Etwas zwang mich, sie aus den Augenwinkeln zu betrachten. Alles in mir schrie mich an, sie anzusprechen. Zum Glück waren meine Beine wie gelähmt und ich wusste, warum. Ich fürchtete die Eiseskälte ihres Blicks, das zu erwartende, vernichtende Gefühl des Nichtbeachtetseins.
Als hätte ein Bildhauer der Skulptur eines voll austrainierten Boxers Brüste modelliert, Leben eingehaucht und sie auf die Männerwelt losgelassen - das ist Sabrina. Genauso bewegte sie sich auch durch die Menschenmenge, die an diesem Freitagnachmittag den Schweriner Marienplatz verstopfte. Zum Feierabend nimmt das chaotische Ausmaße an, und wer sich dann hier verabredet, riskiert immer eine Verspätung. Es sei denn, er ist mit meiner Freundin verabredet.
Zehn Zentimeter hohe Absätze plus ein Meter achtzig Körpergröße machen Orientierungsschwierigkeiten zu einem Fremdwort für sie und so fand Sabrina mich eher als ich sie.
Mit dem strengen Knoten, in den sie ihre langen blonden Haare immer zwang, und den fest zusammengepressten, vollen Lippen würde sie mit ihrer Figur die Zierde in jedem Sadomasoschuppen sein. Dazu noch eng anliegendes, schwarzes Leder, ein paar Ketten an den richtigen Stellen und eine Peitsche in den kräftigen Händen - fertig wäre die perfekte Domina.
für die freundlichen Worte. In der Tat hat jeder Verlag abgelehnt. Allerdings hat mich das nicht gewundert. Kein Verlagsprüfer von unverlangt eingesandten Manuskripten schaut sich das Expose eines unbekannten Autors an, der auf die Sechzig zugeht. Ausnahme Politiker, bankrotte Sportler, Dschungelcampbewohner oder andere Skandalnudeln. Ist tatsächlich so. Nicht nur das.
Auch in Buchhandlungen denkt das Personal nicht mehr selbstständig, sondern lässt von Verlagen denken. Soll heißen (Originalzitat einer Verkäuferin von Hugendubel in Schwerin): "Das haben Sie geschrieben? So etwas nehmen wir hier nicht." Dabei hatte sie das Buch noch nicht einmal angesehen.
Nun ja, irgendeiner meiner Helden sagt zu diesem Thema: "Die Zeit der Aufklärung war seit zweihundertfünfzig Jahren vorbei. Die Menschen schickten Raumsonden zum Mars, luden ihre High-Tech-Autos an der Steckdose und ihr Gehirn am Fernseher. Selbst denken, sich selbst eine Meinung bilden, war aus der Mode, ja, gefährlich."
Ist nicht so schlimm. Ich schreibe nicht für Buchhandlungen. Ich schreibe nicht einmal für Leser. Ich schreibe für meine Frau und die Stunden, in denen ich ihr vorlesen kann. Und für den Glanz in ihren Augen ...
"Eine Million Tropfen Leben" gefällt mir noch besser als die "Domina Anonyma". Wir haben in unserer großen Familie dein Buch. Es sticht durch seine Sorgfalt, Gestaltung sowie der hohen schriftstellerischen Qualität aus der Masse der BoD-Veröffentlichungen weit heraus. Dafür gab es keinen "richtigen" Verlag?
Ich bin gerührt. Jemand kennt meinen Lieblingshelden. Danke dafür, liebe hanne. Gert Prokop war ein visionärer Meister und mittlerweile schäme ich mich fast, bei ihm mein Pseudonym "geklaut" zu haben. "Mittlerweile" bedeutet, dass ich das Schreiben nicht aufgegeben habe und vielleicht gerade deswegen verstehe, wieviel mir noch fehlt. Doch sei es drum - es macht Spaß und offenbar nicht nur mir.
Danke allen, die sich die Mühe gemacht und ihre Zeit geopfert haben, um mir diese Kommentare zu schreiben. Ich freue mich sehr darüber. Was kann ich Euch sagen? Gerne würde ich neu Geschichten schreiben, doch diese Phase in meinem Leben ist vorbei. Ich arbeite an einem romantischen Thriller, der all meine knappe Zeit verschlingt.
da wir das Forum nicht als Werbeplattform verstehen, habe ich Deinen Beitrag um die Erwähnung des Buches, um die positiven Rezensionen sowie um den Amazon-Verkaufslink gekürzt. Der hier entfernte Teil findet sich dort wieder, wo er hingehört.
Ich bitte Dich um Verständnis. Bei Fragen kannst Du mich gern kontaktieren.
Genau genommen habe ich die Geschichte wegen dem Nick des Autors gelesen. Und mich gefragt, ob sich die gestohlenen Unterschenkel unterbringen lassen. Ein vierarmiger Dom ...
Oder Napoleon, der seinen Sadismus mit perfektem Oxford Englisch auslebt.
Aber nein, Tiny hat seine Vorliebe für extravagantes und öffentlichkeitswirksames Outfit in die Geschichte geschmuggelt. Da wäre ich vielleicht selbst drauf gekommen, wenn ich die Visitenkarte eher angeschaut hätte. Freilich ist ein neuzeitliches Einkaufscenter ein schlechter Tausch, wenn man eine "Styling-App" mit Farbgeber in der extravaganten Wohnung über dem Smog hat.
Andererseits ist es sicher ein Ort, an dem man davon träumt weit weg zu sein, an den Schweriner See oder auf ein Metallbett mit Kerzen und in die Hände und die Lust der Schneekönigin.
Sabrina würde dem Napoleon alle Ehre machen, sie hat im Handumdrehen eins und eins zusammengezählt und ihre Schlüsse gezogen. Chapeau!