Ich fühle mich wie eine Versagerin. Die gespannte Erwartung, die ich bis zu dieser Bitte im mir gefühlt hatte, das Kribbeln, die Erregung, alles ist weg. Statt dessen habe ich ein flaues Gefühl im Magen.
„Danke, Herr“ kann ich dann auch nur noch sehr leise flüstern. In den vergangenen Wochen hatten wir abgemacht, dass ich Henry nur mit „Herr“ anzusprechen brauche, wenn es zu der Situation passt. Ich habe das Gefühl, das ist nun so eine Situation.
„Schon gut, Schluss jetzt.“ Henry wirkt enttäuscht auf mich. Die Wärme aus seiner Stimme ist verschwunden. Ich fühle mich dadurch noch schlechter. Henry löst die Ketten, die mich an die Badewanne fixiert haben. Das Halsband belässt er mir. Ich steige aus der Wanne und habe das Bedürfnis, mich vor Henry niederzukauern. Nass wie ich bin, werfe ich mich vor seine Füße.
„Cat, es reicht! Es ist gut! Hier, trockne Dich lieber ab!“ Ich würde Henry gerne glauben, was er sagt, doch seine Stimme klingt so kalt und genervt. Ich greife mir das Handtuch, das Henry vor mich auf den Boden geworfen hat, richte mich auf und trockne mich ab. Ich wage es nicht, Henry in die Augen zu sehen. Warum habe ich nur diesen Satz gesagt, ich würde ihn gerne glücklich machen?
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Begegnungen auf nächtlichen Straßen sind zumeist flüchtiger Art. Um so faszinierender erscheint es, wenn man sich plötzlich seinen geheimsten Wünschen, seinen ebenso tiefen wie versteckten Träumen gegenüber sieht und sich die Tür öffnet zu einer Welt, die man eigentlich längst schon betreten hat.
Ich frage mich, ob der Ring wirklich das einzige Erkennungszeichen ist, durch das sich Gleichgesinnte erkennen können. Natürlich gibt es die Möglichkeit, sich gezielt an Orte zu begeben, die von Leuten mit gleicher Gesinnung besucht werden. Aber wie ist es im Alltag? Gibt es geheime Signale, die eine dominant oder submissiv veranlagte Person ausstrahlt?
Irgendwie hatte ich eine zweite Mitteilung an mich erhofft, aber dem ist nicht so. Auch ein wenig mehr Kleidung hatte ich mir erhofft. Kann ich wirklich mit dieser spärlichen Bekleidung quer durch die Stadt und hinaus aufs Land fahren? Was ist, wenn ein Windstoß mir den Mantel hoch weht? Ich werde mir unwahrscheinlich angreifbar in dieser Kleidung vorkommen, das weiß ich schon jetzt. Und dieser Plug! Wie er sich wohl anfühlen mag?
In meinen Gedanken herrscht Chaos. Ich will weinen, weglaufen, bin erregt, stolz, gedemütigt, fühle mich verrückt und will gefallen. Alles auf einmal. Es ist, als zieht es mich ganz tief in ein Loch, in dem ich mich zu Hause fühle. Tief unten und doch geborgen. Ist dies der Ort meiner devoten Sehnsüchte? Ich lasse mich in dieses Loch hinein saugen, sinke tief hinab und schwebe doch irgendwie. Ich bin stolz auf mich. Darf ich das sein?
Es finde meine Haare nicht sonderlich schön, aber dennoch wäre ich ohne sie gezeichnet. Eine totale Typveränderung. Erklärungen wären nötig. Ich würde Blicke auf mich ziehen. Ein kahler Schädel wäre zwar nicht unbedingt für jeden ein klares Sklavinnenzeichen, aber doch so viel sichtbarer als ein kleiner Ring.
Fieber (Teil 5)
Henry löst die Ketten, die mich an die Badewanne fixiert haben. Das Halsband belässt er mir. Ich wage es nicht, ihm in die Augen zu sehen. Ich bin ihm so dankbar, dass er mich bisher so behutsam in diese neue Welt eingeführt hat. Ich fühle mich im Moment jedoch unglücklich, da ich das Gefühl habe, ihn enttäuscht zu haben. Ich kann einfach nicht über meinen Schatten springen.
Die Haare abschneiden? Ich fühle eine Mischung aus Wut, dass Henry so etwas von mir wünscht, und Enttäuschung über mich selbst. Ich war wohl von mir selbst sehr eingenommen, wenn ich mich für eine gute Sklavin hielt. Und dann kneife ich, sobald es wirklich schwierig wird? Tauge ich überhaupt zur Sklavin? Bin ich es wert? Oder darf Henry nur so weit gehen, wie es meine eigenen Grenzen zulassen?
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Kommentare von Leserinnen und Lesern
Gelöscht.
05.11.2018 um 21:18 Uhr
Immer ein anderer Schluss! Das macht einen ja süchtig!