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Forum - Schreiben - Schreibtisch

ChatGPT

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G Horsam

Autor.

14.06.2023 um 01:49 Uhr

Hallo, ihr Lieben,

 

was haltet ihr als Autoren und auch als Leser von ChatGPT?

 

Vor kurzem erhielt ich eine Nachricht meines Verlages, dass er ChatGPT als Beta-Version einführt. Das hat mich in einen Zwiespalt geführt.

 

Dabei möchte ich keine Diskussion anstoßen, ob ChatGPT generell ein Fluch oder ein Segen für die Menschheit ist. Was mich jedoch interessiert ist die Frage, was ihr als Autoren oder auch als Leser davon haltet?

 

Für mich ist es eine Frage von Masse versus Klasse. ChatGPT kann flüssige Text aus seiner Datenbank generieren, aber der Individualismus leidet darunter. Ein Aspekt, der meiner Meinung nach gerade im BDSM-Bereich wichtig ist. Andererseits kann er vielleicht bei gewissen Schwerpunkten zur Formulierung helfen. Zum Beispiel, wenn man eine blonde FemDom beschreiben möchte (ich habe es noch nicht ausprobiert).

Also, meine Meinung: Als Tool zur Unterstützung eventuell sinnvoll. Als Ersatz für lebende Autoren zu sehr Einheitsbrei ohne die notwendige Tiefe.

 

Was haltet ihr davon?

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Söldner

Autor. Korrektor.

14.06.2023 um 07:59 Uhr

Ich halte nichts davon. Seele fehlt. Das wird sich sicher perspektivisch kurzfristig ändern, wenn sich die Technik weiterentwickelt.

Jona hatte als Aprilscherz eine Geschichte eingestellt, die mit KI geschrieben wurde.

Ich habe es nicht bemerkt, empfand sie als gut und fehlerlos geschrieben und das ist schon mal was, das nur wenige Menschen beherrschen.

 

Eine Frage habe ich, G Horsam. Weshalb führt ein Verlag ChatGPT ein? Will er die 5 bis 10 % Tantiemen für den Autor, den menschlichen Schreiber sparen und dafür KI verwenden? Ich frage ohne Wertung. Wenn das so ist, wird uns KI in jeder literarischen Sparte überfluten.

 

Ich möchte gern weiter von Menschen lesen. Deshalb halte ich nichts von KI im künstlerischen Schaffen. Ich möchte in Zukunft keine Bücher von Menschimitationen lesen. Ich fürchte aber, das wird schwierig und ich werde es wahrscheinlich nicht einmal bemerken. KI wird Seele, Individualismus, schöpferischen Prozess lernen und den Autor auch in diesen Bereichen ersetzen.

KI wird Tiefe produzieren und ich fürchte, die Auffassung, einen Geist, der sich selbst entwickelt, als Tool benutzen zu können, wird nur für eine Übergangszeit sinnvoll sein, sich schnell überleben.

 

Es ist gut, dass mein Haus voller Bücher steht, bei denen ich sicher bin, dass KI im Prozess des Schreibens keine Rolle gespielt hat.

 

Was bleibt? Der eigene künstlerische Prozess, die eigene Freude am Schreiben.

Das ist für mich ein Geschenk, größer als KI.

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Nora

Profil unsichtbar.

14.06.2023 um 09:28 Uhr

Schliesse mich Söldner vollinhaltlich an. Grauslich der Gedanke, mir von einer Maschine meine Fantasien, egal welche, machen zu lassen.

Und auch als blonde FemDom verbitte ich mir in aller Deutlichkeit, dass mich eine KI  ("Kunstlose Idiotie", oder?) beschreibt!

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Jona Mondlicht

Autor. Korrektor. Teammitglied.

14.06.2023 um 20:18 Uhr

Ein Verlag, der per KI erzeugte Inhalte verwendet, liebäugelt nicht mit Literatur, sondern mit größtmöglicher Gewinnerzielung - und hat langfristig auch keine Probleme damit, alle seine Autorinnen und Autoren zu morden.

