Bester Ophion,
Einige Deiner Geschichten-Beiträge kreisen immer wieder um „mentale Penetration“. Ein Hirn ist aber weniger dehnbar als eine Möse. Bei der jetzigen Geschichte fehlt mir deshalb etwas: eine winzige Spur wenigstens der Rückversicherung, ein Hauch der Skepsis auf Seiten der Hauptperson seinem vermeintlichen Wissen gegenüber.
Daraus schließe ich, dass das Ich in der Geschichte nicht der Frank ist, denn Dein Profiltext handelt zwar auch von der Hirnwühlerei, aber mit anderem Ergebnis.
Was soll dann aber die Geschichte? Ein Gedankenspiel vielleicht: was wäre, wenn ich alles, aber auch alles über meine Gegenüber wüsste, die totale Nacktheit also.
Das würde ich dann nicht mehr Intimität nennen können. Denn diese wäre wie Penetration im Sinne von Durchschuss.
In dieser Geschichte wird nicht mehr geschaut, sondern hindurch-geschaut. Und was sieht man da? Die Tapete der gegenüber liegenden Wand.
Es gibt den Wunsch „völlig verstanden“ zu werden. Aber es wäre wahrscheinlich die Hölle, so wie in der Geschichte, bis in den letzten Winkel hinein ausgeleuchtet zu sein. Dann müsste nämlich am Ende auch gesagt werden müssen: ich bin nicht mehr neugierig auf Dich, denn es gibt keine Überraschungen und Geheimnisse mehr. Das klänge aber nicht nach Ophion-O-Ton Deshalb find ich den Text provozierend.
Der letzte Absatz rückt dann wieder von dieser Hybris ab. Entweder passt Text mit dem Abschluss-Absatz nicht zusammen, oder ich bin auf dem Holzweg mit meiner Lesweise.