Langsam beginnt es weh zu tun. Erst nur ein Vibrieren, dann immer mehr und mehr, aber das macht nichts. Sie ist so stolz darauf, ihm geben zu können, was er sich wünscht. Die eine Hand um ihren Hals. Eng um ihren Hals. Die andere da, wo er ihr die wundervollsten Töne entlocken kann.
Es ist früher Abend, aber bereits jetzt fallen die letzten Sonnenstrahlen durchs Fenster und zeichnen ein glänzendes Muster auf ihren wunderschönen Körper.
Angelehnt an die Wand steht sie da und wartet. Wartet auf ihn!
Sie hört, wie sich der Schlüssel im Schloss dreht … und steht ganz still.
Hört die Schritte durch das Haus … und steht ganz still.
Hört die Schritte auf der Treppe … und steht ganz still.
Endlich ist er da.
Sie gehört ihm. Ihm allein. Und sie weiß, wie stolz er auf sie ist. Doch noch muss sie sich gedulden. Noch nimmt er sich nicht die Zeit für sie. Noch wird sie nicht beachtet.
Ein wunderschöner Text, voller Zartheit und Sinnlichkeit. Mir gefällt besonders, dass die Erotik hier nicht an sexuelle Handlungen geknüpft ist. Einziger Wermutstropfen ist für mich, dass du mit der Überschrift bereits den Clou der Geschichte verrätst. Andererseits ist es auch schön, von Beginn an das Instrument vor Augen zu haben und dennoch mit Staunen zu sehen, wie sehr deine Beschreibungen doch der erotischen Begegnung zwischen zwei Menschen ähnelt. Und welche Hingabe du beschreibst - die ihre an sein Spiel, aber auch die seine, mit der er sich diesem Spiel widmet! Ein kleines Juwel, wie schön, es entdeckt zu haben!
Eine sehr schöne metaphorische Geschichte. Gefangen von der Romantik, kann ich mit geschlossenen Augen beinahe ihren zarten Hals in meiner Hand fühlen. Und es kommt mir vor als könne ich ihr Lied noch immer hören...
Fast ein bisschen schade, dass der Titel alles verrät, denn sinnlicher und erotischer konnte dieser intensive Moment kaum beschrieben werden. Zeilen, die Intensität und Zärtlichkeit vereinen, die zeigen das diese spezielle Beziehung wunderbar dargestellt werden konnte.
So wie Liebe ein allumfassendes Gefühl sein kann, so ist auch Sinnlichkeit nicht an Sexuelles gebunden. Dies am Gitarrespielen zu entdecken, ist so selbstverständlich, dass es erst bewusst wird, wenn man diesen Text liest.
Ein Text, der vom ersten bis letzten Wort im Bild bleibt, und auf eine Pointe freiwillig verzichtet, weil die Überschrift das Rätseln erst gar nicht aufkommen lässt. Dadurch die Ruhe. Und er trägt trotzdem, wie ein Lied, das ohne Effekte auskommt, ganz einfach, weil die Melodie eine von denen ist, die in jedem Arrangement gut klingt.
Ein Kleinod. Wobei die Betonung nicht auf klein, sondern auf "Ode" liegt.
Ich hatte ein Bild vor Augen: eine Akustik-Gitarre, aus Holz, mit dem warmen, weichen Klang. Und eine Brust, eine Taille, und breite Hüften. Und gestimmt ist sie auch.
Einen Kritikpunkt möchte ich an dieser Stelle aber noch loswerden. Also, durch Deinen Titel wusste ich leider ab der ersten Zeile, dass es sich um die Gitarre handelte, ich hätte es schöner gefunden, wenn man das erst am Ende der Geschichte erfahren hätte. Denn ohne den Titel, hätte man beim Lesen ganz andere Gedanken haben können.
Ich versuche mir vorzustellen, wie ein Ton oder Bild die Idee zu diesem poetischen Text geweckt haben und ahne, dass sich dahinter eine weitere Geschichte verbergen könnte.