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Bleiben oder gehen

Eine BDSM-Geschichte von Jona Mondlicht.

 

»Du bist jetzt ein Jahr lang Besucherin dieses Hauses, Lena, ist dir das bewusst?« Jakob tippt mit der Kuppe des Zeigefingers gegen ihren Knöchel. Anschließend deutet er auf die Beinschalen aus Plastik, die wie zwei sperrige Arme in die Luft ragen. An den Seiten des Stuhls, den sie ›das Monster‹ nennt.

Lena ist aufmerksam, versteht sein Zeichen, weiß, was er meint. Sie stützt sich ab, schiebt ihren Hintern nach vorn. Hebt die Beine. Erst das eine, dann das andere. Legt sie auf den Schalen ab.

»Ein ganzes Jahr. Weißt du, was das bedeutet?«

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

14.11.2022 um 08:36 Uhr

geändert am 14.11.2022 um 10:03 Uhr

Manchmal dauert es sehr lange, bis ich zu einem Text etwas schreiben will. Diesen hier habe ich immer mal wieder gelesen und bin jedes Mal aufs Neue in diese Unausweichlichkeit der Entscheidung hineingezogen. Man mag meinen, ein Jahr sei eine lange Zeit, um eine dauerhafte Entscheidung zu treffen. Schwer ist es für die junge Frau trotzdem, auch weil das Haus mit seinen Regeln trotz aller Zuneigung zu dem Herrn nicht vollständig zu Ihren Wünschen, bzw. Lebensvorstellungen zu passen scheint. 

 

Was macht nun die Stärke des Textes aus, der immer wieder zum Nachdenken anregt? Sprachlich ist das gekonnt. Knappe Sätze, immer wieder einzelne Worte, die zwischen zwei Punkte gedrängt werden, obwohl sie grammatisch kein vollständiger Satz sind. Der Text ist durchgearbeitet, auf das wesentliche beschränkt. Das verstärkt die gewünschte Unausweichlichkeit und damit den Druck, der auf die zukünftige Sklavin ausgeübt wird. 

 

Dem Leser ist nur rudimentär klar, wofür und wogegen sich Lena entscheiden soll. Man möchte fragen, ob Lena danach nur eine von vielen ist, eine namenlose Sklavin, wie ihre Mentorin, eine Hausangestellte, die jedem zur Verfügung steht, die vielleicht nicht nur auf ihre Entscheidungen in Zukunft verzichtet, sondern eben auch auf Familie, Kinder und die eigene Entwicklung.  

 

Ich finde die Geschichte, obwohl sie mit dem Ergebnis - Lena ist angekommen, hat ihren Platz gewählt und sich aktiv entschieden - versucht ein positives Bild zu zeichnen, sehr düster. Das mag die dahinter stehende Unausweichlichkeit sein. 

 

Der Gedankengang des Doms, dass er mit ihr gehen würde, wenn sie nicht in dem Haus leben will, überrascht. Die Möglichkeit scheint Lena - zur Entscheidung gezwungen - nicht zu kennen. Er versucht, auch ein Urteil über sich zu erzwingen und lässt sich die Tür offen, dieses nicht zu akzeptieren. 

 

In den Kommentaren ist die Frage zu lesen, ob es eine Fortsetzung geben wird. Mit Jonas Antwort, dass alles gesagt sei, ist eben auch entschieden, dass es keine Entwicklung geben wird.

 

Danke für einen Text, der im Gedächtnis bleibt.

Lanika

Ronja

Autorin.

14.11.2022 um 01:16 Uhr

Berührend schön sind deine sprachlichen Bilder. Aber die Geschichte hat auch eine dunkle bedrückende Seite. Beim Lesen fühle ich mich dort hineinversetzt, ja hineingezogen, als würde ich genau dort sitzen. Schwankend zwischen „ja“ und „nein“.

