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Schatten des Grauens

Eine Satire von Treibholz.

»Hannes!«

Dieser starrte weiter gebannt auf die Mattscheibe.

»Hannes, hör mir einmal zu!« Martha stellte sich vor den Bildschirm. »Schalt mal das Ding ab, ich muss etwas mit dir besprechen.«

»Bitte nicht jetzt. Ich schaue die Sportschau, es ist gerade ein ganz wichtiger Moment. Wir haben gerade ... «

»Jetzt reicht's!« Sie zog den Stecker aus der Dose, der Bildschirm wurde schwarz. Abrupt durchflutete beängstigende Stille das Wohnzimmer.

»Was hast du getan, Martha? Du weißt doch, wie wichtig diese Informationen sind! Wenn ich nachher an den Stammtisch gehe und mich mit den Kumpels treffe, dann weiß ich nicht ... «

»Steck dir deine Kumpels irgendwohin, jetzt reden wir zwei miteinander. Wir müssen über unsere Beziehung sprechen. Ich frage mich, warum wir überhaupt geheiratet haben. Jeden Abend ignorierst du mich, das geht schon seit Jahren so. Wir müssen über unser Zusammenleben und unsere Ehe reden. Und wie wir sie vielleicht noch retten können.«

»Unsere Ehe ist doch perfekt und ich bin vollkommen zufrieden. Jetzt schalte den Fernseher einfach wieder ein. Und falls du in der Küche vorbeikommst, bring mir noch eine Dose Bier mit. Jetzt hätte ich Durst auf ein Münsteraner Premium Pils.«

Sie ging mit langsamen Schritten auf ihn zu. Als sie den Sessel erreichte, auf dem er breitbeinig saß, überkreuzte sie die Arme. Ihre Augen sprühten Feuer. Er wirkte ein wenig verloren und starrte sie an wie eine Maus eine Schlange, die gerade in ihren Bau eingedrungen war. Ohne Vorwarnung stieß sie ihren Fuß gegen den Sessel, der rückwärts rollte und an der Regalwand gestoppt wurde. DVDs fielen herab.

»Martha!« Er schreckte hoch, warf einen bestürzten Blick hinter sich auf das Regal, fiel zurück in seinen Sitz und sah sie schockiert an. »Die Sammlung! Pass' doch auf die Sammlung auf! Sie ist das Wertvollste, was ich habe!«

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

Andreas V

Gelöscht.

16.04.2021 um 17:57 Uhr

Männer...

Gelöscht.

20.03.2021 um 14:32 Uhr

Das ist schon Sarkasmus. Wie sich das bei eine Glosse gehört. Kurz, prägnant, überzogen aber nicht weniger glaubwürdig. Solche Geschichten saugt man sich nicht so mal eben aus den Fingern. Da gehört schon eine gehörige Portion Lebenserfahrung zu. Mir gefällt der Spiegel. Selbst wenn einem das Spiegelbild nicht immer gefällt. Mein Dank dem Autor(in)

Tek Wolf

Autor.

31.01.2019 um 23:51 Uhr

Ich denke, Literatur hat meistens viel mit Fiktion zu tun. Wir sehen uns ja auch nicht „Stirb langsam“ an um etwas über den Alltag eines Polizisten zu erfahren. (Sonst wären Hochhausdächer zu Weihnachten ziemlich überfüllt mit Geiseln, Terroristen und einem Cop im Unterhemd…) BDSM ist ein weites, weites Feld, auf dem jeder seine Nische finden kann, egal, ob es um Fesslung geht, eine Vorliebe für Lackstiefel oder eben das knallharte Auspeitschen. Vielleicht wollte Sir Georg darauf hinaus: Es ging ihm um SM, also Sadomasochismus, die Lust am Schmerz selbst. Etwas, dass seinen Platz hat auf dem vorhin erwähnten Feld, aber eben neben vielen anderen Spielarten. Und was die Geschichten angeht, es sind Geschichten, keine Tatsachenberichte. Sie werden zu den unterschiedlichsten Zwecken erschaffen: Um andere zu erfreuen oder zu schockieren, um etwas über sich selbst zu erzählen oder einfach nur, weil das Schreiben so viel Spaß macht. Das ist das Tolle hier auf den Schattenzeilen: Die Vielfalt und Toleranz hier und die Freude in die unterschiedlichsten Ideen und Geschichten einzutauchen.

Treibholz

Autor.

28.01.2019 um 19:38 Uhr

Bei Literatur ist es ja ähnlich wie bei Musik, spätestens beim Geschmack driften die Meinungen auseinander.

