Out of the dark
Eine BDSM-Geschichte von Timothy Truckle
Hoffnung verdorrt wie ein Baum in der Wüste, fehlt ihr die Zeit für ihre Erfüllung, und Zeit, der Hoffnung beraubt, ist nur ein finsteres Verlies in der Ewigkeit. So sind sie wie Liebende, die Hoffnung und die Zeit: alleine verloren, gemeinsam unbesiegbar.
***
I. Schneewittchen
Ihr Name war Uschi. Sie war groß, natürlich blond und unnatürlich intelligent. Schminke verachtete sie und Nagellack benutzte sie, um Laufmaschen in ihren Strumpfhosen zu verdecken. In einer Zeit, in der die Jungs im Unterricht ihre Fähigkeiten im Öffnen der Büstenhalter der vor ihnen sitzenden Mädels vervollkommnet und ihnen in der Pause an die Brüste gegriffen hatten, war bei ihr wenig zu grapschen gewesen und zu öffnen schon gar nichts. „Schneewittchen“, hatten sie ihr hinterhergerufen, „hinten keinen Arsch, vorne keine Tittchen.“ Viel hatte sich seitdem daran nicht geändert.
So in ihren weiblichen Attributen limitiert, hatte sie trotzdem das Beste daraus gemacht. Aus ihren blauen Augen konnten wahlweise Blitze oder die verdorbene Glut der Hölle lodern, ihr breiter Mund konnte wirklich schlimme Dinge sagen, und wer sich ihr in den Weg stellte, musste damit rechnen, sich hinterher wie ein Stück Dreck zu fühlen. Natürlich konnte ihr Mund noch eine ganze Menge mehr, schließlich war sie ja dann doch eine Frau.
Geschieden, mit zwei halbwüchsigen Söhnen und einer Tochter, hatte sie mit siebenunddreißig die Buchhaltung für mehr als fünftausend Arbeiter und Angestellte in einem volkseigenen Betrieb übernommen. Immer in Bewegung, vergaß sie nie einen Gefallen, den man ihr schuldete, ließ niemandem etwas durchgehen, und eine Standpauke von ihr war für das arme Schwein, dem sie ihre knappe Zeit widmete, gewöhnlich ein lebenslaufveränderndes Ereignis.
Gelebte Macht ist verführerisch und so hätte mancher und vielleicht auch manche gerne so einiges mit ihr angestellt, was eher weniger mit Lohnbuchhaltung zu tun gehabt hätte, aber nur, wenn sie gefesselt und geknebelt gewesen wäre.
Beim letzten Mal, an dem sie noch etwas hatte mit sich anstellen lassen, war ihre Tochter gezeugt worden. Seitdem bevorzugte sie es, festzulegen, wann, wo, mit wem und vor allem: wie. Knebel und Fessel brauchte sie dazu nicht wirklich, auch wenn sie nichts dagegen hatte, sofern sie es war, die sie anlegte.
„Du machst mir Lust auf was richtig Schmutziges“, stellte sie fest und rollte sich von ihrem Opfer herunter, das sie erst vor zwei Tagen zu einem Mann gemacht hatte. Er atmete heftig und Schweiß glänzte auf seiner Haut.
„Aber du musst es auch wollen, sonst macht es mir keinen Spaß.“ Sie strich ihm mit einem Fingernagel über die Wange. Eine rote Spur blieb zurück. Zärtlichkeit ging anders.
„Was jetzt? Ja oder ja?!“, zischte sie. Zwar hätte sie Widerspruch geduldet - immerhin besaß er einen freien Willen - doch in seinen Augen hatte sie gelesen, dass er nicht einmal protestiert hätte, wenn sie seinen Kopf verlangt hätte.
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