Social Bondage: Textnummer 1855 |
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Alles Walzer
Eine BDSM-Geschichte von Knurrwolf
Es war ein lauer Sommerabend, der sich mit geradezu träger Gelassenheit über die Dächer der Stadt gesenkt hatte. Zum Glück waren die Höchsttemperaturen des Tages inzwischen deutlich zurückgegangen, auch wenn sich die Wärme immer noch zwischen den Gebäuden aus Stein und Stahl hielt. Doch zumindest war die Hektik den nächtlichen Vergnügungen gewichen, während die Glocken des Stephansdoms mit laut hallenden Schlägen die erste Abendstunde einläuteten.
Die Wohnung lag nicht nur weit genug vom Zentrum entfernt, sondern auch in einem der obersten Stockwerke, wodurch sich die Lärmbelastung in Grenzen hielt. Der Altbau verfügte zudem über ausreichend dicke Wände, was die Geräuschbelästigung noch weiter dämpfte und damit einen guten Rückzugsort bot.
Der junge Mann, dem die Wohnung gehörte, blickte gerade durch die gekippte Balkontür nach draußen, wo die Sonne ihren langsamen Abstieg über den Horizont angetreten hatte. Doch war er zu tief in seinen Gedanken versunken, um das Schauspiel wirklich genießen zu können. Was den Mann mit dem dunklen Kurzhaarschnitt und dem Henriquatre beschäftigte, war eine ganz und gar private Vorliebe. Ein Großteil seiner Freunde hätte dabei vermutlich mit humorvoller Unwissenheit oder vielleicht sogar Ablehnung reagiert. Nun vielleicht auch nicht unbedingt Letzteres, nachdem ja inzwischen sogar der zweite Teil einer Buchverfilmung die Massen an Kinobesuchern ein bezaubernd falsches Bild von etwas vermittelt hatte, an dem er selbst großes Interesse besaß. Denn Hannes war unter anderem das, was man unter Kundigen als Dom oder Top bezeichnete.
Das Problem war nur, dass er noch sehr unerfahren in dieser Hinsicht war. Oh, er hatte schon die eine oder andere Session gehabt und sich - wortwörtlich mit dem Handbuch auf dem Schoß - den ersten Herausforderungen gestellt. Neben den üblichen Problemen, die das mit sich brachte, gab es jedoch noch eine wesentliche Schwierigkeit, die sich bei steigender Herausforderung offenbarte. Seine Selbstzweifel machten ihm in letzter Zeit einen gehörigen Strich durch die Rechnung, wenn es darum ging, weitere Erfahrungen zu sammeln oder die Damen für ein Spiel mit ihm zu begeistern. Eine Ursache dafür war vermutlich der Umstand, dass er beim letzten Mal einen Fehler gemacht hatte, der seiner Meinung nach unverzeihlich war. Die betroffene Sub hatte es jedoch bei einem intensiven Gespräch anders gesehen und ihm aus seiner Unerfahrenheit keinen Strick gedreht.
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Kommentare von Leserinnen und Lesern
Eine Geschichte um der Phantasie freien Lauf zu lassen. Sehr, sehr bildlich geschrieben und schön.
: Vielen Dank für dieses ausführliche Feedback und obwohl nur zum Teil beabsichtigt, liegst du mit der Mehrdeutigkeit des Tanzes natürlich richtig.
05.08.2018 um 16:57 Uhr
geändert am 05.08.2018 um 17:23 Uhr
Ein Dom zu sein bedeutet automatisch, Verantwortung zu übernehmen.
Ich erinnere mich an einen Film in dem ein Sklavenhalter in Brasilien einem seiner Sklaven ein Auge ausgeschlagen hat und es war weder eine große Angelegenheit noch hat es den Herrn besonders berührt. Der Sklave war sein Eigentum und nur eine Sache.
Empfindungsfähige Menschen können jedoch nie eine Sache sein. Es ist gut, dass diese Zeiten vorbei sind, dennoch zeigen sie, was Menschen einander antun können. Warum spreche ich das überhaupt an?
BDSM ist eine Sonderform des Liebesspiels in der zwei Menschen freiwillig die Dom und Sub Rolle besetzen. Trotzdem bleiben sie beide empfindungsfähige und denkende Menschen. Für den Dom bedeutet es, ein hohes Maß an Verantwortung und es bedeutet, dass es im Gegensatz zur Sklaverei wie sie früher existiert hat, Grenzen gibt, die nicht überschritten werden dürfen.
Ein Dom, der sich einen Gedanken zuviel macht, ist besser als einer, der sich zu wenig Gedanken macht und irreparablen Schaden anrichtet. Susanne ist nicht nur eine gute sondern auch eine realistische Sub. Sie weiß dass Doms keine Götter sind, sondern Menschen, die auf dem Drahtseil balancieren. Dies braucht sehr viel Erfahrung. Der Tanz ist eine hervorragende Analogie, nicht nur zum Liebesspiel sondern zum Leben überhaupt. Man kann mal daneben treten, aber es ist kein Grund, das Tanzen aufzugeben. Das ist eine wichtige Erkenntnis für Hannes.
Danke für diese Geschichte.
Henri
Schön zu lesen, verflixt ich brauche mal wieder einen Tanzkurs, Danke für den Stups
Wow wieder eine schöne Geschichte von dir,
Wie schön das Doms auch manchmal von Zweifeln geplagt sind und Hilfestellung brauchen.
So wirken sie nicht so eiskalt sondern mit Herz und so schön menschlich.
Danke dafür
Wer führt denn hier? Du oder ich?
Sehr schön, gefühlvoll und voller Details beschrieben, wie mit diesen provozierenden Worten die Geschichte dreht, die Rollen in die "Sollstellung" gleiten. Ob von Dauer oder nicht bleibt m.E. offen. Zu stark in Zweifeln verhaftet und dem Handbuch verpflichtet erscheint der dominante(?) Part. Man darf gespannt sein auf die weitere Entwicklung, doch hier entläßt einen die Geschichte ins Reich seiner eigenen Phantasie. Platz erscheint genug für viele Fortsetzungen.
Vielen Dank für diesen Türöffner, der so weit öffnet, dass man ganz hinaus geführt wird in die weite Welt der eigenen Phantasie.
Hach, schon wieder Zweifel...
Lieber Kaoru,
das nenne ich mal wieder Schmuckstück. Wie so oft spielst Du mit ausschweifenden Beschreibungen, malst Bilder, die man sofort vor Augen hat. Dein mit sich ringender Hannes hat mir wirklich gut gefallen. Noch besser aber Susanne, die ihn charmant und ein bisschen bestimmend aus dem Grübeln holt.
Wirklich schöne Zeilen, danke dafür.
viel spielraum für die eigene fantasie! schön geschrieben!
eine schöne Spannung zwischen den bedien Personen.
Huhu! 
Wow... was eine schöne, gefühlvolle Geschichte. Hannes' Zweifel, Susannes freundschaftliche Herausforderung... ich bin begeistert. Meine Augen haben förmlich am Bildschirm geklebt, so gespannt war ich - es ist alles drin, Humor, Tiefe und Gefühl.
Liebe Grüße, Kim.
Berücksichtigt wurden nur die letzten Kommentare.
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