Welten
Eine BDSM-Geschichte von Mai.
„Ich schaff es nicht!“, stieß er letztlich aus, nachdem sie eine gefühlte Ewigkeit im Schneidersitz voreinander gesessen hatten, tief im meditativen Moment des Schweigens und der Erwartung gefangen. Um sie herum war so viel Platz. Raum, Weite und Luft, wie das nur im Gebirge der Fall ist. Unten im Tal bildete sich schon Nebel im Schatten der Gebirgsketten. Hier oben war noch alles in lachsfarbenes Licht getaucht. Der Bann war gebrochen, sie bettete sich etwas um, ihre Beine fühlten sich an wie innerlich zerfleischt. Die Muskeln steif von der Überanstrengung des Aufstiegs.
„Ich kann keine Frau schlagen. Das widerstrebt mir in den Grundfesten. Ich finde das sogar ein bissl krank, dass du das willst. Und irgendwie fühle ich mich jetzt wie ein Schwächling und das Gefühl kann ich nicht ab. Eigentlich fühlt man sich wie ein Held, wenn man Frauen nichts antut und sie beschützt. Du willst das Gegenteil. Ich finde es bescheuert, dass du mich jetzt anschaust wie ein Versager.“
„Ich schau dich nicht an wie ein Versager, das ist doch Quatsch“, versuchte sie ihn zu besänftigen. Er hatte es eher als Trösten aufgefasst und bekam einen harten Zug um den Mund. Sie mochte ihn vor allem deshalb, weil er ein richtiger Naturbursche war. Als Extrembergsteiger diszipliniert und hart zu sich selber. Mit einer recht konventionellen Vorstellung von den Geschlechtern. In dem Punkt passten sie gut zusammen.
„Warum kannst du nicht ganz normal sein? Damit ich mich als ganzer Mann fühlen kann, wenn ich mich zärtlich um meine Freundin kümmre? Alle anderen Frauen waren doch recht glücklich mit mir als Liebhaber. Ich weiß, wie man Frauen befriedigt. Du kannst mir echt nicht vorwerfen, dass ich bei Sex nur an mich und meine Befriedigung denke. So egozentrisches Reinraus gibt es bei mir nicht!“
„Das ist ein Teil des Problems.“
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