Große Erwartungen
Eine BDSM-Geschichte von Tek Wolf
Platz 2 im Schreibwettbewerb "Das Päckchen" (Link).
Fenja hob die Putzmittelflasche. Ein paar Spritzer auf den Tisch, dann kräftig schrubben. Flasche und Putzlappen wieder zurück ins Holster an ihrer Hüfte und heraus mit dem Trockentuch. Den Trick hatte Tim ihr gezeigt. Ein Werkzeuggürtel war ungeheuer praktisch beim Putzen. Man konnte hin und her gehen und hatte trotzdem alles griffbereit. Außerdem mochte sie den breiten Lederriemen um ihre Taille. Sie schnallte ihn immer ein wenig fester als nötig.
Nach dem Abwischen der Fensterbank, so summte es in ihren Gedanken, schnell die Wäsche runterbringen, dann ist die Maschine fertig, wenn ich gerade das Bad erledigt habe. Hausarbeiten mochte ja niemand. Spritzflasche heraus, Psit-Psit, wischen und trocknen. Du-Di-Dum! Es lief wie am Schnürchen! Manchmal wurde es sogar zu einem Tanz, einem regelrechten Geschicklichkeitsspiel. Dann war sie ganz bei sich selbst, ganz präsent und echt. Kein Platz für Gedankenchaos. Das war schön.
Wenn sie sich dann noch vorstellte, Tim wäre da, stünde hinter ihr, in seinen Händen die Reitgerte - lächelt sein böses Lächeln, beobachtet sie wie ein Falke, ist streng und manchmal unfair und hat solchen Spaß daran, sie zu knechten. Ein wohliger Schauder fuhr ihr den Rücken hinunter, als sie daran dachte. So wurde die Hausarbeit zu etwas sehr Aufregendem. Ihr Zuhause glänzte immer, seit sie ihn kannte.
Manchmal zwang er sie ja, unmöglich hochhackige Schuhe zu tragen, während sie sich abmühte. Und hautenges Gummi, das über ihre Haut schabte und glitschte, wo es mit Gleitgel versehen war - oder es immer Feuchtigkeit hatte, wenn es soweit war. Ihre Gedanken wanderten zum Schrank. Da standen die schwarzen Stiefel mit der Schnürung, die sich so richtig festzurren ließ.
Sie seufzte. Nein, das durfte sie nicht. Nicht, wenn er nicht da war. Regeln waren Regeln und sie wollte eine gute Sub abgeben. Freilich, Strafe gefiel ihr, gefiel ihr sogar sehr, aber ihn zu enttäuschen, das kam nicht infrage. Egal, wie groß die Versuchung war. Sie presste ihre Hand auf ihren Bauch, das musste sein. Erst wollte sie nur fühlen, wie ihr Atem ging, dann noch etwas fester, bis das Luftholen nicht mehr so einfach war. Schön! Verführerisch! Aber kein Ersatz zu seinen Fingern. Sie waren grob und grausam, wenn er es wollte, aber immer auf ihre Weise mitfühlend und zugewandt.
„Konzentrier dich!“, schalt sie sich. „Wenn du zu sehr in Gedanken abschweifst, verlierst du den Flow und dann ist es nur noch öde Hausarbei...“
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