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Meine Spuren

Eine BDSM-Geschichte von hexlein.

Platz 4 im Schreibwettbewerb "Spuren" (Link).

 

Leise knirschen die gefrorenen Grashalme unter meinen Füßen. Meine Atemluft steigt in kleinen weißen Wölkchen auf. Eiskalte Luft schmerzt in der Nase. Das Licht der Stirnlampe beleuchtet die Szenerie in kaltem LED-Licht.

Aufmerksam verfolgen meine Augen ein pinkes und ein blaues LED-Halsband, welche vor mir auf dem Weg ungezwungen und frei von meinen beiden Hunden getragen werden. Meines leuchtet nicht. Aber es liegt schwer und eng um meinen Hals und die Anstrengung, hier auf dem Weg bergauf, lässt mich kaum genug Luft holen.

Die Spuren der Traktoren, die durch den gestrigen Sonnenschein auf dem bisher gefrorenen Bauernweg als tiefe Furchen eingegraben sind, machen das schnelle Laufen so kurz vor der Morgendämmerung schwer. Dort hinten, hinter der Straße, hinter den Baumwipfeln, erscheint langsam ein schmaler, grauer Streifen am Himmel. Bald geht die Sonne auf. Dann wird die Nacht vorüber sein, der Tag steht kurz bevor.

Vorsicht! Wieder rutsche ich am Rand einer Furche ab und fast wäre ich dabei umgeknickt mit meinem Fuß. Nicht gut. Sorgsam sollte ich sein. Sorgsamer mit mir. Gestern erst bin ich im Halbdunkel an einem Ast hängengeblieben und habe mir auf der rechten Wange einen Kratzer zugezogen. Als ich nach Hause kam, blieb diese Spur in meinem Gesicht, nicht ohne Folgen für mich, denn es gibt nur eine Person, die heute Spuren auf meiner Haut hinterlassen darf. Und ich selbst bin es nicht.

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

Nora

Profil unsichtbar.

23.10.2023 um 07:43 Uhr

Bereits die erste Zeile, die ich je von dir gelesen habe, hexlein, zog eine tiefe Spur in mein Herz. Wie jede folgende auch. 

So verwandt, wie ich mich mit dir fühle, kann ich über deine Texte kein objektives Urteil abgeben. Nur staunen, wie gut du.mich kennst ...

Danke, dass du da bist!

Campanula

Autorin.

18.08.2022 um 14:15 Uhr

So viele unterschiedliche Spuren in dieser Geschichte! Die Spuren des Traktors, die Spuren der Dämmerung, die Leuchtspuren der Hundehalsbänder, die Spuren auf ihren Armen und in ihrer Seele ...

 

Mir gefällt, dass du den Traumdom nicht zum Erlöser machst, dass sie erst den Weg für sich selbst gehen muss, erst den Mut fassen, sich zu öffnen, bis sie ihren Platz findet. Es ist schön zu wissen, dass neue Erinnerungen, neue Erfahrungen sich über die alten legen, die alten Spuren verblassen und die neuen in den Vordergrund treten. Und schön, dass ein schmerzhafter Weg am Ende genau der richtige sein kann. Ich wünsche ihr, dass sie sich selbst weiter treu bleibt, denn ihr Platz, so vermute ich, ist nicht von jenem einen Menschen abhängig, sondern vielmehr von ihr selbst.

 

Ganz am Anfang der Geschichte bin ich über ein, zwei Wortbezüge gestolpert. Können Hunde ihre Halsbänder ungezwungen und frei tragen? Und sind die Spuren des Traktors wirklich "durch den Sonnenschein" eingegraben oder nicht viel mehr durch das Gewicht der Traktoren in Verbindung mit der Tatsache, dass der Boden gestern weich war und heute wieder hartgefroren? (Ich weiß, das wolltest du ausdrücken, aber für mich steht das da nicht.) Letztlich sind das belanglose Kleinigkeiten, die der spurenreichen Stimmung deiner Geschichte keinen Abbruch tun. Ich erwähne sie auch nur, weil wir hier alle doch gerne lernen wollen.

