne lotte

Autorin. Korrektorin. Förderer.

22.06.2017 um 22:22 Uhr

Angelika, hin und hergerissen zwischen besorgt und leidenschaftlich, hat mich neugierig gemacht. Bei der danach beschriebenen Behandlung passt sich die Sprache dem Raum an. Knapp, präzise und nahezu emotionslos - wenn man von der Assistentin absieht. Routiniert verrichtet die Ärztin ihr Werk und ich staune mal wieder über die vielen Gesichter der Lust. Und bin gespannt, was Erika noch bereit hält.

 

Danke für den Blick über den Gartenzaun

hanne

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