Nicht nachdenken. Handeln.
Er kannte ihre Fantasien und geheimen Wünsche. Er forderte ihre Unterwerfung. Doch ihr fehlte der Mut, sich darauf einzulassen. Er machte keinen Hehl daraus, dass er mehr von ihr wollte und was er sich darunter vorstellte.
Eine BDSM-Geschichte von Devana.
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»Hallo Alexander.«
Schon immer war er Alexander, nie ein Alex, denn das passte nicht zu ihm. Er war und blieb ein großer Alexander. Einen Moment lang hatte sie mit dem Gedanken gespielt, unerkannt an ihm vorbeizugehen, als sie ihn in einem Café sitzend entdeckt hatte. Von einem sicheren Standort hinter einer Säule hatte sie ihn eine Weile beobachtet, überlegt, ob dieses abgeschlossene Kapitel ihres Lebens eine Fortsetzung finden sollte. So viele Erinnerungen waren unmittelbar wieder da. Die Nähe, die sie mit diesem Mann verbunden hatte, der Schmerz, als sie sich voneinander losrissen. Die Leere, die geblieben war, die sie selbst nach zehn Jahren manchmal verspürte. Eine Lücke, die ihr angetrauter Ehemann niemals ganz auszufüllen vermochte. Alexander war die große Versuchung ihrer Vergangenheit. Er hatte sie gefordert, er hatte sie immer bestärkt, ein außergewöhnliches Leben zu führen. Er hatte ihr niemals Sicherheit versprochen, niemals ein geruhsames Dasein, niemals Familie, die sie sich doch immer gewünscht hatte. Eine Beziehung mit Alexander wäre gänzlich anders verlaufen. Deshalb hatte sie sich für Ralph entschieden. Ihr Fels in der Brandung, der Verlässliche, der Liebevolle, der Mann ohne große Überraschungen. Dachte sie damals.
Vor ihr sitzt die ehemals verschmähte Alternative. Sie und Alexander waren nie über eine unsichtbare Grenzlinie gegangen. Sie wussten beide, dass es jenseits davon kein Zurück mehr gegeben hätte. Sie lernten sich in einem Chat kennen. Sie fanden sofort einen Draht zueinander, warfen sich bald täglich auch außerhalb des Chats mehrere Mails zu. Ihr ganzes Inneres hatte sie vor ihm ausgebreitet. Ihr Leben, das in so geraden Bahnen verlaufen war. Sein Leben, das so völlig anders war. Aufregend, nichts anbrennen lassend, immer auf der Suche nach neuen Anregungen, neuen Eroberungen, neuen Abenteuern. Ihr Innenleben, das in völligem Kontrast zu ihrem äußeren Leben stand, hatten ihn an ihr fasziniert. Innerlich war sie die Femme fatale, die genau seinem Beuteschema entsprach. Vor ihm hatte sie diese Seite herausgelassen. Ein kleines Stück und doch nicht bis zum Letzten gehend. Sie hatten sich oft getroffen, hatten Restaurants und das Theater besucht. Sie hatte es genossen. Er hatte ihr immer das Gefühl gegeben, viel größer zu sein, als sie meinte zu sein. Er wollte mehr von ihr und machte keinen Hehl daraus, was er sich genau darunter vorstellte. Das Gegenteil von dem, was er ihr ansonsten vermittelte. Er kannte ihre Fantasien und geheimen Wünsche. Er forderte ihre Unterwerfung. Doch ihr fehlte der Mut, sich darauf einzulassen.
»Hallo Lena.«
Da ist kein Zögern. Keine Überlegung, wer sie ist. Fast macht es den Eindruck, als sei er nicht einmal überrascht, sie zu sehen.
»Setz‘ Dich doch.« Sein Blick weist auf den Stuhl ihm gegenüber. Lena setzt sich.
Man trifft sich immer zweimal im Leben, denkt sie, möchte diese Floskel aber nicht laut aussprechen und begnügt sich mit dem Ergebnis: »Das ist also unser zweites Mal.«
Sie muss es ihm nicht erklären. Er nickt, versteht sie auch so. Das war schon immer so. Es hat sich nichts geändert.
Der Kellner steht plötzlich neben ihnen und sieht Lena fragend an.
