Profil erstellen Login

Einakter in Moll

Bilder aus BDSM-Sehnsüchten sind nicht leicht zu malen. Anna erkennt das. Sie sucht den Maler auf und versucht, seinen Bildern mehr Tiefe, mehr Ausdruck und mehr Düsternis zu ermöglichen.

Eine BDSM-Geschichte von Rumsch.

Bild: Schattenzeilen, Midjourney

 

()

 

Dieser Text erreichte den ersten Platz im »Schreibwettbewerb: Versuchung«.

 

Wenige Jahre ist es her. Wie im Rausche warf ich allnächtlich mein Talent, meine Leidenschaft und unzählige Lehrstunden der pornografischen Studien auf jungfräuliche Leinwände. Im Atelier in der Dachstube stapelten sich meine skizzenhaften Kreationen der Obszönitäten, wie der prüde Teil der Gesellschaft sie wohl bezeichnet hätte. Befriedigung fand ich dadurch allerdings nie; mir verlangte es stets nach mehr: mehr Tiefe, mehr Ausdruck, mehr Düsternis.

 

Also nahm ich den nächsten, für mich logischen Schritt: ich gab Annoncen auf, inserierte in einschlägigen Blättern und auf Webseiten, suchte nach realer Begegnung. Vielleicht waren meine Worte dabei zu beliebig, zu obskur gewählt, denn zunächst meldete sich niemand aus der Szene bei mir. Ich wollte schon aufgeben, lachte bereits über meine eigene Naivität, es überhaupt versucht zu haben, da erhielt ich die erste Mail, meine erste potenzielle Klientin.

Zaghaft fragte sie nach meinen Künsten, sie wollte mein Können begutachten, bevor sie sich auf etwas einlassen würde. Schließlich war es ihr erstes Mal, genau wie für mich. Ich schickte ihr Bilder meiner erlesensten Werke und sie antwortete mit genauen Anweisungen zu ihren Vorstellungen. Es klang erfrischend neu, herausfordernd und aufregend. Erfreut willigte ich ein.

 

Sie, Anna, brachte eine miesepetrig dreinschauende Freundin mit; zur Sicherheit, wie sie sagte. Wir setzten uns zusammen, sprachen über pervertierte Malerei, über Eric Stanton, John Willie, Namio Harukawa, Gene Bilbrew und kamen aus dem Schwärmen kaum heraus. Eine ausgesprochen gebildete Kennerin der Materie, wie mir sehr rasch bewusst wurde. Hätte ihre Anstandsdame uns nicht unterbrochen, wären wir gar nicht zum ursprünglichen Grund des Treffens gekommen.

Im Atelier besprachen wir die letzten Details. Anna wollte herrschaftlich aussehen, eine Verbindung aus Macht und Eleganz ausstrahlen. Ich war scharf auf Dynamik, Emotionen und möglichst viel nackte Haut. Wir verhandelten hart, auf Augenhöhe, ein wunderbares Erlebnis für uns beide.

 

Zwei Stunden später hatte ich genug Fotos für hundert Gemälde. Zwei Wochen später verschickte ich das vollendete Motiv, das sie ausgewählt hatte. Zwei Monate später vermittelte Anna mir weitere Kontakte. Zwei Jahre später waren meine Werke bekannt in der gesamten Szene; berühmt, begehrt und gut bezahlt. Anna mauserte sich zu meiner geschätzten Agentin. Sie hatte ein unbeschreibliches Talent, die richtigen Personen für mich ausfindig zu machen, um meinen Fähigkeiten gerecht zu werden.

 

Professionalität wurde mein Markenzeichen. Eine Selbstverständlichkeit, um den absonderlichsten Ansprüchen der BDSMler jeglicher Couleur beizukommen. Meine Ambition war es nun, das unverfälschte Sein der Klienten, ihre wahrhaftige Seele, Pinselstrich für Pinselstrich auf die Leinwand zu bannen. Ich lebte von Perfektion, daher blieb ich meinem unausgesprochenen Grundsatz treu, genau ein Gemälde pro Person anzufertigen.

Gespannt darauf, wie es weitergeht?

Werde Teil unserer BDSM-Community. Kostenlos!

Du erhältst kostenlos Zugriff auf BDSM-Geschichten, Hörtexte und Podcasts. Du kannst im Forum und im Chat andere Mitglieder kennenlernen. Und wir bieten dir viele weitere Vorteile.

Das überzeugt dich nicht? Dann stehen dir nur die öffentlich lesbaren BDSM-Geschichten zur Verfügung.

Deine Meinung

Du kannst Texte nur dann bewerten, wenn du sie voll einsehen kannst.

Kommentare von Leserinnen und Lesern

Alle Kommentare zu dieser Veröffentlichung.

Bislang wurde noch kein Kommentar abgeben!