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Die Ausstellung

Draußen jagt der Sturm um das Haus. Regen prasselt an die Fensterscheiben. Die Malerin Annalena denkt zurück an ihre letzte Ausstellung. Zu jedem Tag im Advent hat sie ein sadomasochistisches Bild gemalt. Das Cover des Bildbandes zeigt Beatrice, ihre Galeristin. Es hat Annalena einiges an Durchsetzungskraft gekostet, Beatrice davon zu überzeugen, sich in dieser Stellung öffentlich abbilden zu lassen.

Eine BDSM-Geschichte von Hekate.

  • Info: Veröffentlicht am 30.11.2024 in der Rubrik BDSM.

  • Folge: Dieser Text ist Teil einer Reihe.

  • Urheberrecht: Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung sind nicht erlaubt. Mehr.

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Bild: Schattenzeilen, Midjourney

Beatrice und Annalena - Einband

Heiligabend, 3.10 Uhr.

 

Wind heult durch die Nacht. Er rast durch Straßen und Gärten der östlichen Vorstadt, zerrt an Sträuchern und Bäumen.

Es knackt im Dach des Hauses.

Stürmt es von Nordost, fährt der Wind in die Fallrohre der Dachrinnen. Dann jault das Haus, ähnlich einem traurigen Hund, der den Mond anheult.

Der Wetterbericht hatte für die frühen Morgenstunden vor Sturm gewarnt. Regen prasselt an die Fensterscheiben.

Annalena Olsberg sieht auf die Uhr. Es ist drei Uhr morgens. Im Bett zu bleiben ist keine Alternative. Nachts werden kleine Gedanken groß, blasen sich auf wie Ballons. Dann kommen die unbeantwortbaren Fragen vom woher, warum und wohin. Was bringt das Starren an die Zimmerdecke? Besser ist es, produktiv zu sein, nach dem Erfolg der Ausstellung zur Adventszeit etwas Neues zu beginnen.

Skandal ist seit der Vernissage am ersten Dezember, Kritiker ereifern sich in den Zeitungen. Mit Verbot wird gedroht. Die Moral ist in Gefahr.

Wunderbar! Verkaufsfördernd wirkt so ein Dissens. Kunst wird erst dann spannend, wenn sie scharf an der Grenze bürgerlicher Toleranz schrammt. Genau dort entfaltet sie ihre Wirkung, an der Linie, die man nicht sehen, sondern nur ahnen kann. Die Basis des Erfolgs liegt im Tanz auf diesem schmalen Grat. Überschreitet man ihn, wird aus Kunst Dreck.

Annalena steht auf, zieht ihren Morgenmantel über.

Im Wohnzimmer schaltet sie die Spots über den Gemälden an den Wänden ein, dazu ihr Leselicht hinter der Couch.

Die Scheiben der bodentiefen Fenster glänzen nass, hin und wieder lässt der Wind den Regen an das Glas prasseln, sodass es klingt wie schnell brennendes Reisig.

Der neue Bildband liegt auf dem Tisch, am ersten Dezember ausgeliefert und nach dreiundzwanzig Tagen mehr als dreitausend Mal verkauft.

Auch heute, am Tag des Heiligen Abends, hängen in den zwei Räumen der Galerie vierundzwanzig Bilder des Projektes, in neutraler, nicht wertender Sachlichkeit gerahmt. Bis Ende Januar wird die Ausstellung laufen. Bildbände, Shirts, Kaffeetassen und Plakate verkaufen sich prächtig. An alle Bilder hatte Beatrice schon am Ende der Vernissage die roten Verkaufspunkte geklebt. Finanziell hat sich die Ausstellung schon jetzt als außergewöhnlicher Erfolg gezeigt.

In der zum Wohnzimmer hin offenen Küche lässt Annalena einen Kaffee durchlaufen, nimmt die Tasse, geht zum Sofa. Draußen ist finstere Nacht. Sie setzt sich, nimmt den Bildband vom Tisch, denkt an Beatrice und ihr Gesicht, als sie das Bild auf dem Einband erstmalig vor zehn Monaten auf der Staffelei sah.

 

»Das ist nicht dein Ernst«, stöhnte sie, starrte ungläubig auf das Ölbild.

»Gefällt es dir nicht?« Annalena sah ihre Galeristin erstaunt an. »Es ist sehr naturalistisch und ich bin sicher, es wird für einen guten Preis verkauft.«

»Nein, Annalena! Man sieht, dass du auf dem Bild bist und ich ebenfalls. Mein Ruf als Galeristin!«

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

kehinn

Autor.

