Es ist nicht leicht, sich in einer Beziehung zu seinen bis dahin heimlichen Leidenschaften zu bekennen. Erst recht dann, wenn die Beziehung schon länger besteht und man sich gar nicht so sicher ist, ob der Partner oder die Partnerin mit der Leidenschaft etwas anzufangen weiß. In jedem Fall gehört eine gehörige Portion Mut dazu - und eine Idee, welchen Weg man sich am meisten zutraut.
Sie kam nach Hause. Es war schon früher Abend und recht dunkel.
Schon von unten hatte sie gesehen, dass in der Wohnung kein Licht brannte.
Wo war er?
War er schon schlafen gegangen?
Sie schloss die Wohnungstür auf. Abgeschlossen. Er war nicht da. Aber sonst ging er doch abends nie weg. Er wartete immer auf sie, wenn sie von der Arbeit kam.
Irgendetwas war los. Sie spürte es deutlich.
Sie knipste das Licht im Flur an. Tatsächlich, seine Jacke und seine Schuhe fehlten.
Doch da, auf der Kommode vor dem Spiegel – sie hatte ihn zuerst gar nicht gesehen – lag ein Brief.
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die gedankengänge kenne ich nur zu gut. es ist schwer, in einer bestehenden beziehung änderungen anzuregen oder gar einzufordern. da muss es nicht mal um einen besonderen fetisch gehen. nicht mal um sex. das zur richtigen zeit geführte gespräch ist sicher die ideale variante. eine hinterlassene nachricht birgt großes explosionsmaterial. aber die gewählte form ist aus der not geboren und total nachvollziehbar. in der wortwahl kommen mir zu viele klischeesätze vor … „aber ich liebe dich doch“. das kann man der jugendlichen autorin aber sicher nachsehen.
Ja, das berüchtigte Outing. Kennen viele sicher nur zu gut… Die haargenauen Überlegungen, wie stellt man es an, welche Worte gebraucht man, um nicht zu verletzen und trotzdem geschieht es…
Der Brief ist per se gar nicht die schlechteste Wahl und in meinen Augen nicht zwangsläufig feige. Worte können besser durchdacht und behutsamer gewählt werden. Das anschließende Gespräch darüber ist ohnehin unumgänglich… Tja, und dann der Aufbruch in die ungewisse Zukunft… Wie es bei den beiden in dieser Geschichte wohl ausging?
Wenn jede Versagung eines Menschen ein Gramm wiegt, würde die Erde schon längst im freien Fall sein.
Es gehört zwar nicht zum Thema, aber wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf: Die Erde befindet sich im freien Fall. Ein Orbit, in diesem Fall um die Sonne, ist immer ein freier Fall.
Als Du Deine Geschichte vor etlichen Jahren hier vorgestellt hast, war es schon damals ein zurückliegendes »Jugendwerk«.
Manche eigene Texte hat man einfach lieb gewonnen, auch wenn man aktuell anders schreiben würde. Besser? Es sind Zeitzeugen, und mit Milde darauf zu schauen, ist richtig.
Hanne-Lotte hat einen treffenden Kommentar dazu geschrieben, an den ich mich anschließen will. Nicht nur ein solches Outing wie in der Geschichte, sondern allgemein ist es wohl ein unsicherer Schritt, Wünsche oder Bedürfnisse in einer Beziehung zu äußern, wenn Beschämung eine mögliche Folge ist.
Für noch bedeutender halte ich Miris Reaktion: Miri ist verunsichert, welche Bedeutung der bisher erlebte Sex denn noch hat? Was helfen da Simons Versicherungen? Für Miri platzt die bisherige Illusion, dass sie als Liebhaberin »genügte«. Es gehört ja zum großen Glück beim Sex, jemanden zu befriedigen. Und nun das! Bei einem Outing steht nicht nur die Zukunft auf dem Spiel, sondern die gemeinsame Vergangenheit ebenfalls.
Mit ein bisschen Augenverbinden und so wird es auch in Zukunft nicht getan sein, fürchte ich. Regelmäßiges »Entgegenkommen« im Liebesspiel fühlt sich nicht gut an für einen Partner, denk ich. Ich möchte es nicht, dass sich jemand für mich verbiegt, nicht mal aus Liebe. Das Gefühl bedürftig zu sein und besänftigt zu werden, ohne der Leidenschaft auf der Gegenseite sicher zu sein, fühlt sich ärmlich an.
Hat sich etwas geändert, gebessert, in den letzten 40 Jahren? Die Verletzbarkeit durch Beschämung und Frustration ist zeitlos. Und die heute jungen Menschen haben es nicht wirklich einfacher. Aber die Aufweichung der starren Rollenklischees macht es vielleicht allen Simons und Miris heute etwas leichter, »aus dem Rahmen« zu fallen. Vielleicht etwas spielerischer heranzugehen.
Dumm nur, dass BDSM kein Spiel ist, und es auch nicht nur um Befriedigung geht. Auch das ist in Deine Geschichte hineingepackt.
Mit offenem Ausgang.
Wenn jede Versagung eines Menschen ein Gramm wiegt, würde die Erde schon längst im freien Fall sein.
Ich denke so oder so ähnlich hat bei vielen der Denk- prozess über BDSM begonnen. Du hast mit wenigen Worten zu Papier gebracht, was in vielen Herzen begonnen hat.
Ich nehme an, sie haben inzwischen eine Lösung gefunden
Der Text spricht mich an, sein Verhalten ist so menschlich, so "lieber nicht dabei sein, wenn es knallt"
Vielen Menschen fällt ja schon schwer, über "ganz normale" sexuelle Wünsche zu reden.
Ich habe mich allerdings gefragt, woher sie so sicher weiß, dass er ihr die Augen verbinden will und nicht umgedreht. Aber das sind vernachlässigbare Details.
Doch bei dem nachfolgenden Gespräch und den esten zaghaften Versuchen wäre ich gerne dabei gewesen.
04.10.2023 um 23:09 Uhr
die gedankengänge kenne ich nur zu gut. es ist schwer, in einer bestehenden beziehung änderungen anzuregen oder gar einzufordern. da muss es nicht mal um einen besonderen fetisch gehen. nicht mal um sex. das zur richtigen zeit geführte gespräch ist sicher die ideale variante. eine hinterlassene nachricht birgt großes explosionsmaterial. aber die gewählte form ist aus der not geboren und total nachvollziehbar. in der wortwahl kommen mir zu viele klischeesätze vor … „aber ich liebe dich doch“. das kann man der jugendlichen autorin aber sicher nachsehen.
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