Besonders interressant sowie weniger umstritten ist, welche Autoren die Literatur wesentlich beeinflusst haben, da ihre Ideen gerne aufgegriffen wurden (Wobei sie selbst oft ihre Vorbilder hatten).

u.A Bram Stoker mit Dracula, Mary Shelly mit Frankenstein, Edgar Allen Poe u.a. mit Mahlstrom, Tolkien natürlich (dessen Silmarillon auch eine Leseempfehlung)

Durch Dante hatte sich die italienische Sprache etabliert, wie die Lutherbibel den Standard für einheitliches Hochdeutsch gesetzt hat.

Nicht zu vergessen Catull, dem es zu verdanken ist, dass es in der Literatur keine gesetztliche Altersbeschränkung gibt.

Schattenwölfin

Autorin. Korrektorin. Förderer.

28.01.2019 um 06:56 Uhr

Wer bitte legt fest, was zur Allgemeinbildung zählt und üblicherweise (??) der Weltliteratur  zugeordnet wird?

Wenn eine Klassifizierung hier überhaupt seriös möglich ist, dann würde mich interessieren, welche Richtlinien über die Einordnung in Weltliteratur - sonstige Literatur entscheiden (sollen).

Einen durchaus überzeugender Ansatz ist die Befragung der Leser, deren Ergebnis zum Beispiel hier nachzulesen ist.

Egal, wie verbindlich die Listen darüber entscheiden, was nun zur Weltliteratur gehört*: Die Geschichte der O finde ich nicht einmal bei der Le Monde-Umfrage, in der zahlreiche französische Werke auftauchen. Darunter auch eine Episode von Tim und Struppi, wofür ich ein Dutzend Kusshände ins Nachbarland schicke. Auch dafür, dass die Franzosen bereit zu sein scheinen, ihr Kulturherz für eher schräge Dinge zu öffnen. Außerdem taucht ein Gedichtband von Appolinaire in der Liste auf, einem Autoren, der an anderer Stelle sehr wohl Sadomasochismus thematisiert hat. Es wäre also allemal Platz für Die Geschichte der O, dennoch Fehlanzeige.

 

Ich denke nicht, dass Die Geschichte der O Weltliteratur ist. Noch weniger glaube ich, dass sie SM-Bildungslücken schließt oder das Lesen in irgendeiner Weise Voraussetzung ist, SM-ler zu sein.

 

 *Weder die LeMonde-Leser noch die  ZEIT-Experten sind in meinen Augen annähernd repräsentativ für alle Lesenden, und selbst wenn ich BBC und Frau Heidenreich mit dazu nehme, wo es schon etwas populärer wird, ist das mitnichten die Welt oder ihre Literatur, sondern lediglich ein Teil Europas.

 

Morgengruß

Wölfin

---

 

Treibholz: Bei Interesse am Hörbuch gerne PN an mich.

Treibholz

Autor.

26.01.2019 um 21:30 Uhr

Kannst du ein gutes Buch dazu empfehlen, Georg?

Wenn du Lust am Schreiben hast und die Geschichten dir zu wenig SM-lastig sind, kannst du auch selbst SM-Geschichten einreichen

Jona Mondlicht

Autor. Korrektor. Teammitglied.

26.01.2019 um 20:42 Uhr

Sturmerprobt

aber als BDSMler noch nie von dem Werk gehört oder gelesen zu haben sehe ich tatsächlich als gravierende Bildungslücke an. 

Nein, sehe ich nicht so. Weder ist der Inhalt des Buches pädagogisch, noch muss man es zwingend kennen, um seine Neigung oder BDSM zu verstehen. Nur, weil viele davon reden, wird das Buch nicht besser oder wichtiger.

Viele Grüße

Jona

Gelöscht.

26.01.2019 um 20:18 Uhr

Man mag von "Die Geschichte der O." halten was man will, aber als BDSMler noch nie von dem Werk gehört oder gelesen zu haben sehe ich tatsächlich als gravierende Bildungslücke an. Und "Die Geschichte der O." ist insofern ein Standardwerk, als dass es sich um ein Werk dessen handelt, was man üblicherweise unter Weltliteratur versteht.

Gelöscht.

26.01.2019 um 17:34 Uhr

Selten, dass auf einer SM-Seite jemand nichts von dem Roman weiß... Wie auch immer: Viele tun so, als wäre "Die Geschichte der O" das Standartwerk, wenn es um BDSM geht. Ich finde es einfach nur unrealistisch und weiß gar nicht, was an dem Buch so besonders sein soll. Übertriebene Fantastereien,  mehr nicht.

Treibholz

Autor.

26.01.2019 um 03:10 Uhr

Ist ernst gemeint - Georg - den Roman habe ich nicht gelesen. Hatte den auch nicht in der Bücherei oder einer Buchhandlung in meiner Nähe gefunden und ein paar Zeilen davon zu lesen würde mich interessieren. Hast du den Roman gelesen? Zur Zeit der Verröffentlichung fand man etwas aus dem Genre ja nur unter dem Ladentisch.

Berücksichtigt wurden nur die letzten Kommentare.

Zu allen Beiträgen im Forum zu dieser Veröffentlichung.