Das Warten auf die Bescherung kann nicht nur für Kinder, sondern auch für neugierige Dienerinnen sehr qualvoll sein - immerhin könnte es doch in den meisten Fällen klangvoll enden.
Mehr stand nicht auf dem kleinen Zettelchen, das sie aus der ersten Schublade des von ihm erst neulich gebastelten hölzernen Adventshäuschens gezogen hatte, und mehr als dieser Zettel und eine Praline war auch nicht in der kleinen Lade. Vierundzwanzig kleine Schubladen, bis Weihnachten täglich eine zu öffnen, und nur für sie! Sie ahnte, dass es das erste Wort eines Textes war, der ihr verraten würde, was sie in der vierundzwanzigsten Lade als Ergebnis vorfinden würde. Na, da hatte ihre Neugierde ja was durchzustehen diese vier Wochen!
Als er heimkam, sagte er nichts über den Adventskalender, trug nur ein leises Lächeln auf den Lippen. Sie verkniff sich Fragen, da sie wusste, er würde sie ohnehin nicht beantworten.
Am nächsten Tag folgte wie erwartet die nächste Praline und das nächste Wort: wirst...
Wo konnte das hinführen, rätselte sie: Es könnte ein Passivsatz werden wie "du wirst mal wieder rangenommen werden", aber natürlich auch ein Aktivsatz im Futur: "Du wirst mir vortanzen." Beide Sätze gefielen ihr und verursachten ein angenehmes Kribbeln an bestimmten Stellen.
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Das, lieber Poet, war eine lehrreiche, spannende, und preußische Geschichte, humorvoll und nah am Märchen.
Lehrreich empfand ich die vermittelte Erkenntnis, dass es, egal wie schlau man sich dünkt, immer noch jemanden gibt, der schlauer ist als man selbst.
Spannend empfand ich den Bogen der Geschichte vom ersten bis zum letzten Tag, untermalt von der Szene mit dem Schachtelteufel, bot sie doch zusätzlich zum Schrecken einen feinen Einblick in die Gedankenwelt der neugierigen Sub.
Preußisch empfand ich das Geschenk selbst, angelehnt an das Glockenspiel der Potsdamer Garnisonkirche mit einem guten Schuss individueller Interpretation.
Ich mochte seine, fast schon qualvolle, Idee, ihr jeden Tag nur ein Wort zu schenken. Kein Wunder, dass sie der Neugier erlag, sozusagen in die Falle tappte. Aber auch seine souveräne Art, das Vergehen nicht sofort zu ahnden, die süße Qual hinauszuziehen hat mir richtig gut gefallen.
Ja, so ein Glockenspiel ist wohl ein großartiges Geschenk. Besonders wenn sie, mit unwiderstehlichem Augenaufschlag, die eigentliche Bescherung hinauszögern, sozusagen mit Glocken spielen darf.