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Forum - Schreiben - Übungen

Reizende Worte gegen Schreibblockaden

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Söldner

Autor. Korrektor.

08.11.2015 um 15:59 Uhr

Von wegen Schreibübung. Was für eine schöne Rubrik, die weit über eine Übung hinaus geht.

Mit Freude konnte ich in kleine Welten gut gemachter Kurzgeschichten eintauchen.

Ich liebe diese kurzen Stücke, die sich beim Lesen im Kopf entfalten und freue mich über die Toleranz, dass hier auch Stücke ohne Bezug zu BDSM stehen dürfen.

Also.

 

Flüchtling

Vom Fenster aus sehe ich über das weite Land am Rand der Stadt. Es ist früher Morgen und ich freue mich über den Tau, der glitzernd auf den Wiesen liegt. Wir wussten, dass im neuen Land Gerechtigkeit und Frieden herrschen. Wir hatten Geld, wir konnten zusammen bleiben.

Sie haben hier neue Gebäude errichtet und als wir ankamen, stand noch jeder fünfte Container leer. Unterdessen ist es enger hier. Wir sind zu sechst und irgendwann verlassen wir diesen Container mit seinen zwei Doppelstockbetten, obgleich wir seit zehn Wochen auf unser Gespräch warten. Bevor dieser Frühling in unserem Land ausbrach wie eine Pest, hatte ich alles, Haus, Garten, Freunde, immer genügend Patienten in meiner Praxis, ausreichend Geld. Nach dem Frühling kam der Sommer. Ich habe die Saat des Frühlings ernten dürfen, all die Zerstörung, die Vernichtung der Zukunft für viele Menschen. Ich hatte Glück, bin hier mit meiner Familie. Für viele meiner Freunde gibt es dieses Glück nicht, sie haben keinen Ort.

Ich drehe mich vom Fenster weg und sehe meine Kinder in den Betten, sehe meine Frau und ich wünsche den Menschen in meinem neuen Land, dass sie niemals ihre Heimat verlassen müssen. Ich bin Arzt, ich bin sicher, dass ich es hier schaffen werde. 

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ungewiss

Profil unsichtbar.

08.11.2015 um 20:22 Uhr

@Meister Y: Eine wunderbare Geschichte, die meine unstillbare Happy-End-Sehnsucht befriedigt. Und irgendwie ist ihr das nicht nur im Reich der Fantasie gelungen. Dein Text schafft auch für das echte Leben ein Stückchen Hoffnung, zumal ich so viele Menschen kenne, die dank der aktuellen Lage auf die Altersarmut zusteuern, ohne etwas dagegen tun zu können. Irgendwie tut es dann gut, die Perpsektive umzudrehen. Es hilft daran zu glauben, dass alles gut werden kann. Davon abgesehen hat mir der Text aber auch stilistisch sehr gut gefallen. Und ja, ein Teil davon hätte gut auch in die andere Übung gepasst und ich verstehe den Frust über ausbleibendes Feedback. Schade finde ich aber, dass das Feedbackgeben dort in weiten Teilen an mir hängen bleibt. Hier klappt das doch auch mit dem gegenseitigen Feedback...

 

@Söldner: wie schön, dass du zu uns gefunden hast. Mir hat dein Beitrag sehr gut gefallen und ich würde mir wünschen, solche Texte würden die lesen (und verstehen), die da draußen gerade hetzen und rasen. Davon abgesehen: sehr schöne Einbindung der Reizworte, völlig ohne Brüche und Irritationen.

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Schattenzeilen

Autorin. Teammitglied.

08.11.2015 um 20:22 Uhr

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Meister Y

Autor. Förderer.

09.11.2015 um 06:54 Uhr

geändert am 09.11.2015 um 08:04 Uhr

@Söldner: Auch mir haben die Zeilen wirklich gut gefallen. Zum einen, weil es Dir richtig klasse gelungen ist, die Reizworte unauffällig einzubauen und sie nicht zu platzieren. Zum anderen, hier schließe ich mich gern ungewiss an, ob des Themas. Ich denke, dass auch wir hier dazu beitragen können, gewissen Meinungen und Vorurteilen vorzubeugen und entgegenzutreten.