 

Herzlichen Glückwunsch zum 4. Platz, liebes hexlein!

Nachtasou

Autor. Korrektor.

13.08.2022 um 01:33 Uhr

Bestes hexlein,

von einer anderen Geschichte im Wettbewerb war ich persönlich so angetan, dass ich Deiner nicht mehr gerecht wurde, was mich jetzt beim Wiederlesen reut. Ich wehrte den morgendlichen Spaziergang ab, weil dies die düsterste Stunde des Tages ist, in denen Grübeln kurz vor Sonnenaufgang schmerzlich sein kann.

»Geschehen« ist ein Lebensspaziergang an der Kante entlang. Vor dem guten Ausgang liegt Arbeit. Inhaltlich ist zart beschrieben. Zart deshalb, weil all die blendenden, spektakulären Vorgänge nur angedeutet werden, aber der Kern einer borderlinigen Lebensbefindlichkeit gelungen beschrieben ist.

Anknüpfung zum BDSM: Nun ja, das wollen viele ja nicht gern hören, aber diese Neigung ist eben nicht »einfach nur da«, sondern erfüllt eine Rolle im inneren Haushalt. Das ist eine gänzlich andere Frage als die nach der Verursachung. Dies sauber voneinander abgekoppelt zu haben war der Garant, dass die Geschichte nicht selbstmitleidig wurde.

 

Reminiszenzen in Form alleiniger innerer Monologe als eigenständige Geschichte sind eine Gratwanderung. Entweder geraten sie zu dick aufgetragen oder im Ablauf zu dürftig, weil der Spannungsbogen wie eine Wäscheleine schlapp hängt. Innerhalb einer Geschichte haben sie ihren Platz. Oder als vorbereitender Arbeitsschritt zu einer Geschichte.

Mir gelingt dieser Übergang auch nicht. Dazu muss man Erzähler sein und nicht nur »Schreiber«. Erzähler sind viel seltener, während das Schreibenkönnen verbreitet ist. So wie nicht jeder Musikliebhaber oder Hausmusikant Komponist sein kann. Die Liebe zum Metier vereint doch alle irgendwie. Ohne einigermaßen geschulte Zuhörer blieben Kompositionen am Ende auch leeres Papier.

Kurz: Ich find die Story gehaltvoll, in der Ausführung als Vorarbeit. Das spüre ich daran, dass ich von der beschriebenen Person mehr wissen möchte als das, was sie denkt und erinnert.

Was mir an der gegebenen Ausführung gefällt, sind die dicht verwobenen Sprachbilder. Das ist fein, wie auf allen Ebenen Querverweise auf den Inhalt zu finden sind, und das zeigt, es steckt Arbeit drin.

 

Ich überlege, wie die Geschichte wirken würde, wenn Du einen echten inneren Monolog geschrieben hättest. Also so, wie Menschen wirklich denken; nicht mit verschachtelten Nebensätzen und Kommaregeln im Kopf. *g

Ich habe vor Jahrzehnten mal Laut-Denken-Protokolle ausgewertet, und glaube mir, da ist, wenn es ans Eingemachte geht, kaum ein einziger korrekter Satz im Kopf gebaut. Ist ja nur eine Idee, und eine völlig andere Form; die aber situativ, konkret und damit Handlung wäre, während es ansonsten in der Form eher Richtung Besinnungsaufsatz gerät (was Deiner nicht ist, bitte nicht falsch verstehen).

 

Du hast ein heißes Eisen angefasst. Im Rahmen von BDSM vielleicht eins der heißesten, und hast eine ganze Biografie »ankommen« lassen. Das stimmt am Ende so hoffnungsfroh, weil ein Scheitern im BDSM so schrecklich sein kann.

Für diesen Zaubertrank lieben Dank, Hexlein.

Jona Mondlicht

Autor. Korrektor. Teammitglied.

11.08.2022 um 12:30 Uhr

Tony Baigu

dass alle Teilnehmer in der Platzierungsliste vollständig aufgeführt sind?