 

Blick in die Zukunft:

 

Schreibende braucht es nicht mehr. Bücher auch nicht. Denn jeder kann sich von der KI zu jeder Zeit jede beliebige Geschichte und jeden Roman erzeugen lassen, ganz nach seinem Geschmack und seiner Stimmung. Wenn die Handlung nicht passt, reicht ein kurzer Einwurf, und der Verlauf ändert sich. Es genügen Anweisungen wie »Bitte einen Thriller, in dem die Protagonisten von gestern vorkommen, aber diesmal mit mehr Erotik und in der Karibik«. Oder: »Bitte einen unterhaltsamen historischen Roman über Luther während seiner Zeit auf der Wartburg, der korrekt recherchiert ist«. Das alles braucht weder gedruckt noch gespeichert werden, denn auf Zuruf lassen sich fortwährend neue oder gleiche Inhalte generieren. Direkt auf den Monitor oder als von der KI erzeugtes Hörspiel mit frei wählbaren Stimmen der Protagonisten.

Verlage investieren in keine Autorinnen und Autoren, deren Werke so altbacken wirken wie lineares Fernsehen in Zeiten von Streaming. Das wäre Verlustgeschäft. Erfolgreiche Verlage verkaufen speziell zugeschnittene KI-Schnittstellen, mit der sich die Kunden Texte generieren lassen können. Allenfalls bieten sie noch Vorlagen oder Prompts für KIs spezieller Genres an.

Echte Bücher mit Geschichten von Autorinnen und Autoren werden Sammlerwert haben oder Liebhaberstücke sein. So wie heute ein handgeschnitzter Gegenstand, den man für den Gebrauch dann doch lieber beim chinesischen Händler aus Plastik kauft, weil er so viel günstiger ist und genauso seinen Zweck erfüllt.

 

Klingt gruselig? Die Leistungsfähigkeit von KIs vergrößert sich exponentiell. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie Texte generieren, die kaum noch von Menschgeschriebenem zu unterscheiden sind. Versucht es doch selbst mit Open AI. Oder schaut Euch bei Amazon um und sucht nach Büchern, in denen ChatGPT tatsächlich als Co-Autor angegeben wird – Ihr werdet erschrocken sein. Vielleicht auch darüber, dass es bereits Bücher gibt, die erfolgreiches Romanschreiben mit ChatGPT thematisieren.

 

ISBN/ASIN: 3967461009

 

Persönlich ist mir diese Entwicklung ein Graus. Ich werde im Alter derjenige sein, der resigniert Handgeschnitztes verkaufen und sich weigern wird, diese neuen Schreib- und Leserealitäten anzuerkennen. Vielleicht werde ich dann belächelt als ewig Gestriger. Als der Alte, der monatelang an einem Text bastelt, den die KI minutenschnell in beliebig vielen Versionen raushaut. Aber so eine KI lasse ich nicht in die Welt meiner Protagonisten.

 

Viele Grüße

Jona

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Sisa

Autorin. Förderer.

15.06.2023 um 10:24 Uhr

JOna, da geht es mir wie dir ... ich bin auch so ein typischer oldschool mufti und soll ich dir was sagen? ich bin es gerne. ich steh dazu, und wer damit nicht zurecht kommt, hat halt pech gehabt.

KI mag in vielerlei hinsicht vielleicht sogar effektiv sein für die zukunft, aber ob sie wirklich die kreativität eines menschlichen geists ersetzen kann?

schon jetzt bemängle ich als leseratte den einheitsbrei, der beispielsweise aus den usa rüberkommt und den dt. markt überschwemmt - diese ganzen dark romances mit den bösen mafiajungs, die aber ihre eine auf einmal lieben und ihr kein härchen krümmen - mal abgesehen von dem versohlten po.

es gibt workshops und ratgeber, wie schreibe ich einen roman. da wird genau vorgegeben wie du zu arbeiten hast. die klassische heldenreise, beispielsweise.

früher hatte man eine idee im kopf und hat zu schreiben begonnen - und einfach mal selbst abgewartet, wo führt mich meine geschichte hin, und so wuchsen auch die personen und wurden nach und nach lebendig.

nein, ich bin kein fan und diese zukunftsvision macht mir angst. ein teil von mir hofft aber immer noch, dass sich diese zukunft nicht so entwickeln wird.

wie gesagt, die hoffnung stirbt zuletzt

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Noras Marie

Profil unsichtbar.

15.06.2023 um 10:29 Uhr

Ich stelle mir vor, eine KI hätte alle Literatur der Welt geschrieben. Unter dem Paradigma rationaler Intelligenz, nicht unter jenem emotionaler Kompetenz.