 

@ungewiss: Danke für das Feedback und das Lob. Offen gesagt, mag auch ich Geschichten ohne Happy End nicht wirklich. Aus diesem Blickwinkel sehe ich meine Zeilen erst nach Deinem Kommentar. Du hast recht, dieses Stückchen Hoffnung kann man durchaus auch daraus schöpfen.

Zum Thema Frust gebe ich Dir ein Stück weit recht. Sicher obliegt es nicht allein Dir, ein Feedback zu Übungen zu geben und hier, bei den Reizworten, funktioniert es ja einigermaßen gut. Allerdings bleibt es dabei, dass keinerlei Reaktion auf eine Beteiligung an einer Übung (Tag 19 - Stand heute) den Frust eher steigert und mich darüber nachdenken lässt, ob es überhaupt Sinn macht, sich zu beteiligen. 

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Schattenwölfin

Autorin. Korrektorin. Förderer.

09.11.2015 um 12:23 Uhr

@ Meister Y: Ich liebe solche Erzählspiele mit den Ebenen. Aberwitzigerweise ist mir beim Lesen folgendes passiert: Ich habe die erste Ebene mit ihrer lausigen Kälte als dichter, heimeliger und wärmer empfunden. Demgegenüber kommt mir das Aufwachen bei sommerlichen Temperaturen wie eine kalte Dusche vor - vielleicht hätte ich einfach gerne noch ein bisschen weiter geträumt?!

Bei einer Formulierung bin ich hängengeblieben, was für eine Übung aber vollkommen unproblematisch ist. Da Du die Worte am Ende Deines Beitrags wiederholst, will ich es aber wenigstens kurz erwähnen. Bei "Der Kette, die sie an ihn geschmiedet hat" habe ich ein komisches Kopfkino, nämlich wie sie eine Kette an ihn schmiedet, also er liegt auf dem Amboss und sie hat einen Hammer ...

 

@ Söldner: Ich freue mich mit meinen Vorschreibern, dass Du die Reizworte mit einem aktuellen Thema verbunden hast. Ein Thema, das mich umtreibt und berührt.

 

Wölfin

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Meister Y

Autor. Förderer.

10.11.2015 um 06:42 Uhr

@Wölfin: *lacht*, so habe ich das noch gar nicht gelesen  . Es soll allerdings durchaus Frauen geben, die ab und an ein "heißes Eisen" schmieden  .

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ungewiss

Profil unsichtbar.

10.11.2015 um 23:36 Uhr

In Ordnung, meine Damen und Herren, hier kommt ein Schwung neuer Wörter und weil mir heute durch den Wetterumschwung so blümerant ist, sind es lauter alte Wörter, die wir heute leider kaum mehr benutzen:

 

Fisimatenten

kess

Petitessen

Zehnerle

weidlich

 

Aber ich gebe zu, das ist extrem schwierig, deshalb gibt es heute eine Ausweichvariante (die aber nur bedingt leichter ist), nämlich mit Farben:

 

orange

violett

grau

rot

elfenbein

 

Sucht euch was aus. Diesmal bin ich noch viel gespannter als sonst

 

Alles Liebe

ungewiss

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Knurrwolf

Profil unsichtbar.

11.11.2015 um 18:42 Uhr

EIne sehr interessante Herausforderung, vor allem sobald mir Google verraten hat, was die Wörter alle bedeuten

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Knurrwolf

Profil unsichtbar.

11.11.2015 um 20:47 Uhr

Na dann versuch ich mal mein Glück mit den schwierigeren Worten...

 

 

Es war ein düsterer Herbsttag, der sich über die Stadt gelegt hatte. Ein nasskalter Nebel hüllte alles ein und war so dicht, dass man kaum die Häuser auf der gegenüberliegenden Seite der Straße erkennen konnte.

