Fremde Kulturen
Eine Science-Fiction-Geschichte von Knurrwolf.
Der Planet Ursa Minor Gamma zählte zwar nicht zu den wichtigsten Tourismusorten, konnte sich dennoch einer steten Anzahl an Besuchern erfreuen. Was nicht allein dem milden Klima geschuldet war, sondern vor allem der freundlichen Offenheit seiner Bewohner. Selbst die Ballungszentren wirkten weniger verstopft oder überlastet als auf anderen Welten, und dies galt auch für die Hauptstadt.
Turmartige Hochhäuser erhoben sich Bäumen gleich aus dem Unterholz kleinerer Gebäude, ohne diese durch ihre Größe zu erdrücken. Ein Netz aus geschwungenen Promenaden schlängelte sich zwischen diesen hindurch und wirkte mehr wie ein natürlicher Pfad durch den Wald als wie künstlich angelegte Wege. Die breiten Boulevards luden zum Flanieren ein und führten neben der üblichen Ansammlung von Geschäften oder Restaurants stets auch an großzügig angelegten Parkanlagen vorbei. Diese lieferten nicht nur grüne Ruhepole, sondern verbesserten zugleich das Klima innerhalb der Stadt. Alles in allem bot sich für Besucher ein einladendes und geradezu friedliches Bild, wenn sie durch die Straßen dieser Metropole wanderten. Was zum Großteil dem Verhalten der Einheimischen geschuldet war.
Daher war es umso überraschender für Alexander, dass man ihn während seines Landurlaubes in ein Büro der örtlichen Polizei gebracht hatte. Der junge Lieutenant trug seine dunklen Haare im praktischen Kurzhaarschnitt, der für Uniformen und Raumanzüge am handlichsten war. Seine grauen Augen waren beim Eintreten kurz von dem beeindruckenden Anblick gefesselt worden, den das Panoramafenster bot. Lag der Raum doch in einem der obersten Stockwerke des Verwaltungsturms und präsentierte einem Beobachter die Skyline der Stadt in all ihrer Pracht. Nun lag seine Aufmerksamkeit jedoch wieder auf der Person, die ihm auf der anderen Seite des schlichten Schreibtisches gegenüber saß.
Die Frau, die sich hier als seine Gastgeberin offenbarte, trug die mattblaue Uniform der hiesigen Ordnungshüter. Trotz einer entfernten Ähnlichkeit zu seiner eigenen Kleidung zeigte sie jedoch eine Haltung professioneller Neutralität. Das lange, weiße Haar war zu einem strengen Zopf gefangen, sodass die spitzen Ohren hervorblitzten. Beides zusammen verlieh ihr eine elegante Schönheit, die durch ihr kühles Auftreten noch verstärkt wurde. Sie hatte sich ihm als Optio Lauria vorgestellt, als sie ihn gebeten hatte, Platz zu nehmen. Bevor sich ein Spiel darüber entwickeln konnte, wessen Geduld länger hielt, ergriff sie nun das Wort.
»Als Besucher meiner Welt sind ihnen sicherlich nicht alle unsere Verhaltensweisen und Gesetzte bekannt. Ich muss daher darauf hinweisen, dass sie dabei beobachtet wurden, wie sie während ihres Aufenthaltes gegen eine davon verstoßen haben«, begann sie ihre förmliche Erklärung. »Ich weiß nicht, wie es in ihrer Kultur gehandhabt wird. Doch hier kennen wir keine Einwilligung in Körperverletzung jeglicher Art und entsprechenden Handlung sind daher illegal.«
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