Kein Preis für Humphrey Bogart
Eine BDSM-Geschichte von Hekate
Platz 1 im Schreibwettbewerb "Spuren" (Link).
Püppi trug gern Schnallenschuhe. Sie mochte Petticoats, Rüschenblusen und Strumpfhosen in grüner, gelber, roter oder blauer Farbe. Sie liebte Lackgürtel in knalligen Farben mit großen goldenen Verschlüssen. Ihr Gesicht verbarg durch exzessive Art großzügigen Make-ups jegliche Regung. Püppi wirkte auf andere Menschen wie eine lebendige Mischung aus Käte-Kruse-Puppe, Barbie und einem amerikanischen Pin-up-Girl der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Ihre Marilyn-Monroe-Frisur saß zu jeder Tageszeit perfekt.
Püppi hieß im wirklichen Leben nicht Püppi, sondern Anneliese Herold. Früher arbeitete sie in der Reklamationsabteilung, hielt den Rekord im Verhindern von Stornierungen. Sie drehte jedes Gespräch mit wenigen Sätzen. Die meisten Kunden, die einen Schuhkauf rückabwickeln wollten, änderten nach verbalem Kontakt mit Püppi ihre Meinung. Das klang betriebswirtschaftlich gut, brachte allerdings nur kurzfristigen Erfolg. Das Problem bestand darin, dass Kunden, die mit Püppi Kontakt hatten, später nicht mehr in der Firma kauften. Auch Grossisten, die Püppis Büro mit klaren finanziellen Vorstellungen betraten, kauften meist größere Posten zu höheren Preisen als von ihnen im Vorfeld kalkuliert. Auch dieser vordergründige Effekt wirkte auf die Firma nur kurzzeitig als Geschäftserfolg. Langfristig senkte er die Zahl wichtiger Großabnehmer. Der Chef versetzte Püppi zuerst in die Verwaltung, danach in die Buchhaltung und schließlich zu den Kalkulatoren. Püppi schlug in jeder Abteilung ein wie eine Bombe. Sie eckte mit ihrer direkten und offenen Art an jedem Arbeitsplatz an. Niemand wollte mit ihr ein Büro teilen. Kurz vor dem vorhersehbaren Ende machte der Chef einen letzten Versuch. Er steckte sie in den Einkauf. Das erwies sich als Volltreffer. Püppi schaffte Leder und Kunststoffe zu äußerst günstigen Preisen heran und bewies, dass der Geschäftserfolg eines Unternehmens nicht in möglichst teurem Verkauf seiner Produkte, sondern im günstigen Einkauf des Materials lag.
Durch diese Erfolge schwebte Püppi hinauf in die Chefetage, erreichte den Status einer Unberührbaren. Von nun an verbrachte sie ihre Arbeitszeit in einem eigenen Büro und durfte als besondere Form der Ehre ihren mintgrün lackierten 1956er BMW 501 im Parkbereich neben dem Wagen des Chefs abstellen.
Parallel zu ihrem Aufstieg begann der Niedergang von Humphrey Bogart, der in Wirklichkeit Alois Hettmaier hieß und den Einkauf leitete. Dieser Mann wirkte wie der bekannte Schauspieler, trug Trenchcoat, Hut und hatte immer eine Hand in der Tasche.
Püppi fand ihn lächerlich. Sie hatte mal gelesen, dass man beim Film Casablanca Laufgräben ausheben ließ, in denen Ingrid Bergman neben dem Humphrey Bogart dahergehen musste, damit der größer als sie wirkte, denn er war ein klein gewachsener Mensch, der Humphrey Bogart. Alois Hettmaier war auch kein Riese, nicht viel größer als Püppi, und brachte auch nicht ihr Gewicht auf die Waage. Sicher, er machte etwas her mit seinen altmodischen Anzügen, Mänteln, staubfreien Schuhen, aber er schaute immer so übertrieben männlich drein. Zu Püppis Verdruss handelte man Alois als Kronprinzen in der Firma, der vom Chef protegiert und als Nachfolger aufgebaut wurde. So blieb es, bis die Sache mit den kaputten Autos passierte und die Perversion ins Spiel kam. Hier begann Alois Hettmaiers Niedergang.
Die Püppi war sexuell abartig. Sie lehnte ab, an sich herumkneten zu lassen und Orgasmen zu simulieren, um Männern zu gefallen, die glaubten, dass Penetration zur Befriedigung einer Frau genügte. Sie mochte sich nicht unter einen schwitzenden, nackten Mann legen, der auf ihr hantierte, als würde er einen Eintopf rühren.
Püppi hatte eigene Vorstellungen von Sexualität. Deshalb bestellte sie sich auf Datingportalen hin und wieder einen gehorsamen Mann, der ihren Bedürfnissen entsprach und exakt ihren Befehlen zu folgen verstand.
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