Wäre dann Odysseus dann bei Kalypso geblieben?

Hätte Krimhild eine Beziehung mit Brunhild gehabt, statt eines One-Night-Stands mit Siegfried?

Wäre Dante rein aus geologischen Gründen zur Hölle gefahren?

Hätte Freitag Robinson aufgefressen?

Wäre Anna Karenina statt nach Sankt Petersburg nach Odessa gereist und Frodo mit Sam nicht durch Mordor spaziert?

Hätte Franz Biberkopf nicht lebenslang bekommen und Dr Schön Lulu in der Gosse lassen sollen?

Pippi Langstrumpf jedenfalls wäre sicher in der Jugendpsychiatrie gelandet, wo sie sich zwischen Oskar Matzerath und Owen Meany entscheiden hätte müssen und niemand wäre auf die Idee gekommen in Unterleuthen einen Windpark zu bauen oder einem Känguruh zuzuhören...

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Schattenwölfin

Autorin. Korrektorin. Förderer.

15.06.2023 um 11:00 Uhr

Noras Marie, wie großartig auf den Punkt gebracht und dann kommen auch noch zwei meiner Lieblingshelden drin vor.

Jetzt könnte ich eigentlich Feierabend für heute machen und lesen ...

 

Wölfin,

die sich gerade denkt, dass die nasse Katze eine Leseratte ist

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15.06.2023 um 13:05 Uhr

Moin. 

Alles rund um KI ist hoch emotional beladen, eine sinnvolle Diskussion unter Menschen (die bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einmal in der Lage sind, sich darauf zu einigen, was "Intelligenz" überhaupt ist) zu diesem Thema endet entweder im Koma oder in der Psychiatrie.

Chat GP oder andere Formen "künstlicher" Mediengestaltung sind in jeder Form von Medienunternehmen natürlich Mittel zur Profitmaximierung. Es gibt noch weitere Gründe, aber dann kommen wir in politisch/ideologische Bereiche, muss hier nicht sein.

Aber mal ganz provokant: Wenn KI Erotik schreiben können wird, wo ist das Problem außer im eigenen Kopf? Vibrator, Dildo werden auch statt eines männlichen Penis benutzt und nein, ich sage jetzt nicht Masse statt Klasse 

Es gibt eine ganze Menge Erotikforen, in denen Schreibergüsse eingestellt und gelesen werden, für die der Begriff "Wichsvorlage" noch ein Lob wäre. Insofern wird es wohl darauf hinauslaufen, ob man lieber zu MacDonalds essen geht oder zum Italiener, Chinesen oder gutbürgerliche Küche bevorzugt.

Aber eines ist ganz klar: Du wirst damit wenigstens nicht alleine sein Jona Mondlicht 

 

Vielleicht werde ich dann belächelt als ewig Gestriger. Als der Alte, der monatelang an einem Text bastelt, den die KI minutenschnell in beliebig vielen Versionen raushaut. Aber so eine KI lasse ich nicht in die Welt meiner Protagonisten.

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Wildkätzchen

Gelöscht.

15.06.2023 um 13:43 Uhr

Ich werde auch in Zeiten von KIs lieber echt geschriebene Bücher lesen. Das Herzblut von Autoren geht mir näher wie die Seelenlosigkeit von Maschinen.

 

📚

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Maxim Guillaume

Autor. Förderer.

15.06.2023 um 20:35 Uhr

Nicht, dass ich unmittelbar vorhätte damit zu experimentieren, aber ich habe schon darüber nachgedacht um Chat GTB zu gebrauchen um vielleicht die eine oder andere englische Geschichte zu "kreieren".

 

Ich habe durchaus einige Thema's die eher in der US/UK welt resonieren, also eine Geschichte in deutscher Sprache schlicht kein Publikum/Forum hätte. Mein Gedankengang wäre, dass mir Chat GTP vermutlich zumindest ein Gerüst herstellen könnte von dem ich wenigstens starten könnte.

 

Also ein wenig wie jemand der die Tomatensoße im Supermarkt kauft, aber wenigstens noch selbst Paprika reinmacht und würzt. Besser als komplette fertigpampe, aber nicht so gut wie selbst gemacht.

 

Ich habe noch nicht damit experimentiert, weil man nach meiner Erfahrung mit jedem Tool erst mal umgehen lernen muss und das dauert. Das wird mit ChatGTP nicht anders sein.

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