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Mooreichenschrank

Unser gemeinsames Leben begann mit dem Begriff Mooreichenschrank. Es geschah innerhalb einer Diskussion darüber, ob Telefonsex funktionieret oder nicht. Wir waren unterschiedlicher Meinung und es gab eine hitzige Debatte.  Als von ihm das Wort Mooreichenschrank fiel, machte ich ihm einen Vorschlag.

Ein Blogbeitrag von Ambiente.

  • Info: Veröffentlicht am 29.12.2023 in der Rubrik Gedacht.

  • Urheberrecht: Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Verwendung sind nicht erlaubt. Mehr.

  • Inhalt: Blogbeiträge bilden die Meinung der Autorin oder des Autors ab.

Bild: Schattenzeilen, Dall-E

 

Bei uns begann alles mit einem Mooreichenschrank. Wir hatten uns im öffentlichen Bereich des damaligen T-Netz/Sex kennengelernt. Sex war das Thema - kein Wort von SM.

Dann, nach einigen Tagen, fiel in einer öffentlichen Diskussion über Telefonsex - bei der er (Username Cubitus - später nur noch Cubi genannt) und ich (Username Ambiente - später nur noch Ambi genannt) völlig gegensätzlicher Meinung waren - von ihm das Wort Mooreichenschrank. Die ersten Bilder, die sich in meinem Kopf bildeten, als ich das Wort Mooreichenschrank hörte, waren herrlich: Ein Mann mit gespreizten Beinen, der sich mit seinen Händen an einem Mooreichenschrank abstützte. Sein Hintern wölbte sich mir herausfordernd entgegen. In meiner Vorstellung sah ich eine Gerte blitzen und hörte den satten Knall, als sie auf die prallen Rundungen traf. Ja, mir wurde heiß bei dem Gedanken. Daraufhin habe ich Cubi vorgeschlagen, uns auf PM-Ebene, also nicht mehr öffentlich, zu schlagen.

Irgendwie wussten wir beide sofort, was mit diesem Wortspiel gemeint war. Es war der Beginn unserer Zweisamkeit, und unsere Mails wurden intensiver und gingen mehr und mehr unter die Haut. Wir vertrauten einander unsere Fantasien an und nach einigen Monaten beschlossen wir, dass es an der Zeit war, uns zu treffen.

 

Bis dahin hatten wir mehr oder weniger Erfahrungen mit SM gesammelt. Das Mehr bezieht sich dabei auf die Fantasie und das Weniger auf die Realität.

Schon bei unserem ersten Treffen am 19.12.1992 begannen wir, einige unserer Fantasien auszuprobieren. Wir wechselten immer wieder die Rollen, litten lustvoll und genossen. Vertrauten uns. Unsere ersten Erfahrungen miteinander waren elektrisierend. Noch heute wird mir heiß bei dem Gedanken, wie er mit stolzgeschwellter Brust beteuerte, dass ich ihn nicht zum Stopp, unserem vereinbarten Safeword bringen könnte. Seit der Nacht, unserer ersten Nacht, konnte er das niemals mehr behaupten.

Die Zeiträume zwischen unseren Treffen waren ausgefüllt mit erregenden Gedanken an SM. Unsere geheimsten Fantasien schienen wahr zu werden. Wir erfüllten fast alle Klischees: Vertrag, geheime Zeichen, Positionen, die auf Befehl einzunehmen waren, und Codeworte, die eine Session einleiteten oder beendeten. Kein Besuch im Baumarkt, der nicht automatisch die Suche nach einem Seil oder Sicherheitshaken für unseren Spielzeugkoffer beinhaltete.

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

23.08.2024 um 06:30 Uhr

Eine toll verfasster Beitrag, bei dem man sich die Begebenheiten gut vorstellen und zum Teil mitfühlen konnte. Danke.

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Meister Y

Autor. Förderer.

29.01.2024 um 15:59 Uhr

Liebe Ambiente, ich weiß ja nicht, wie ihr damals auf den "Mooreichenschrank" gekommen seid, ich weiß aber, dass es kaum ein edleres Holz gibt, als das einer Mooreiche. 

Insofern ist es schon fast lustig, dass gerade so ein Begriff sozusagen ein Auftakt für eine lustvolle, gefühlt schon ewig währende Beziehung ist.

Danke, dass Du uns hier so tiefe Einblicke in Euer Leben gewährst, die Du mit einer Leichtigkeit erzählst, aus der man Deine/Eure Lebensfreude tatsächlich spüren kann.

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Ambiente

Autorin. Förderer.

07.01.2024 um 12:26 Uhr

Liebe hanne lotte,

 

Ein größeres Kompliment hättest Du mir kaum machen können.

 

Wir denken oft an das Wort „Mooreichenschrank“ und jedesmal,huscht ein Lächeln über unser Gesicht.

 

Wir lesen uns

Ambi

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hanne lotte

Autorin. Förderer.

06.01.2024 um 23:51 Uhr

Bei "Mooreichenschrank" sehe ich mich in einem eher düsteren Zimmer, welches von einem riesigen, Ehrfurcht einflößenden Schrank aus dunklem, polierten Holz beherrscht wird. Ich sehe mich stumm und klein vor mindestens 400 Jahren Geschichte. Assoziationen gehen ganz unvorhersehbare Wege.

 

Dein Text, liebe Ambiente, hat die Düsternis vertrieben und ich habe eine erregende Zeitreise miterleben dürfen. Es ist auch immer ein Geschenk, einen Partner zu finden, der so gut passt. Es macht mir Freude, solche Lebensberichte zu lesen.

 

Danke dafür

 

hanne

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06.01.2024 um 08:52 Uhr

Sehr schön

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kehinn

Autor.

29.12.2023 um 09:04 Uhr

Für mich großartig! - und besonders überzeugend durch die persönliche Art der Darstellung.

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