Und doch stand er am Fenster seiner Wohnung, während sein Blick über die wagen Schatten wanderte, die er durch den grauen Schleier erkennen konnte. In der Düsternis glomm hin und wieder die Spitze seiner Zigarette auf und erleuchtete harte Züge, die von den Stoppeln eines Zweitagebartes bedeckt waren. Ganz so, als ob eine Rasur für ihn zu Petitessen zählte, Dinge die nicht genug Bedeutung besaßen, um sich darum zu kümmern.

Ein verwunderlicher Umstand, vor allem für jene die wussten wie weidlich er mit einer Klinge umzugehen verstand. Doch nur wenige davon zählten zu seinen Freunden und die scherte es nicht, genauso wenig wie die weißen Striche lange verheilter Schnittwunden, die seinen Körper bedeckten. Im Moment präsentierte er diese auch einem zufälligen Beobachter, denn er war derzeit nur mit einer Hose bekleidet, die locker an seinen Hüften lag und vom gleichen Schwarz war wie sein kurz geschnittenes Haar.

„Du hast lange genug da gestanden“, ihre Stimme wäre jedem anderen genauso kalt erschienen wie die stählerne Spitze des Messer, das sie an seinem Nacken ansetzte, doch er wusste es besser. „Denkst du, ich bin so einfach zufrieden zu stellen. Da musst du dir schon etwas besser einfallen lassen. Los mach die Zigarette aus und keine Fisimatenten Freundchen!“

Ihre Reflektion im Glas des Fensters enthüllte die Frau, die sich hinter der Stimme verbarg. Und was für eine kesse Katze sie doch war. Ein schlanker Körper mit genau den richtigen Proportionen um einen Mann zu verführen, fein geschwungene Lippen und große Augen, die halb hinter den Strähnen ihres weißen Haares verborgen waren. Seine Mundwinkel zuckten im Ansatz eines Lächelns als er erkannte, dass ihre Gestalt nur von einem Slip verhüllt war.

„Was denkst du was das hier ist?“, geschmeidig und schwer wie alter Whiskey flossen die Worte aus seiner Kehle, während er einen letzten Zug nahm. „Du bist kein kleines Mädchen mehr, das auf dem Schulhof eine Runde Zehnerle spielt. Ich bin gefährlich.“

Im Fenster konnte er sehen, dass seine Antwort sie zögern ließ, mehr brauchte er nicht. Mit Schwung schnippte er die Zigarette gegen das Glas und als diese funkensprühend gegen das Glas prallte, setzte er sich in Bewegung. Sie dachte, sie hätte ihn überrumpelt, wie falsch sie doch damit lag.

Schnell war sie, geschmeidig und wild wie eine Dschungelkatze, die sich mit ihren Krallen bis zum Tod verteidigte. Doch unterlag sie dem Wolf, als der er sich nun entpuppte. Dem machtvollen Raubtier, dessen Fängen schon so manche Samtpfote zum Opfer gefallen war.

Der überraschte Schrei erstarb, noch bevor es ihm gelang ihrer Kehle zu entweichen. Er hatte ihren Arm zur Seite gedrückt, sie von hinten gepackt und an sich gezogen. Seine Finger lagen eisern um ihre Hand und kühl presst sich, die nun von ihm geführte Klinge des Messers in das Tal zwischen ihren Brüsten.

„Fuck!“, fluchte sie, versuchte die eigene Wut zu schüren um den leichten Hauch der Furcht zu überspielen, der über ihren Rücken rieselte.

Sein dunkles Lachen kam tief aus der Brust und er hatte keinen Zweifel, dass sie es genauso fühlen konnte, wie er die warme Haut ihres Rückens an der seinen.

„Ganz recht“, warm und verheißungsvoll glitt sein Atem über ihren Nacken. „Fuck!“

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ungewiss

Profil unsichtbar.

11.11.2015 um 21:34 Uhr

Ich liebe die "kesse Katze" (und das Ende)!

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Knurrwolf

Profil unsichtbar.

11.11.2015 um 21:46 Uhr

Danke, irgendwie hatte ich bei deinen Worten gleich so ein Noir-Bild ala Sin-City vor Augen.

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