Geehrte Pina, ich sehe in dir etwas Besonderes. Ich glaube und hoffe, mich nicht zu täuschen. Ich würde dich gerne zu einem Spiel einladen. Ein Spiel auf einer besonderen Ebene, das du nie vergessen wirst. Wage es und du wirst gewinnen! Schlägst du es aus, reden wir nie wieder darüber, aber du wirst auch nie erfahren, worum es ging.
Eine Großstadt im November in Deutschland. Dritter Stock Altbau, hohe Decken, große Fenster, breite Fensternischen. Regen. Draußen alles grau in grau.
Ich sitze in meiner Fensternische, ein Buch auf den Knien und schaue aus dem Fenster in das Grau der Stadt.
Ein kleiner Transporter hält in der zweiten Reihe vor dem Haus. Ein Mann im Anzug steigt aus.
Merkwürdig. Ein Mann im gut sitzenden Anzug mit einem Transporter? Er öffnet die Ladeklappe, greift sich einen Karton und geht schnell zur Tür.
Ah, das wird der neue Mieter über mir sein.
Mein Telefon klingelt, nein, ich mag nicht mit meiner Freundin reden. Ich will nicht über Männer, Heiraten oder gar Kinder reden. Nein, eine frischgebackene Mutter ist das Letzte, was ich nun brauche.
Hm - was brauche ich eigentlich? Keine Ahnung, ich bin gerade mal wieder Single, habe meinen letzten Freund herausgeschmissen, weil es nicht mehr funktionierte. Okay, im Bett schon, aber der Rest war eine Katastrophe.
Nun bin ich die Letzte, die nicht liiert ist, noch keine Ehe aufweisen kann, geschweige denn Kinder. Und das mit 33 Jahren.
Mein Telefon hat aufgehört zu klingeln, ich versuche weiterzulesen. Aber mein Blick schweift immer wieder zu dem Mann, dem mit dem perfekt sitzenden Anzug, der einen Karton nach dem anderen ins Haus trägt. Nach den Kartons kommen die Bretter von Möbelstücken, als der Transporter leer ist, fährt der Mann fort.
Auf einmal kommt eine Leere in mir hoch, wartend schaue ich in den grauen Abendhimmel und immer wieder auf die Straße, um ihn wiederzusehen. Was mache ich hier eigentlich? Ich kenne den nicht mal und warte sehnsüchtig auf ihn!
Ich schüttele den Kopf, gehe in die Küche, schiebe eine Tiefkühlpizza in den Backofen und suche im Schlafzimmer ein interessanteres Buch. Ich greife mir ein Altes, das ich vor Wochen auf dem Flohmarkt gefunden habe, ›Die Blutlinie‹. Ja - danach ist mir. Mit Pizza und Buch verschwinde ich in meine Fensternische, schalte meine Leselampe an, esse und lese.
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