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Forum - Schreiben - Übungen

Reizende Worte gegen Schreibblockaden

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Schattenwölfin

Autorin. Korrektorin. Förderer.

18.10.2015 um 17:59 Uhr

@Kaoru: Danke für das Lob. Mit einem Märchenbuch würde ich den Erfolg auch nicht vergleichen wollen, sondern mit einem Märchen - so wollte ich es auch verstanden haben: aus einem Buch, nicht das Buch selbst.

 

Wölfin,

 

die gerne glauben möchte, dass das Sommermärchen 2006 nicht auf einem Fundament aus Korruption "geschrieben" wurde ...

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dienerin

Autorin. Förderer.

19.10.2015 um 07:46 Uhr

@Wölfin: Danke für diese Umsetzung der Worte. Ein Spaziergang, dem ich gerne gefolgt bin. Dein Schlusssatz macht mich sehr nachdenklich und lässt auch bei mir den Eindruck zurück, dass du mehr damit verbunden hast, als man erst vermuten könnte.

Was und wie auch immer, auch das hat hier Platz und Raum und das ist mit ein Grund auf dieser Seite zu sein, da ich hier immer wieder den Eindruck habe, hier Menschen zu begegnen, die Gefühle noch leben und ausdrücken.

 

Danke

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Meister Y

Autor. Förderer.

19.10.2015 um 08:08 Uhr

@Wölfin, mich hat diese kleine Geschichte wirklich beeindruckt. Stimmig geschrieben, mit einem Schuss Melancholie und einer Portion Hoffnung.

 

In Sachen Sommermärchen 2006 kann ich mich Dir nur anschließen und hoffe wirklich, dass wir hier nicht noch Schlimmes erfahren. Es wäre mehr als schade. 

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Meister Y

Autor. Förderer.

22.10.2015 um 06:23 Uhr

geändert am 22.10.2015 um 13:26 Uhr

 So, dann starte auch ich mal einen Versuch zu Eule und Co., sozusagen als Ergebnis der Schreiblust der vergangenen Nacht.

 

Flohmarkt

 

Schon als Sybille aus dem Auto stieg, hatte sie Mühe Udo, ihrem Mann zu folgen. Kurz dachte sie daran, wie schön dieser Sonntagmorgen hätte werden können. Ausschlafen, kuscheln, vielleicht ein bisschen mehr.

Aber nein, sie hatte Udo versprochen, mit zum Flohmarkt zu fahren.

Getreu dem Motto: Wer Schnäppchen machen will, muss früh da sein, stand sie nun, um kurz nach acht Uhr, auf dem Parkplatz, der sich langsam aber stetig füllte. Auf der anderen Seite Stand an Stand. Die einen mit einem Pavillon, andere unter einem großen Sonnenschirm, die nächsten unter der Heckkappe ihres Autos, wieder andere ohne gänzlichen Schutz gegen den leichten Pulverschneefall.

 

„Was ist nun? Kommst Du?“, hörte sie Udo ungeduldig rufen, der zielstrebig den ersten Stand ansteuerte. Sybille nickte, beeilte sich Udo zu folgen, zog sich im Gehen die Fäustlinge über, die Mütze etwas tiefer über ihr langes Haar.

 

Schon am ersten Stand fand Udo etwas, was ihn tatsächlich interessierte. Ein altes Abzeichen. Sofort begann er mit dem Verkäufer zu feilschen, war über den hohen Preis erstaunt, fast schon erbost. Lächelnd schaute Sybille ihrem Mann zu, wusste, dass er gleich weggehen würde. Weggehen, um den Verkäufer zum Umdenken zu bewegen. Wieder hatte es geklappt. Als Udo vier Schritte gegangen war rief ihm der Verkäufer hinterher: „Okay, pass auf! Zehn Euro, unter dem geht gar nichts!“ Udo drehte sich um, nahm die Geldbörse aus der Tasche. Zeigte Sybille kurz darauf stolz seinen Kauf.

 

„Willst Du Dich nicht auch ein bisschen umschauen, ich weiß doch, das Dich das was ich hier suche, nicht wirklich interessiert.“

 

Sybille nickte wieder, küsste Udo kurz. Dann schlenderte sie gemütlich über den Flohmarkt. Schaute sich ab und an Dinge an, wunderte sich auch, was hier alles angeboten wurde.

 

An einem Stand voller Bücher blieb sie länger stehen. Ein altes Märchenbuch, eine besonders schön illustrierte Ausgabe von Grimm´s Hausmärchen weckte Erinnerungen in ihr. Langsam begann sie zu blättern, dachte an ihre frühe Schulzeit zurück. Erinnerte sich, mehrmals ein solches Märchenbuch in Händen gehalten zu haben.

 

„Was soll das Buch kosten?“, fragte sie den Verkäufer.

 

„Geben Sie mir einen Euro. Wissen Sie, Bücher verkaufen sich kaum.“

 

Erstaunt, fast schon ein bisschen verwundert schaute Sybille den Verkäufer an. Nahm zwei Ein Euro Münzen aus ihrer Geldbörse, eine davon mit einer Eule auf der Rückseite.

 

Am Nachmittag hatte es sich Sybille auf dem Sofa gemütlich gemacht. Einen Pott dampfenden Kaffees vor sich, die Füße unter der Kuscheldecke versteckt blätterte sie im Märchenbuch. Als sie auf der letzten Umschlagseite angekommen war huschte ein freudiges, aufgeregtes Lächeln über ihr Gesicht.