 

Du siehst dort die Teilnehmer und ihre Platzierung. Wenn es bei Wettbewerben Einsendungen gibt, die nicht in die Wertung kommen, wird das mit den betroffenen Autoren besprochen.

 

Bitte zurück zum Thema, das der Geschichte und ihrer Autorin gehört.

 

Viele Grüße

Jona

Tony Baigu

Gelöscht.

11.08.2022 um 10:31 Uhr

Jona Mondlicht

Tony Baigu

Weiß eigentlich jemand, wieviel Autoren an dem Schreibwettbewerb teilgenommen haben?

 

Verstehe ich den Hinweis mittels Link richtig, dass alle Teilnehmer in der Platzierungsliste vollständig aufgeführt sind? Denn eine andere Angabe, die einen Schluss zuließe, finde ich nicht.

11.08.2022 um 10:17 Uhr

Eine doch recht düstere, dennoch zum nachdenken anregende Geschichte, die voller Selbstreflexion steckt, welche es mir möglich machte, mich manches mal in Deine Protagonistin hineinzuversetzen.

 

Liebes Hexlein, vielen Dank hierfür, und herzlichen Glückwunsch zu Deiner Platzierung.

Aiko Schwarzmeier

Gelöscht.

09.08.2022 um 16:27 Uhr

Spannend zu Lesen, ein Hauch Menalcholie und doch dann am Schluss ein Ziel vor Augen.

Ich musste die Geschichte unter zweimal lesen, bin aber sofort wieder 'reingerutscht'

 

Danke

hexlein

Autorin.

09.08.2022 um 14:48 Uhr

Vielen Dank Meister Y für die Antwort.

Ja, auch ich habe mit solchen jungen Menschen zu tun. Nicht beruflich, aber im Ehrenamt. Und manchmal ist es verflixt schwierig sich nicht in den Familien einzumischen..sich nicht aufzuregen...sondern alles so zu akzeptieren, wie es ist. Eine helfende Hand reichen..aber nicht aufzwingen. Einen Weg zeigen...aber nicht schubbsen in die (vermeintlich richtige) Richtung...

 

und ja...das selber kämpfen...das herausfinden aus dieser Dunkelheit..das lohnt sich wirklich

Meister Y

Autor. Förderer.

09.08.2022 um 12:50 Uhr

Liebe hexlein, natürlich ist es persönliches Empfinden, wenn ich von traurig rede.

Wenn ich eine Geschichte lese, in der Sätze wie 

Mein Geist wandelt auf unsichtbaren Wegen durch meine Erinnerungen und holt die dunklen Stunden, die mich lange Zeit begleiteten, wieder hervor. Die Erleichterung, die das warme Blut und der Schmerz mir brachten, und gleichzeitig aber auch die sofort danach wieder in mir entstehende Leere.

 

stehen. Wenn ich eine Geschichte lese, in der daran erinnert wird, dass sich jemand geritzt hat, stimmt mich das immer traurig. 

Sehr oft habe ich beruflich mit jungen Menschen zu tun, die genau so etwas tun und bei denen ich dann immer wieder sehe, dass das persönliche und gesellschaftliche Umfeld versagt hat, das man nicht wahrnehmen konnte oder wollte, dass es jemandem nicht gut geht. Aber wie gesagt, alles persönliches Empfinden, was die Qualität Deiner Zeilen nicht schmälern sollte. Zumal ich extra das positive Ende hervorgehoben habe.

Tek Wolf

Autor.

09.08.2022 um 09:39 Uhr

Liebes hexlein, eine wirklich schöne Geschichte, die zum Träumen und Nachdenken anregt. Manchmal liegen die Antworten klar vor einem, manchmal sind sie halb verborgen. Das macht eine spannende Geschichte über Gefühle und Befindlichkeiten aus. Mir haben auch die vielen Bilder und Metaphern gefallen. Danke für die Geschichte und Gratulation zu deinem 4. Platz

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