»Möchtest Du auch einen Kaffee?«, fragt Alexander.
Lena lächelt. Er vermochte schon immer in ihre Seele zu schauen, aber banale Kleinigkeiten kann er sich nicht merken. Sie verabscheut Kaffee.
»Haben Sie einen Pfefferminztee?«, fragt sie den Kellner. Der nickt und verschwindet.
»Du trinkst keinen Kaffee, oder?«
»Nein«, sagt sie noch immer lächelnd.
»Stimmt, da war was.« Seine Augen blitzen, sein Mund bleibt ernst.
Schweigen. Kein unangenehmes. Sie betrachten sich. Nicht heimlich, sondern genau wissend, dass sie sich gegenseitig analysieren. Wie stummer Seelenstriptease fühlt es sich für Lena an.
»Du bist erschöpft«, beendet er seine Analyse.
Lena schließt einen Moment die Augen, um innere Fassung ringend, die mit diesen drei Worten in Gefahr gebracht worden ist. Es war vorherzusehen, dass er sie so schnell durchleuchtet. Sie öffnet die Augen wieder und ihr ist bewusst, dass er die Tränen, die sie mühsam zurückkämpft, zur Kenntnis nimmt.
»Ja, bin ich. Du anscheinend nicht, Du siehst gut aus«, bringt sie mit brüchiger Stimme hervor.
Er lässt sich auf den Themenwechsel ein, versucht, ihr die Zeit zu geben, sich zu sammeln.
»Du wirst es nicht glauben, ich bin sesshaft geworden. Frau, zwei Kinder, Haus, sogar einen Hund.« Er stutzt, als er ihren Gesichtsausdruck wahrnimmt. »Lena, was ist los?«
Lena weiß nicht, was sie verraten hat. Bewegungslos sitzt sie vor ihm, aber jedes seiner Worte ist ein Messerstich. »Das freut mich für Dich«, presst sie hervor.
»Lena!«
Jetzt wird er nicht mehr lockerlassen. Das hat er früher auch nicht getan, wenn er merkte, dass sie etwas zurückhielt. Einen Moment kämpft sie mit sich. Es fällt nicht leicht, die alte Vertrautheit so schnell wieder aufleben zu lassen. Zu lange schon verschließt sie ihr Inneres vor der Welt, einschließlich sich selbst. ›Nicht Nachdenken, sondern einfach Handeln‹ ist derzeit ihr Motto. Nur so kann sie funktionieren und all den Schmerz in einer dunklen Ecke ihrer Seele verschließen. Kaum, dass sie sich nach all den Jahren wiedergetroffen haben, begehrt Alexander Einlass in diese Ecke. Sie weiß, dass sie keine Chance hat, ihn abzuweisen.
Der Tee kommt und sie nippt daran. Zu heiß, als dass er ihr einen kurzen Moment der Ablenkung schenken könnte. Es gibt keinen Aufschub mehr.
»Ich bin gerade frisch getrennt«, rückt sie endlich mit der Sprache heraus.
Seine Augen lassen sie nicht mehr los. Er ist ganz bei ihr, schenkt ihr seine gesamte Aufmerksamkeit. Wie lange ist das schon her, dass ihr jemand zugehört hat?
»Von Ralph?«, fragt Alexander.
Lena nickt. Nach ein paar Sekunden erneuten Schweigens stößt sie fast hektisch hervor: »Mein Leben ist gerade etwas chaotisch!«. Sie versucht, ihre bröckelnde Fassade hinter einem schiefen Lächeln zu verbergen, wohlwissend, dass ihr das vor ihm nicht gelingen wird, aber es verhindert wenigstens diese albernen Tränen, die noch immer in ihren Augenwinkeln darauf warten, ihre Wange hinunterkullern zu dürfen. Ihr Fels in der Brandung ist zerbröckelt. Kein Ralph mehr, kein Leben mehr, jedenfalls nicht das, welches ihr vor zehn Jahren vorschwebte. Stattdessen alles zurück auf Null.
»Sag nichts mehr, wir gehen wo anders hin«, erlöst Alexander sie und bedeutet gleichzeitig dem Kellner, dass er zahlen möchte.
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