Und es tauchen Fragen auf. Was hat das mit den anderen Sklavinnen auf sich? In was für einem Haus leben sie da? Von wem wird sie in Zukunft Anweisungen empfangen? 

 

Schade, dass es keine Fortsetzung geben wird 

14.11.2022 um 00:40 Uhr

Sehr spannende Geschichte .....

Titan ....... welch ein schönes Material .....

Jona Mondlicht

Autor. Korrektor. Teammitglied.

06.01.2022 um 18:17 Uhr

Ina

Hoffentlich gibt es bald eine Fortsetzung

 

... ganz sicher nicht. Es ist alles gesagt.

 

Viele Grüße

Jona

Ina

Gelöscht.

05.01.2022 um 23:33 Uhr

Hoffentlich gibt es bald eine Fortsetzung

Gelöscht.

16.01.2019 um 10:45 Uhr

eine schöne geschichte.. . danke

gut zu lesen... klare, einfache sätze die (für mich) die stimmung

gut transportiert haben..

ich lese in letzter so viel...in dem die einzelnen sätze so verschachtelt sind

das man innerhalb eines satzes den faden verliert.

Nachtasou

Autor. Korrektor.

22.12.2018 um 14:22 Uhr

geändert am 22.12.2018 um 14:30 Uhr

Ein Probejahr lang hat Lena die Entscheidung hinausgeschoben, ob sie sich den Regeln „des Hauses“ unterwirft, oder es zusammen mit ihrem Herrn verlässt.

Die zugespitzte Entscheidungssituation fügt sich in die sprachlich schnörkellose Form passgenau ein und lässt kein Jota Platz.

Nicht nur die Entscheidung beengt, auch physisch wird Lena auf eine klinisch- schmerzhafte Initiation vorbereitet. Schluss mit lustig!

Sprachlich und formal mustergültig geschrieben. Mehr als eine Leseempfehlung kann ich zunächst nichts abgeben.

 

 

Was jetzt noch folgt, ist Persönliches, meine Reaktionen auf einen Text, kann gern überlesen werden und ist nicht Jona „anzulasten“:

Mein Leseeindruck war Bedrückung. Kunststück, wie könnte es Lena anders gehen? Die Folgen der Aufschieberitits kenn ich auch. Aber auch für Jakob hängt viel, wenn nicht alles, was die Beziehung im letzten Jahr ausmachte, von Lenas Entscheidung ab. Er lässt ihr die Freiheit der Entscheidung. Das klingt nobel. Aber er zwingt sie, sich entscheiden zu müssen. Was ist das für ein Freiheitsbegriff, der nur die binären Zustände Alles-Oder-Nichts zulässt?

Ist das Leben ein „Tunnel-Spiel“? In vielem schon.

Aber muss man es darüber hinaus dazu machen?

Darf BDSM nicht ein Gegenentwurf zum Unausweichlichen sein?

Die Geschichte kreist um Vertrauen. Vertrauen ist ein Bollwerk gegen Angst. Wie die Angst ist Vertrauen eine Fantasiegröße, weil sie in die Zukunft vorauseilt. Sie fühlt sich nur real an. Der fast pastorale Ernst in der Geschichte, überhaupt bei diesen Zuständen, wirkt auf Außenstehende oft aufgedunsen, weil sie die subjektiven Innereien widerspiegeln, aber nicht die realen Gegebenheiten.

Dummerweise gibt es nur die ´gefühlte Realität´, auch wider besseres Wissen.

Meine Frage ist, warum es so wichtig oder nötig sein soll, Lena in Jakobs persönlichen Angstraum zu stoßen. Was ist mit Lenas Belangen? Sie fühlte sich doch im Spielmodus ein Jahr lang wohl.

So müssen sich spielende Kinder fühlen, wenn der Schlusspunkt gesetzt wird: So, nun ran an die Hausaufgaben, das richtige Leben kennt kein Spiel. Spiel soll nur Vorbereitung sein. Wie unter kleinen Füchsen, die sich balgen, und nächstes Jahr schon um ihr Leben kämpfen müssen. Ohne Wenn und Aber.

