Unspektakulär
Eine BDSM-Geschichte von Söldner
Genug bekomme ich nie vom größten Kino dieser Welt. Ich stehe am Fenster, sehe in den frühen Nachmittag. Himmel und Meer verschmelzen. Es gibt keinen Horizont, nur verschiedene Grautöne. Wo sich die Wellen überschlagen, leuchten Streifen in hellem Grau, fast in Weiß übergehend. Der Himmel ist wie nasse Leinwand, schmutzig und tropfend über die Welt gespannt. Unter ihm in dunklem Grau streckt sich das Meer, weit, furchtbar, kaum erträglich in seiner rauen Schönheit.
Was mich seit meiner Kindheit zum Meer zieht, habe ich bis heute nicht ergründet. Etwas Altes wird es sein, eine Sehnsucht, unerklärbar, nicht von dieser Welt. Die Wurzeln des Menschen liegen im Meer, sagt man. Alles kommt aus dem Meer. Ich habe davon keine Ahnung. Vielleicht hat das Wasser nur eine untaugliche Spezies abgesondert. Bis heute hat sich diese Art unrettbar vermehrt, schlägt um sich, verbraucht sich und verschwindet irgendwann. Es stört mich nicht. Momentan ist alles gut. Ich schaue, halte eine Tasse voller Tee in der Hand, stehe im warmen Raum. Der Ton zum Film vor meinem Fenster ist mir zu leise. Ich brauche das Orchester aus Wind und Meer, will raus hier, hin zur Steilküste, bevor die Dämmerung kommt.
Ich gehe los. Vorgarten, Uferpromenade, Holzstufen zum Strand. Feuchtigkeit fliegt im Wind, ein feiner Regen. Der Sand liegt dunkelgrau, nur in den wenigen Fußspuren der Menschen wirkt er hell wie an einem Sonnentag. Vorn, in der Nähe des Rettungsschwimmerturms waren wir vor vielen Jahren ein oder zwei Mal. Damals lebte ich noch nicht hier. Wir schliefen draußen, nur so. Es gehörte dazu.
Am Anfang unserer Zeit konnte es nie spektakulär genug sein. Du verstandest dich auf Menschen, kanntest tausend Leute, wusstest um die angesagten Locations. Keine Vernissage ohne uns, kein Konzert. Nachdem es mit dir und mir begann, lebte ich von einem Tag auf den anderen anders. Nie endete ein Abend vor Mitternacht und alle Nächte an den Wochenenden klangen in Frühstückscafés aus. Ich weiß nicht, wie ich das durchgehalten habe. Dazu kam das Besondere. Sex mochtest du nur gefesselt. Riemen waren dein Halt im Meer aus Schmerz und Lust. So nanntest du das. Damals wünschte ich mir Tage mit vierzig Stunden für das Schwimmen in intensivem Leben, für dich und mich, für meine Arbeit und für Ruhe, nach der ich mich sehnte. Zu meinem Glück warst du auch ein Mensch und hattest hin und wieder ein Schlafbedürfnis.
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