Er hatte ihre Garderobe bestimmt. Sie trug ein langes, weißes Kleid. Wie von einer unsichtbaren Hand geführt, ging sie auf das Klavier zu und setzte sich auf den Hocker. Sie wartete auf seine Aufforderung, zu beginnen.
Es dämmerte früh an diesem Tag, nachdem der heftige Wind aus Nordwest Wolkenberge vom Meer in die weite, fast endlos scheinende Marsch getrieben hatte. Auf den Wiesen, die sich jenseits der Kastanien, die das alte Haus umgaben, erstreckten, sah man die weißen Tupfen der Möwen, die den Sturm fliehend, Zuflucht im Binnenland gesucht hatten.
Das Licht brannte nicht. Die geräumige Wohndiele lag in einem gespenstischen Zwielicht. Zwei Kerzenleuchter mit jeweils drei weißen Kerzen warfen einen sanften Lichtschein auf die Klaviatur des Flügels, dessen Klangkörper mit dem Dunkel des Raumes zu verschmelzen schien.
Sie wusste, dort, in der Ecke, auf dem massigen Sessel saß er, ein Glas Rotwein neben sich und eine Pfeife in der Hand. Der Duft des Tabaks erfüllte leicht den Raum. Es roch dezent nach Vanille und ein bisschen nach Mirabelle. Die hölzernen Treppenstufen knarrten unter ihren leichten Schritten, fast als ob ein unsichtbarer Geist ihr Erscheinen ankündigen wollte. Durch die dünnen Sohlen der Schuhe fühlte sie das Parkett, atmend, lebend wie ein Mensch. Er hatte ihr die Abendgarderobe bereitgelegt. Heute trug sie ein langes, weißes Kleid, dazu ein Paar halterlose Strümpfe. Auf Unterwäsche hatte er verzichtet.
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04.05.2016 um 07:08 Uhr
geändert am 05.05.2016 um 09:37 Uhr
Ich bin ein bisschen zwiegespalten...
Der Beginn absolut klasse! Du malst mit wohlgewählten Worten Bilder, die sofort im Kopf ankommen, das Romantikerherz ansprechen. Schaffst ein Ambiente, das schöner kaum sein kann. Baust damit eine wahrlich große Erwartungshaltung auf.
In der weiteren Folge ändert sich das drastisch, ich würde fast sagen, wird zur reinen Sexbeschreibung. Wirklich schade, auch wenn die wortlose Innigkeit der Beiden am Ende einiges wieder wettmacht.
Irgendwie habe auch ich das Gefühl, zwei zusammengesetzte Geschichten, statt einer komplexen, gelesen zu haben. Wirklich schade, da ja Leserinnen und Leser zu Beginn erfahren dürfen, dass Du es eigentlich toll kannst.
Danke, dass ich die Zeilen lesen durfte.
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