Ein Raumschiff bewegt sich durch die unendlichen Weiten des Kosmos und nähert sich einer Region, auf der man kein anderes Lebewesen besitzen darf. Was macht die Sklavin an Bord daraus? Dient sie weiter ihrem Herrn - oder befreit sie sich?
Lerelle stand reglos am Fenster des Raumschiffs und beobachtete die Sterne, wie sie in der samtenen Schwärze des Alls vorbeizogen. Ihr schlanker, schöner Körper war entspannt, doch der mit weichem Fell überzogene Schwanz zuckte ruhelos hin und her. »Der Schwanz hat immer seinen eigenen Kopf«, hieß es in einem Sprichwort ihres Volkes.
Die Tür hinter ihr zischte beim Öffnen und der ehrenwerte Pan Dom Wat betrat den Raum. Lerelle musste sich nicht umdrehen, um das zu wissen. Die Schritte hätte sie unter Tausenden erkannt und hinzu kam der Geruch von Salbölen und Gewürzen, mit denen ihr Herr handelte. Sie genoss noch etwas die Aussicht und wartete, bis er bei ihr war, bevor sie sich umwandte.
Das Ritual der Begegnung sah vor, dass die sich vor ihm auf den Boden kniete und seine säulenartigen Füße, die in drei dicken Zehen ausliefen, mit dem Mund berührte. Eigentlich reichte die Andeutung eines Kusses und Pan Dom verzichtete auf eine korrekte Durchführung, aber Lerelle nahm ihre Pflicht sehr ernst. Er war ihr Herr, das Zentrum ihres Universums. Ihm zu dienen brachte Sinn und Orientierung in ihre Existenz.
Außerdem, und das hätte sie nie zugegeben, fühlte sie jedes Mal ein leichtes, recht angenehmes Kribbeln tief in ihren Eingeweiden, wenn sie die Lippen schürzte und sie gegen die glatte, elastische Haut drückte. Diese unterwürfige Geste erzeugte zuverlässig den ersten Impuls lustvoller Erregung in ihr. Allerdings war es vermutlich unnötig, das zu verbergen. Lerelle hatte schon länger den Verdacht, dass Pan Dom sehr wohl ahnte, was sie empfand. Wie sonst sollte man sein gönnerhaftes Lächeln deuten, wenn sie gehorsam vor ihm auf den Boden sank.
»Auf ewig dein, mein Herr, auf ewig - dein«, flüsterte Lerelle dem Fuß vor ihr zu. Immer, wenn sie leise sprach, wurde ihre Stimme ein klein wenig heiser. Sie wusste, das brachte eine gewisse provokante Lüsternheit mit sich. So manches Mal, davon war sie überzeugt, hatte dieser Ton ihren Herrn schon dazu gebracht, ihre Liebesdienste einzufordern, obwohl er es gar nicht vorgehabt hatte.
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Kommentare von Leserinnen und Lesern
25979
Gelöscht.
13.12.2022 um 21:34 Uhr
Zwiespältigkeit hinterlassend. Einerseits spürbare Mächtigkeit der Sprache, andererseits ihre schon "bemängelte" Blumigkeit. Die Aufmerksamkeit, welche besonderen Formulierungen gewidmet wird, wäre vielleicht manchen Kleinigkeiten wünschenswerter. Zum Beispiel bei Komma, wörtlicher Rede, "säulenartigen Füßen" oder "sternengesprenkelter Leere".
Irgendwann trennt mir möglicherweise jemand den Kopf vom Hals, ob der von mir abgegebenen Kommentare. A eine reine Behauptung, B vielleicht Hinweis auf ganz andere Augenscheinlichkeiten.
Hoffe, Du bist es nicht, sondern suchst den Weg, Rede und deren Sprache zu verstehen. Vielleicht mit Gewinn für alle, Leserschaft und Dich. Begrüße Dein ausdrückliches Bemühen, die "Gefolgschaft" trotz der gewählten Ebene nicht in Fremdwörterorgie zu ertränken. Hut ab! Könnte sich so mancher ein Scheibchen davon abschneiden ... wenn er denn wollte.
Die Grundidee gefällt mir, in großen Teilen auch deren Umsetzung. Dass wir auch Außerirdisches aus menschlicher Perspektive betrachten, ist völlig normal. Würden wir es sonst überhaupt verstehen?
Vorweg: Dein Geschichten-Beitrag liegt wohlverdient vorn. Obwohl texten etwas anderes ist als Autorennen.