Dann bleibe ich an Jakob hängen. Ein biblischer Namen. Zufall? Der jüngere der Zwillinge hieß Jakob und hielt sich bei der Geburt verängstigt an der Ferse seines älteren Bruders fest. Jakob heißt Fersenfesthalter. Und zufällig tippt Jakob in der Geschichte an Lenas Fuß, und gibt ihr damit das Kommando, die Beine in Bewegung zu setzen. Mag Zufall sein. Aber auch vor Jakobs zweiten Lebensabschnitt (der Geburt) stellte sich die Frage: Bleiben oder Gehen. (*g naja). Auch für Lena soll ein neues Leben anbrechen. Neues macht immer Angst, und tut meistens auch erst mal weh. Die Beringung Lenas ist eine Initiation.

Aber in diesem Zusammenhang von Freiheit zu sprechen? Das ist wie: „Jetzt musst Du frei entscheiden!“ als Imperativ. Ist imperative Freiheit nicht ein Widerspruch in sich?

Jakob ist auch mutig. Er liefert sich der Entscheidung Lenas aus. Auch für ihn ist das eine Initiation, denn er weiß den Ausgang ihrer Entscheidung vorher nicht. Er hätte es auch bequemer haben können.

An diesem Text merke ich mal wieder, wie BDSM Beziehungen „unnötig (?)“ beschweren kann. Wie er über die Zukunftssicherheit (Wird-Sein) den Moment (Da-Sein) aus dem Auge verliert. In dem Text sogar aktiv, weil die Zeit abgelaufen scheint. Scheint, weil der Zeitpunkt selbst gewählt ist.

In diesem Zusammenhang ist für mich die Schlüsselszene: Als Jakob die Hand auf Lenas Bauch legt, nicht als Zärtlichkeit, sondern als schein-beruhigendes Signal, dass sie das Folgende gleich ohne ihn und allein überstehen muss. Sowieso, ist ja ihr Schmerz.

Kurz: Wohlig-düster. Die Freiheit, sich unfrei zu machen.

 

Söldner

Autor. Korrektor.

22.12.2018 um 08:59 Uhr

Deine Geschichte, Jona, fordert mich. Ich muss denken, interpretieren.

Ich stehe sofort in einer Szene, lese, steige ein, frage. Wer ist Jakob? Was macht Lena, wenn sie nicht Besucherin des Hauses ist? Wie verdient Jakob sein Geld? Wer sind die anderen Frauen? Was ist das für ein Haus?

Die Antworten formen sich, während ich mich auf die Geschichte einlasse und dabei alltägliche Welt ausblende.

Das ist BDSM.

Durch den weitestgehenden Verzicht auf Füllwörter bekommt der Text Geschwindigkeit, wirkt konsequent, wird Ansage.

 

Gern gelesen, danke.

Schattenwölfin

Autorin. Korrektorin. Förderer.

22.12.2018 um 06:27 Uhr

Jona Mondlicht: Sehr klar, knapp und konsequent im Geschehen wie in der Sprache. Ich mag das sehr, vor allem Letzteres, weil die Reduzierung - meine Erfahrung nach - viel schwerer fällt als die Verschwendung von Worten.

 

Ein bisschen muss ich an die Vorstellung von : denken

 

Der Imperativ liegt der Preußin mehr, als das all zu verschnörkeltes Bitten.

 

Das unterschreibe ich vorbehaltslos.

 

Wölfin

 

poet

Autor.

12.12.2018 um 22:05 Uhr

Hart aber klar wie Eis. Sehr gut durchgehaltener Stil. Klassisch, zielstrebig, ausweglos - Ziel getroffen!

Berücksichtigt wurden nur die letzten Kommentare.

Zu allen Beiträgen im Forum zu dieser Veröffentlichung.