Gesicht ... ja, ich mag Gesichter, die sprechen. Ich selbst bin jemand, dem man jeden Gedanken, jede Emotion vom Gesicht ablesen kann. Ich kann mich schlecht verstellen und vielleicht mag ich deshalb weil ich selbst so ein offenes Buch bin, auch das Gegenüber so sprechend.
Ich mag die Mimik, wie sich verändert, wenn ich jemandem ins Gesicht sehe. Wie die Emotionen wie Sonnenstrahlen über die Konturen laufen, wie Falten kommen und gehen und wie sich manchmal Schatten bilden. Den einen Moment dieser Ausdruck, im nächsten Augenblick schon ein ganz anderer ... Gesichter, die Gefühle spiegeln - und mich.
Was ich nicht mag, das sind starre Gesichter. Manchmal begegnen sie mir, und es treibt mich in den Wahnsinn, weil ich dann das dahinter nur so schlecht deuten kann. Oft sind auch die dazugehörigen Augen ausdruckslos.
In der Altenpflege sind mir manchmal solche Gesichter krankheitsbedingt begegnet, bei Parkinson etwa. Es war für mich immer sehr schwer, auf diese Bewohner einzugehen, weil ich sie so schlecht lesen konnte. Nicht weil ich diese Leute nicht mochte, ich mochte sie alle. Aber mir fällt es eben leichter, wenn ich sie lesen kann aufgrund ihrer Mimik.
Erst gestern ist mir ein ganz extremer Fall begegnet (ja, der ist off topic, sorry). Ich habe mir die Realverfilmung von Disneys Arielle angesehen. Im Vorfeld gab es großen Hype, wegen der dunkelhäutigen Darstellerin. Ich persönlich mbin mit Andersons Märchen aufgewachsen und tat mir auch schwer, mir so eine Arielle vorzustellen. Aber neugierig war ich eben doch.
Der Film an sich ist super gemacht, er hat meine Erwartungen übertroffen (bin Fan dieser real-Verfilmungen). Aber die Arielle hat mir trotzdem nicht gefallen und das hat nichts mit der Hautfarbe zu tun. Sie sang auch wunderschön. Bis ich dann, ich lag schon im Bett, draufgekommen bin, was mich gestört hat.
Ihr Gesichtsausdruck! Der ist immer gleich. Sie lacht mal, sie hat auch Mimik. Aber auf mich wirkt sie gekünstelt, nicht echt. Und nicht wirklich so sprechend, wie es die Rolle einer Meerjungfrau benötigt, die ihre Stimme geopftert hat und nicht mehr sprechen kann. In meiner Vorstellung muss dafür die Mimik sprechen, sie muss ausdrucksstark sein und leuchten.
Ja, das hat mir gefehlt - und hier schließt sich der Kreis für mich zu meinem "mag ich nicht". Ich fand die Mimik starr und oft leer, und als Gesichts-sprache-Fetischistin (das bin ich wohl) hat mir deshalb die Arielle selber nicht gefallen.
Irgendwie bringt mich das jetzt zu dem nächsten Wort: Erwartungen