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Nachbetrachtung

Der durchsichtige Ball im Mund. Speichelfäden. Die Kamera. Slomo. Geschnürt und eingespannt auf dem Lichttisch. Reiben, Ziehen und Zittern zwischen den Schenkeln. Zwei Blickwinkel, zwei Erinnerungen nach einer Session. Und sehr widersprüchliche Gefühle.

Eine Bondage-Geschichte von Angelo Gioioso.

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I.

Der durchsichtige, leuchtend rote Ball zwischen ihren Lippen gefällt mir. Er erinnert mich an Kindertage, Super-Superball hießen die Dinger in dieser Größe damals am Kiosk und man konnte sich stundenlang damit amüsieren, sie gegen Garagentore oder Hauswände zu donnern. Ich schalte meine Kamera wieder ein, stelle auf slomo, filme den Speichelfaden, der aus ihrem Mundwinkel sickert, langsam über den Ball rinnt, sich zu einer langen Glocke sammelt, schließlich abreißt. Ich schwenke hoch zu ihren Augen, sie versucht den Kopf zu drehen, der unerbittlichen Linse zu entkommen. Ein Griff unter ihr Kinn, ein Druck auf beide Wangen, der die dünnen Muskeln ihres Gesichts gegen ihr Unterkiefer presst, und sie ist wieder bei der Sache. Schließlich ist es ihr Blick, der mich am meisten interessiert.

Sie braucht eine Zeit der Erholung, ich spüre es. Ich bringe ein Kissen, drehe ihren Kopf seitlich und lege ihn darauf. Sie deutet den ausgestreckten Finger vor meinen Lippen richtig, nickt schwach, ich löse den Verschluss des Knebels. Ihre Zunge betastet erleichtert die angeschwollenen Lippen, sie schluckt, räuspert sich. Ein Schluck Wasser ist nicht zu viel Nachsicht jetzt, ich bringe ein Glas, lasse sie trinken. Ich drücke auf einen Schalter und das Strahlen des Lichttisches, auf dem sie liegt, erlischt. Der Raum gleitet hinüber ins dämmrige Rot der Dunkelkammerbeleuchtung. Sie kann sich ausruhen, wir haben eine Strecke hinter uns. Die hinter ihrem Rücken gefesselten Hände, die mit einem Seilknebel zusammengebundenen Fußgelenke, sobald ich das Tau löse, das beide verbindet, kann sie sich zur Seite rollen oder die Beine anziehen. So viel sei ihr vergönnt. 

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

Maxim Guillaume

Autor. Förderer.

11.04.2021 um 22:05 Uhr

Diese Geschichte hat mich gefesselt und neugierig gemacht.

Es ist ein Tanz zweier Leute, die vielleicht etwas Ähnliches aber doch nicht das Selbe wollen.

 

Zu gern möchte ich wissen, ob die beiden zu einander finden werden.

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08.10.2020 um 16:39 Uhr

Sehr geil geschrieben.

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29.11.2018 um 14:30 Uhr

Wahnsinn! Erstmal Bewunderung für allein das sprachliche Können. Das haut mich um.

Aber dann noch diese Beschreibung und da ist die Frage schon bevor sie Charlotte stellte... wie zum Geier, woher weiß der das und warum kann der das so gut beschreiben. Hammer!!

 

Ich muss das nochmal lesen. Sensationell!

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Gelöscht.

25.11.2018 um 00:28 Uhr

Jedes Ding hat zwei Seiten und hier sind beide fantastisch beschrieben, danke fürs Mitlesen.

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Gelöscht.

19.10.2017 um 01:12 Uhr

zwei sicht- und erlebniswelten zu einer situation zu lesen, finde ich mindestens interessant. und obwohl ich selbst (bisher leider) nur marginale bondage-erfahrungen habe, konnte ich diese geschichte gut nachfühlen.

 

danke dafür.

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hanne lotte

Autorin. Förderer.

19.02.2017 um 21:47 Uhr

Kalt erwischt ... hat er mich, der fröhliche Engel, ganz kalt. Und ich frag mich, so wie Charlotte, woher kann ein Kerl das wissen. Eine Frau so gut erkennen.

 

Mal ganz abgesehen davon, dass es auch richtig gut geschrieben ist.

 

Danke für diesen besonderen close-up.

hanne

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Gelöscht.

13.02.2017 um 00:21 Uhr

Sehr schöne Geschichten.

Sehr schön geschrieben.

Weiter so!

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Meister Y

Autor. Förderer.

03.12.2015 um 09:52 Uhr

geändert am 03.12.2015 um 10:01 Uhr

Zwei Sichtweisen desselben, die mir gefallen haben.

Schön geschrieben fand ich sein, wie ihr Empfinden. Sein Handeln und Tun, seine Überlegungen, auch seine Aufmerksamkeit. Klasse beschrieben fand ich auch ihre Empfindungen, ihr Wollen ihre Gefühle. Ab und an habe ich mich gefragt, ob sie denn beide das Gleiche wollen und weiter diesen Weg gehen können. Auch dies macht Geschichten für mich glaubwürdig. Wenn Fragen übrig bleiben, ich mir Gedanken machen kann.

Danke für diese tollen Zeilen.

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10.11.2014 um 23:38 Uhr

Eine schöne Geschichte, sehr schön geschrieben.

Schön zu lesen, wie das selbe Geschehen unterschiedlich wahrgenommen wird. Ich kann die Gefühle der Frau sehr gut nachempfinden...

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Rote Sonne

Profil unsichtbar.

29.03.2014 um 10:45 Uhr

Ein Spiel, dass von zwei Personen total anders empfunden wurde. Mit kommt es vor, dass beide etwas ähnliches wollen, aber noch nicht richtig zueinander gefunden haben. Das Ende lässt es offen, ob sie weiter aufeinander zugehen und diesen Weg zusammen gehen werden und doch lieber getrennte Wege gehen werden.

Danke für diese beiden nachvollziehbaren und gut beschriebenen Gedanken.

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