Meine Frau hat im Januar damit angefangen, mich zu betrügen. In unserem eigenem Zuhause. Glaube ich zumindest. Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, ob man es unter den gegebenen Umständen wirklich Fremdgehen nennen kann. Mittlerweile verschwindet sie jede Nacht aus unserem Ehebett. Sie glaubt zwar, dass ich es nicht mitbekomme, wie sie langsam den Kopf aus ihrem Kissen hebt, die Decke mit einer Hand von den Schenkeln streift, aber ich höre das Knittern des Bettbezugs, Maus, ich höre jedes Haar, das über dein Laken streicht. Warum hältst du mich nur für so einfältig?
Als sie sich am Rand ihrer Seite aufsetzt, wartet sie eine Weile, überprüft, ob ich noch lange und tiefe Atemzüge von mir gebe, oder nur kurze und leise. Ich spiele mit. Ihr zuliebe. Aber in meiner Brust windet sich eine Drehleier, die sich jeglicher Gelassenheit verweigert. Sie steht auf. Ich beobachte sie durch halbgeöffnete Augenlider. Im Mondlicht leuchten ihre Waden so blass wie weiße Fischbäuche. Ich drehe mich auf die Seite, als sie die Zimmertür öffnet. Vielleicht überlegt sie es sich ja anders, wenn sie glaubt, dass ich sie bemerkt habe. Aber das tut sie nicht. Ich höre ihre nackten Füße über das Laminat im Flur schleichen. Und ehe ich mich versehe, stehe ich ebenfalls auf und gehe ihr hinterher. Sie verschwindet in Minas Kinderzimmer. Früher hatte Mina immer Angst gehabt, dort zu schlafen, weil sie nachts einmal angeblich eine Gestalt in ihrem Kleiderschrank gesehen hatte. Ich hatte meiner Tochter nicht geglaubt. Vanessa schon.
Ich trete lautlos ins Kinderzimmer. Das Mädchen übernachtet bei einer Freundin. Die Hände meiner Frau umschließen die Eichengriffe des großen, schwarzen Kleiderschranks, als würde sie den geöffneten Gürtel an der Jeanshose eines Mannes packen.
Sie öffnet ihn.
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Gut geschriebene Geschichte. Ich mag dieses Drama und die Erbärmlichkeit des Ehemannes der nicht erkennen kann was so lustvoll ist an dem Ort an dem Sie sich verliert. Alles was er beim untersuchen und erforschen findet ist das gewöhnliche.
Gefällt mir gut! Hat alles was man von einer Geschichte erwartet: Spannung, was zum Naschen, was zum ...
Halt, das war jetzt falsch, aber Ihr wisst schon was ich meine. Phantasievoll erzählt und lässt Platz für die eigene. Dank dem Autor davon möcht' ich mehr.
Eine schöne Geschichte, die ganz viel Platz für die eigene Interpretation lässt, was es mit diesem Kleiderschrank auf sich hat. Und wo vielleicht sein persönlicher Kleiderschrank steht, in den man nur selbst Zutritt hat . Aber auch eine kleine Warnung, sich nicht darin zu verlieren und damit andere wichtige Menschen oder Dinge ebenso zu verlieren. Danke schön!
Auch wenn das Rätsel um den Mann im Schrank nicht aufgelöst wird denke ich, dass ich ihn kenne . Er heisst Schalk, wobei eigentlich hatte den Christopher Sperling: wohl eher im Nacken .
Gier, Verzweiflung, Unverständnis und mehr so zu verpacken fand ich Klasse. Kurzweilig und doch so, dass ich immer wieder zum Nachdenken gezwungen wurde.