Ist Dominanz naturgegeben oder erlernbar? Wirkt eine bloß erotische Dominanz ernsthaft und echt, wenn Dom im Alltag kein Alpha-Tier ist? Und ist dominantes Verhalten glaubhaft, wenn man nur im BDSM-Kontext den aktiven Part spielen will?
Info: Veröffentlicht am 24.05.2025 in der Rubrik Gedacht.
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Bild: Schattenzeilen, StableDiffusion
Die Frage, ob Dominanz ›naturgegeben‹ oder erlernbar ist, gehört zu den häufig wiederkehrenden Themen. Dabei betonen die einen, dass eine bloß erotische Dominanz ganz gewiss nicht ernsthaft und echt sein könne, wenn der ›Dom‹ nicht auch im Alltag ein beruflich weit oben angesiedeltes ›Alpha-Tier‹ sei, das vor Führungsqualitäten nur so strotzt. Für die Gegenseite ist dagegen alles lernbar, natürlich auch dominantes Verhalten – und damit sprechen sie all denen aus der Seele, die nicht mit einem Führungsjob glänzen können, aber doch gerne beim SM den aktiven Part spielen.
Dominanz ist machbar
Ich sage dazu: Dominanz im BDSM ist machbar – ob man das ›Lernen‹ nennt, ist Geschmacksache. Von der beruflichen Stellung lässt sich nicht auf die erotische Präferenz schließen: denn schließlich neigen viele ›alltagsdominante‹ Männer und Frauen zur Sub-Seite, um sich da endlich mal fallen lassen zu können und vom fortwährenden Regieführen zu entspannen.
Unter ›Lernen‹ versteht man im Allgemeinen ein suchendes Forschen, ein Anlesen fremden Wissens und die versuchsweise Anwendung im eigenen Leben. Die Vertreter der ›Lern-Fraktion‹ fragen also nach bewährten Strategien und Taktiken, die einen ›dominanten Auftritt‹ ausmachen, und versuchen dann, das entsprechende Verhalten nachzuspielen. Dagegen ist an sich nichts einzuwenden: im Einnehmen der Rolle und in der Ausführung der jeweiligen Vorgehensweisen wird sich bei vielen das ›richtige Feeling‹ irgendwann einstellen. Sie schwimmen sich dann aus vorgedachten Formen frei und müssen auf ihre nun ›eingespielte‹ Dominanz nicht mehr besonders achten.
Ich gehöre nicht zu denjenigen, die den Spielbegriff im BDSM-Kontext ablehnen, weil damit ein ›unechtes Verhalten‹ gemeint sei. Niemand ist dauernd dominant oder submissiv, und jedes ›andere Verhalten‹ muss erstmal erprobt werden. Schließlich haben viele eine ›Vanilla-Sozialisation‹ hinter sich, die aus historisch berechtigten Gründen (Frauenemanzipation) männliche Dominanz im Raum der Erotik nicht gerade befördert hat – ohne deshalb eine explizite(!) weibliche Dominanz beim Sex einfacher zu machen.
Dominanz ist auch eine Entscheidung
Es darf also gespielt werden, doch will ich einen Aspekt hervorheben, der den Weg abkürzt und nicht unter ›Lernen‹ fällt: Dominantes Auftreten und Agieren ist eine Sache der Entscheidung und meint in Wahrheit kein spezifisch dominantes Verhalten! Ob Sub kniet, die Augen niederschlägt oder gefesselt ist, erleichtert es zwar manchem Einsteiger, die Situation zu meistern, doch machen solche Befehle für sich genommen noch keinen ›Dom‹ aus. Die Wahrheit zeigt sich, sobald der innere Plan auf einmal nicht mehr hilft – sei es, weil Sub anders als gedacht reagiert oder weil Top ganz plötzlich einen ›Blackout‹ erlebt: ›Was mache ich jetzt, um Himmels Willen‹.
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Der Text ist gut und zeigt viele richtige Denkansätze. Was ich mich aber die ganze Zeit beim Lesen frage ist, wie es mit der umgekehrten Rollenverteilung ausschaut- Femdom und Malesub. Denn dann stößt man mehrfach an Grenze.
24.05.2025 um 01:15 Uhr
Der Text ist gut und zeigt viele richtige Denkansätze. Was ich mich aber die ganze Zeit beim Lesen frage ist, wie es mit der umgekehrten Rollenverteilung ausschaut- Femdom und Malesub. Denn dann stößt man mehrfach an Grenze.
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