Beste Hanne-Lotte
Ich lese Deinen Text als Satire. Als sauren Drops.
Und ich stelle mir vor, wie die Akteurin im Text in drei Jahren bereuen wird: „Hätte ich doch bloß nichts gesagt von D/s und so.“
Die Idee mit der Autofahrt, beginnend mit Vorfreude, ist gespickt mit Hinweisen auf eine konventionelle Beziehung, wie sie viele kennen dürften: Eingespannt zwischen Beruf und Erziehung, verschiedene Temperamente (auch sexuell), zwischen lautstarkem Krach und Versöhnungskuscheln:
Sie, deren Leidenschaft zur Ärgerneigung und Reaktanz verkümmert ist, und er ein lahmer Besserwisser, dessen geschrumpelte Potenz nun mit „Kreativität“ schöngeredet wird.
Das D im D/s steht für Domestikation. Wenn Doris Day den bdsm erfunden hätte, genau so würde er aussehen wie von Dir beschrieben. Barbecue mit Nachbarn und heimlich Plug im Arsch, während er die Deutschländer grillt.
So läuft das nicht. Wenn nach 10 Ehejahren der D/s Einzug hält, um der Doppelbelastung, sprich emanzipierten Frau, ihre Rolle zu versüßen, wird sie in drei Jahren sagen: Hätte ich doch bloß den Mund gehalten (mit dem D/s-Scheiß).
Sie scheint aus anderem Holz. Das zeigt die Autofahrt. Sie ist voller Aggression, und sie sehnt sich überhaupt nicht nach diesem Domestiken im Sessel, der süß lächelt, im Nacken krault und ein Päckchen bestellt. Bügeln muss sie sowieso, weil er einfach zu faul dazu ist. Unbefriedigt bleibt sie sowieso. Nur heißt es nun D/s, anstatt es so zu nennen, wie es ist: Sie leben wie ihre Eltern, und kleben ein neues Etikett drauf, um sich dies nicht eingestehen zu müssen. Retro-D/s.
Man möchte die Akteurin heimlich beiseite ziehen und fragen: Was wünscht Du Dir wirklich, mal ehrlich!
Ich bin sicher, ihre Phantasie könnte Purzelbäume und Räder schlagen.
Hanne-Lotte, der Text weckt Reaktanz, Einsicht, Gegenrede und Gegenträumen … und das ist, was einen guten Text ausmacht.
Und danke für das Wort Bügelstrafe.
(Die ist ja überhaupt der Dreh- und Angelpunkt im Text, bei dem das Schluckauf einsetzt)
mit Vorfreude auf mehr Texte von Dir
Nachtasou