Ich habe mich entschieden, ihn dem Quilt-Genre zuzuordnen *g. Das heißt, er ist aus etlichen Quadraten vernäht. Aus der Distanz betrachtet kann man darin das Groß-Muster eines Science-Fiction sehen, oder eine romantische Liebeserklärung an eine sexuelle Neigung, im Rang einer Naturkonstanten. Aber der Interspezies-Sex wirft noch ganz andere Fragen auf: Worin unterscheide ich mich überhaupt von diesen Viechern, wenn sie doch ähnlich empfinden?
Anfangs vermisste ich den Spannungsbogen, der sich so langsam krümmt, so dass ich schon dachte, „ob das gut geht?“. Und doch kommt die Pointe. Diese Abkehr vom Gängigen ist gekonnt, Tek.
Dann ist da noch Ironie. Langlebige Science-Fiction-Leser würden Dein Ambiente vielleicht in SFs der fünfziger Jahre einordnen. Also mehr in der Vergangenheit als in der Zukunft liegend. Ich wette, Du wunderst Dich genauso, warum man im Jahr 2500 das Problem mit der zischenden Hydraulik von Türen immer noch nicht gelöst hat; wie heute in Bussen des öffentlichen Nahverkehrs. Die Spezies in Deiner Geschichte sind Säuger. Zumindest haben sie Nippel so groß wie Tannenzapfen. Auch wenn das Erbgut über die Haut übertragen wird, der Sex bleibt saftig und deftig und penetrierend. All das ist beste Unterhaltung, was Du Dir da ausgedacht hast, und stellenweise komödiantisch. Schon zum Start: „Der Schwanz hat immer seinen eigenen Kopf,“ heißt es in einem Sprichwort Lerelles Volkes. Dieses unterscheidet sich offenbar nicht von uns Menschen.
So, aber nun ernst: Handwerklich vom Feinsten. Die Nähte sind so fein. Die Farben so unaufdringlich. Die Muster so sparsam, woraus ich erkenne, dass viel Arbeit darin steckt. Das ist immer gut, wenn man danach erst suchen muss und sie nicht ins Auge springt.
Dass die Sklaven-Existenz ubiquitär und zeitlos ist, stimmt betrüblich. Daran ändert auch die Freiwilligkeit nichts. Ganz am Ende entpuppt sich der Text als Credo. Fernab von Romantik. Dass man das Unveränderbare akzeptieren muss, oder daran zerbrechen.
Die Galenik des Textes ist, dass diese bittere Pille glänzend und süffig verpackt wurde von Dir.
Welten bauen ist eine feine Sache. Das ist Entwurf, Architektur, Schöpfung. Weshalb sollten wir das nicht tun? Es macht Freude, ist kreativ. Das ist Gestaltung. Was hast du gemacht? Ein Design. Und dort hast du das hineingesteckt, was ich gut finde und mag. Dominanz und Submission.
Lieber Tek Wolf, mit Dir war ich sehr gern unterwegs. Ich mag ja das Genre sowieso und Du führst ins hier in die unendlichen Weiten des Universums. So ganz nebenbei stellst Du uns zwei Individuen vor, mit denen sich Menschen (im hier und jetzt) ja ab und an wirklich schwer tun. Fremde, anders aussehende. Zwei die es aber dennoch schaffen, sofort zu überzeugen. Durch Eigenschaften, denen wir hier ganz besonders offen gegenüberstehen. Eigenschaften wie Dominanz, wie dienen wollen, devot sein. Lerelle ist stark, weiß was sie will, gibt sich hin, ja liebt und hat in Pan Dom wohl genau den richtigen Gegenpart gefunden.
Danke für eine weite Reise, die Spaß gemacht hat und zeigt, dass sich auch in unendlichen Weiten vieles gleichen kann.
Okay es tut mir leid, der Geschichte konnte ich einfach nicht widerstehen. Sie hat mich von Anfang an gefesselt, nicht nur mit der Thematik sondern auch durch die Charaktere. Mich hat es wirklich fasziniert, dass du aus den üblichen Fesseln normaler Humanoiden ausgebrochen bist und es dennoch geschafft hast alles so leicht greifbar zu halten. Es kommt eben nicht auf den Körper an, sondern vor allem auf dem Geist, um sich zu finden und vor allem um einander genug zu vertrauen, dass man so eine besondere Beziehung führen kann.