08.12.2024 um 22:44 Uhr

Auch für mich als Mann sehr erregend, um es mal behutsam auszudrücken..

 

Bin gespannt wie es weitergeht.

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Hekate

Autorin.

03.12.2024 um 08:27 Uhr

Vielleicht kann ich deine Freunde, Ronja, über den Advent hin erhalten, freue mich über deinen Kommentar.

Für deine bisher positiven Kritiken danke ich, poet, bin gespannt, ob es mir gelungen ist, die vierundzwanzig Kalenderbilder sadomasochistischer Praktiken durch rückblickenden Plauderton meiner Malerin in einen Kurzroman zu fassen.

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Ronja

Autorin.

02.12.2024 um 23:28 Uhr

Sehr originelle Idee für eine Geschichte und fesselnd finde ich sie auch. Freue mich schon auf die nächsten Türchen und bin gespannt auf mehr. 

Vielen lieben Dank an die Autorin und jeden der geholfen hat den Adventskalender in diesem Jahr zu realisieren.

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poet

Autor. Förderer.

02.12.2024 um 15:36 Uhr

Ich habe diesen Text zweimal lesen müssen, denn er ist inhaltlich wie sprachlich ungewöhnlich, fällt aus dem gewohnten Rahmen. Das musste ich erst einmal verarbeiten. Packend wie selten, weil so anders. Wird es mehr davon geben? Text 2 dieser Serie habe ich zwischen erster und zweiter Lektüre dieses Textes gelesen. Kann das so weitergehen, auf diesem Niveau, ohne sich zu wiederholen? Ich bin gespannt!

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Queeny

Förderer.

01.12.2024 um 11:08 Uhr

geändert am 01.12.2024 um 11:11 Uhr

Liebe Hekate was für eine tolle Idee, du hast auch nichts versprochen was du nicht gehalten hast. Die Beschreibung deiner Protagonisten und der Szenen waren sehr Bildhaft, ich konnte Sie vor mir sehen. Das erste Türchen hat mir schon mal sehr gefallen, es ist spannend und macht neugierig auf mehr. Ich freue mich darauf jeden Tag eines lesen zu können. Dankeschön dafür!

Liebe Grüße Queeny 

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Meister Y

Autor. Förderer.

30.11.2024 um 13:43 Uhr

Liebe Hekate, jetzt passiert genau das, was einen dominierenden Adventskalender ausmacht. Der Anfang ist gemacht, man will mehr, will wissen wie es weitergeht und dann wird man auf die Folter gespannt...

 

Die Idee finde ich klasse, nun bin ich wirklich gespannt, ob die hoch gelegte Latte gerissen wird oder ob sich hinter jedem Türchen eine so tolle Geschichte wie die befindet, die ich gerade lesen durfte.

Für heute erst mal vielen Dank.

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30.11.2024 um 09:08 Uhr

Im wahrsten Sinne des Wortes: Spannend

Dazu stellt die Geschichte selbst den Akt dar, so wie die Galerie in der Geschichte. Cooler Kniff.

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Hekate

Autorin.

30.11.2024 um 07:11 Uhr

geändert am 30.11.2024 um 07:15 Uhr

Den Schattenzeilen danke ich für die Veröffentlichung.

 

Derzeit kann ich jede Menge thematische Adventskalender kaufen. Von Teebeuteln über Süßigkeiten, Alkohol, Kosmetik, bis hin zu Gewürzen sind die Läden voll.

Ab Montag gibt es die Kalender wahrscheinlich zum halben Preis.

Was ich aber nirgends entdecken konnte, war ein devot-submissiv-dominant-sadomasochistischer Adventskalender.

 

Den gibt es nur auf den Schattenzeilen, und nicht gegen Geld, sondern kostenfrei für alle Freundinnen und Freunde der besonderen Erotik.

 

Tut mir den Gefallen, macht die Türchen auf.

 

Meinungen, Fragen und Kritiken sind mir hier im Forum willkommen.

EIne gute Adventszeit wünsche ich euch und bitte, spielt nicht alles nach, was hinter den Türchen beschrieben ist.

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30.11.2024 um 01:37 Uhr

Eine schöne Geschichte von hoher Überzeugungskraft.

Kurz gehalten, das Wesentliche klar und intensiv beschrieben.

Trotzdem bleibt noch genügend Raum für die eigene Fantasie.

Das stellt einen interessanten Adventskalender in Aussicht .....

 

Gregg

Zu diesem Beitrag im Forum.

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