Löwenzahn
Eine BDSM-Geschichte von Robert S
Als zum Ende des vorletzten Jahrhunderts ein Maurermeister im Auftrag eines verrückten Senffabrikanten eine architektonische Symphonie des Schreckens am Grasteich des Dorfes Herbertswalde errichten ließ, umgab er den knappen Hektar Land mit einer Backsteinmauer und errichtete in gebührendem Abstand zur Villa auch ein Gärtnerhaus für das Personal des Herren. Im Laufe der letzten Jahrzehnte änderte sich die Nutzung der Villa oft. Meinem Großvater gelang es, sich in den Wirren der Vereinigung beider deutscher Staaten zum Eigentümer des Gärtnerhauses zu machen, da die Nachfahren des Fabrikanten keine Vision für Villa, Grundstück und Gärtnerhaus hatten. Sie entschieden sich für einen schnellen Verkauf, bei dem mein Großvater einen geringen Preis zahlte, weil er für die Villa Interessenten fand, die einen Preis zahlten, der über dem Schätzwert lag. So gehörte mein Großvater zu den wenigen ostdeutschen Wendegewinnern im Immobiliensektor. Seit dieser Zeit liegen beide Häuser getrennt durch einen Weidenzaun nebeneinander.
Mein Großvater hat mir das Grundstück vermacht. Seitdem lebe ich am Rand des Dorfes. Ich habe frische Luft, wenig Stress, brauche keine Miete zu zahlen.
Ich verbringe einen Teil meines Tages mit Arbeit für Krankenversicherung, Kleidung und Altersvorsorge. Einen anderen Teil meines Tages widme ich der Sicherung meiner Selbstversorgung. Auf guten tausend Quadratmetern pflege ich einen Gemüsegarten. Ich baue Kartoffeln, Mohrrüben, Kohlrabi, Zucchini, Bohnen, Gurken, Tomaten und Schwarzwurzeln an. Hinter meinem Gemüsegarten liegt die Streuobstwiese mit Apfel, Pflaume, Pfirsich, Aprikose und Birne, dahinter kommen Beeren und noch weiter hinten mein Hühnerhof.
Brot und Butter kaufe ich, Salz, hin und wieder Fisch, sonst nichts. Ich süße mein Essen mit dem Honig meiner vier Bienenvölker.
Mich stört der Löwenzahn. Neben meinen Gemüsebeeten liegt die Wiese der Nachbarin. Alle drei Wochen setzt sich diese Frau auf einen kleinen Traktor und mäht den Rasen. Das ist viel zu wenig. Ein ordentlicher Rasen sollte je nach Jahreszeit von März bis November wenigstens alle zwei Wochen geschnitten werden, in der Wachstumsphase häufiger. Der Löwenzahn auf dem Nachbargrundstück treibt nach dem Mähen aus, blüht nach einer Woche herrlich gelb. In der zweiten Woche findet die tausendfache Verwandlung der Blüten zu Pusteblumen statt und der Westwind treibt unzählige kleiner Fallschirme in meine Beete.
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