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Das halb geleerte Wasserglas

Eine BDSM-Geschichte von Sub Anna.

Meine Haut kribbelt, das Herz pocht und der Solarplexus scheint sich in einen gordischen Knoten verschlungen zu haben. Die Landschaft zieht vorbei, sonnenbeschienene Wiesen wechseln zu dichten Wäldern. Wir sind auf dem Weg nach Berlin. Innerlich ringend denke ich über die Verrücktheit des Vorhabens nach.

Entspannt sitze ich hinterm Lenkrad und genieße die Geschwindigkeit, mit der das Auto gleichmäßig über die Autobahn jagt. Und ich genieße die Unruhe, die vom Beifahrersitz herüberweht. Meine Frau hat sich schön gemacht, auf ihre natürliche, unaufdringliche Art. Ein schlichtes, enges Shirt, ein kurzer, hoch geschlitzter Rock, darunter schwarze Leggins. Zu ihren Füßen steht eine kleine Tüte, die ihr restliches Outfit enthält. Sie wird die Blicke auf sich ziehen.

Vor einigen Wochen schrieb uns ein Herr an und fragte nach unserem Interesse an einer Vorführung. Eine Vorführung von mir. Er traf unsere aktuelle Idee eines Spiels vor einem dominanten Herrn, der mich dann am Ende, auf den Gynstuhl geschnallt, ficken sollte. Mein Mann und er einigten sich schnell auf den Rahmen und vielleicht auch auf Details. Gruselnd genießend verfolgte ich am Rande, wie der Fremde die Verabredung von sich aus vorantrieb. Er wollte mich.

Vor allem auf die Blicke des Einen freue ich mich. Ich hoffe, dass eine gewisse Lüsternheit darin liegen wird, die meine Sub schlucken lässt. Diese leichte Bewegung ihres Kopfes, die ihrer Scham zu verdanken ist. Ich weiß, dass dann ihr Herz aus Angst schneller schlagen und gleichzeitig ihre Erregung steigen wird. Spätestens dann wird sie, meine Frau, den Alltagsmenschen abstreifen und das konzentrierte, lust- und hingebungsvolle Wesen übrig lassen, meine Sub.

Ich betrachte sie von der Seite, wie sie mit angezogenen Beinen verkrampft geradeaus starrt und auf ihren Fingern nagt.

Einen Narren schelte ich mich. Jetzt, wo ich im Auto sitze und mein Mann, mein Herr, unweigerlich zu diesem fremden Dom fährt. Ein Zurück gibt es nicht mehr, das ist schon lange vorbei. Schon als es für mich nicht viel mehr als bloßes Kopfkino war, war der heutige Tag bereits besiegelt. Ich verfluche mich wegen meines Mutes, besser gesagt wegen meiner Blauäugigkeit, der ungeheuerlichen Verquickung von Fantasie und Realität.

Die Hand meines Herrn schiebt sich in die meine. Ich merke, wie verkrampft ich bin und entspanne mich ein wenig. Öffentlichen Sex hatte ich in dunklen Swingerclubs erlebt. Nackt gezeigt hatte ich mich in voller Sonne an FKK-Stränden. Aber als Sub unterworfen, gefesselt, weit geöffnet einem anderen Herrn zu begegnen? Jemandem, den ich mir nicht ausgesucht hatte, der mich ansehen, meine Feuchte entdecken, mich begrapschen, in mich rein fassen würde, mich nehmen würde, und all das auch, wenn er das Ekelpaket sein würde, das ich nach dem raschen Blick auf das kleine Bild vermutete? So was ist mir neu. Das gab es bisher nur in meiner Fantasie. Mir ist ganz wirr im Kopf.

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

Tony Baigu

Gelöscht.

12.12.2022 um 18:43 Uhr

Ständiger Zeitenwechsel, bedingt durch selbigen der personellen Perspektive, ermüdend mit fortschreitendem Geschehen. Gelegentlicher Hauch von Umgangssprache, die letztlich auf Fingern nagt. Es zieht sich wie ein imaginärer fünfter Akt Shakespeares. Wirkung verpufft letztlich ähnlich dem Durchtreten des Gapedals nach dem Aus- und vor dem ausbleibenden Einkuppeln. Bedauerlich, sehr bedauerlich. Weil: offensichtliches Potenzial verschenkt. Persönliches, wie literarisches.

Gelöscht.

10.02.2019 um 09:42 Uhr

Mir gefällt das "Gespräch" zwischen dem Paar sehr. Auch dei Szenerie, das er weitermacht, obwohl der dritte Mitspieler die Flucht ergreift.

 

Vielen Dank

04.05.2018 um 08:31 Uhr

die schreibweise mit den zwei blickwinkeln ist eine tolle idee!

die geschichte an sich, die handlung... es ist einfach nicht meins...

Gelöscht.

03.05.2018 um 23:56 Uhr

Aufregender Plot mit unerwarteter Wendung.

Ein doch etwas hinterhältiger Dom, der seine Sub an die abgesprochene Grenze führt, obwohl diese Grenze längst selbst die Flucht ergriffen hat. Ich mag diesen hintergründigen Humor hinter der erotischen Geschichte.

Dabei scheint mir die Sicht der Sub tiefer gezeichnet als die Perspektive des Doms, die etwas pragmatischer daherkommt.

Danke für die schöne Geschichte.

Gelöscht.

20.07.2017 um 03:48 Uhr

Dass mir die Geschichte nciht so gut gefallen hat, liegt keineswegs an der Schreibweise. Die Geschichte ist schön erzählt und reizt zum Nachdenken, aber diese vollkommene Art der Unterwerfung ist wohl nichts für mich. Vielleicht bin ich doch falsch hier...

hanne lotte

Autorin. Lektorin. Förderer.

24.01.2017 um 14:28 Uhr

Die Technik, eine Geschichte aus zwei Perspektiven zu erzählen, ist zwar nicht neu, aber ich finde sie gut umgesetzt. Noch besser gefällt mir, dass sich die Sprache des Doms zudem den Gegebenheiten anpasst, je nachdem, ob er als er selbst oder als der Fremde handelt, bei letzterem wird die Wortwahl etwas derber.

Inhaltlich finde ich schön, dass Er die Fiktion um den Fremden aufrecht erhält und damit ihrer Angst und Nervosität, aber auch ihrer Hingabe Respekt zollt.

 

Danke für eine besondere Erfahrung

hanne

Gelöscht.

24.01.2017 um 00:22 Uhr

Ich fand die Sprache manchmal zu derb. Sonst war es aber eine schöne Geschichte, für die ich mich hiermit bedanke!

 

Viele Grüße

tina

Gelöscht.

10.12.2016 um 23:39 Uhr

ist ganz interesant

Gelöscht.

31.10.2016 um 23:15 Uhr

Sehr nett geschrieben.

Gelöscht.

26.06.2016 um 00:21 Uhr

super geschrieben, auch wenn ich den armen Dom etwas bedauere, dass er sich so schnell etwas einfallen lassen musste um das Erlebnis zu retten.

Berücksichtigt wurden nur die letzten Kommentare.

Zu allen Beiträgen im Forum zu dieser Veröffentlichung.