Steht ein Baum im Wald allein
Eine BDSM-Geschichte von poet
Warum schreibe ich diese Geschichte, die so schonungslos meine ist? Vielleicht, um mir mehr Klarheit über mich selbst zu verschaffen? Will ich, dass sie jemand liest? Schreibt man eine Geschichte, die niemand liest? Aber warum sollte sie jemand lesen wollen? Seit ich schließlich diese Seite ›Schattenzeilen‹ gefunden habe, weiß ich immerhin, dass es wohl Leute gibt, die solche Fantasien lesen wollen. Und wer weiß schon, wie autobiografisch diese Geschichte ist; sie kann genauso erfunden sein wie all die anderen! Ich schreibe sie einfach mal, kann mir ja dann immer noch überlegen, ob ich sie einreichen werde ...
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Die eingestellte Küchenuhr schrillte. Schon 17 Uhr also, da würde Jenny bald heimkommen. Er stöckelte in sein Arbeitszimmer, schlüpfte aus dem kleidchenähnlichen langen Nachthemd, aus den Plateauschuhen. Schloss seine Arm und Fußschellen auf und legte alles zusammen mit den verbindenden Ketten auf den Schreibtisch. Am Schrank hing noch die Lederklatsche, deren Anblick ihm einen letzten Schauer über den Rücken bis zum geröteten Gesäß sandte. Schließlich schnallte er sich noch den Ballknebel ab. Er seufzte.
Zweieinhalb Stunden hatte er in seiner wilden Fantasiewelt verbracht, in der er als Sklave der gnadenlosen Herrin Senpardona und ihren zwei Gehilfinnen ausgeliefert war, die ihn demütigend feminisierten und züchtigten und verspotteten, war auf ihre Befehle hin auf die Knie gegangen, hatte sich einen mächtigen Plug in den After gequält, sich selbst im vom PC vorgegebenen Rhythmus gezüchtigt, die Küche piccobello geputzt, dann das Bad, schließlich die selbst gemachten Pizzen so vorbereitet, dass man sie nur noch in den Backofen mit den Steinplatten schieben musste. Das Programm mit den weiblichen Stimmen und weiteren Geräuschen hatte er selbst geschrieben, es lief als Endlosschleife - wozu war er IT-Spezialist! Und wenn die verhasste Timerschelle nicht gescheppert hätte, wäre er noch länger nicht aus dieser Welt aufgetaucht.
Sorgfältig verstaute er alle Utensilien mit Hemd und Schuhen - ja auch diese hatte er wie alles Sonstige selbst gebastelt, hatte abgelegte Schuhe von Jenny dazu geweitet - in der untersten Schublade seines Schreibtisches, die er immer verschlossen hielt. Stets ging er akribisch die Liste der benutzten Gegenstände durch, ob er auch nichts vergessen hatte, damit nichts Verräterisches herumliegen blieb. Seinen gestriemten Hintern würde Jenny nicht zu sehen bekommen, da er immer als erster am Abend ins Bett ging. Bis morgen früh würde man ohnehin nichts mehr sehen, aber da passte er schon auf.
»Du bist ein Schatz!«, sagte Jenny, als sie eine halbe Stunde später kam, die saubere Küche und das blitzende Bad bemerkte, ihm einen Kuss gab und sich erst einmal in den Sessel fallen ließ. Sie wusste es zu schätzen, dass er derzeit arbeitslos war und seine Zeit in den Haushalt investierte. »Was gibt es heute Leckeres?«
»Pizza!«
»Oh, deine gute Pizza! Du bist ein Schatz!«, wiederholte sich Jenny und schaltete den Fernseher an.
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