 

„Udo, komm schnell, ich muss Dir etwas zeigen!“

 

Udo, der am Computer gesessen hatte, erlebte Sybille selten so aufgeregt. Setzte sich neben seine Frau. Die zeigte auf einen großen Stempel-Abdruck, der, schon etwas verblichen, auf einem eingeklebten Blatt zu sehen war. „Schulbibliothek Grundschule Am Wasserberg“ war dort zu lesen. Darunter viele, viele Unterschriften, alle mit einem Datum versehen. 

"Schau Udo, schau, das hier war ich!", rief sie aufgeregt und zeigte auf eine Unterschrift auf Zeile achtzehn.    

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Schattenzeilen

Autorin. Teammitglied.

22.10.2015 um 13:26 Uhr

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Schattenwölfin

Autorin. Korrektorin. Förderer.

23.10.2015 um 06:27 Uhr

Rund und gelungen. Was für ein Wiedersehen!

Ich lebe in einem Haus, das vollgestopft mit alten Büchern ist und denke immer, dass sie alle eine Geschichte zu erzählen haben, die über das, was in ihnen zu lesen ist, hinausgeht.

 

Wölfin

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Knurrwolf

Profil unsichtbar.

23.10.2015 um 07:22 Uhr

Es war einmal…

 

Ein schneidender Herbstwind strich mit seinen kalten Fingern um das wuchtige Gebäude der Bibliothek und umspielte die Verzierungen der gotischen Front. Unter seiner Kontrolle tanzten die Blätter über den Vorplatz, während Nieselregen über die leeren Sitzbänken wusch. Verlassen stand zwischen diesen die Halterung für einen Sonnenschirm, ihres eigentlichen Zweckes beraubt, denn um diese Jahreszeit saß niemand mehr hier draußen. Die wenigen Leute, die es hinaus trieb hatten ihre Sommerkleidung bereits gegen dicke Jacken und Fäustlinge eingetauscht.

Trotz des Wetters hatten sich einige Mutige gefunden, die sich durch die kalte Nässe kämpften, um hierher zu kommen. Belohnt wurden die zumeist kindlichen Helden mit Tassen voller heißer Schokolade und einem bequemen Deckenlager vor dem großen Kamin der Haupthalle. Ein wärmendes Feuer brannte in der steinernen Umgrenzung und die flackernden Flammen tauchten den Raum in ein mystisches Spiel aus Licht und Schatten, das über die Regale aus dunklem Holz zu tanzen schien. Eine große Eule aus weißem Marmor zierte jede Ecke des Kaminsimses und gemeinsam blickten sie in einem stummen Versprechen auf Weisheit und Abenteuer auf die jungen Besucher hinab.

Der Haupttresen war für heute genauso verlassen wie die Sitzgelegenheiten vor dem Eingang. Heute würden keine Bücher ausgeliehen oder zurückgebracht werden und der altmodisch wirkende Stempel ruhte unbenutzt auf seinem Kissen neben dem abgeschalteten Computer. Der Mann der dort normalerweise seinen Pflichten nachging hatte sich ebenfalls vor dem wärmenden Feuer eingefunden und saß in einem wuchtigen Ledersessel, wie ihn sich die heutigen Besucher für einen Geschichtenerzähler erträumen würden. Struppiges Haar berührte beinahe die Aufschläge seines weißen Hemdes und das unrasierte Gesicht passt irgendwie nicht ganz zu dem Bibliothekar, der er war. Seine Augen schienen im Licht der Flammen wie vergossenes Gold zu schimmern, als sie über die Kinder blickten und um deren Aufmerksamkeit ersuchten.

Doch nicht für sich selbst, sondern für die junge Frau, die auf seinem Schoß saß. Das lange, blonde Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst und der rote Kapuzenpullover umschmeichelte ihre Gestalt, während eine Decke aus grauem Kunstfell ihnen beiden zusätzliche Geborgenheit lieferte.

Leise räuspern schlug sie nun das wuchtige, ledergebundene Märchenbuch auf und schien angestrengt über dem Inhaltsverzeichnis zu grübeln: „Also, mit welcher Geschichte wollen wir heute beginnen?“

Die Antwort kam nur einen Moment später einstimmig von allen Kindern und als sie diese hörte, erblühte ein amüsiertes Lächeln auf ihren Lippen. Wieso hatte sie überhaupt fragen müssen, schließlich schien die Antwort jedes Mal die Gleiche zu sein.

„`Rotkäppchen und der böse Wolf` also“, stellte sie fest, bevor sie – demonstrativ den Finger nutzend – nach der richtigen Seite zu suchen begann.

Auch ihm hatte die Antwort ein Schmunzeln entlockt, doch nun beugte er sich vor und flüsterte ihr leise etwas ins Ohr. Bei seinen Worten vergaß sie für einen Moment ihre Aufgabe und musste sich auf die Lippe beißen, um nicht zu lachen.

Dann wandte sie sich um und erwiderte ebenso leise: „Ich glaube nicht, dass unsere Besucher wissen wollen, wie es damals wirklich gewesen ist. Halten wir uns vorläufig lieber an die Gebrüder Grimm. Aber wenn sie weg sind, können wir gerne in alten Erinnerungen schwelgen, mein böser Wolf.“

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Meister Y

Autor. Förderer.

23.10.2015 um 07:59 Uhr

geändert am 23.10.2015 um 11:21 Uhr

@Wölfin: Danke für das Lob. Ja, es war bestimmt ein wundervolles Wiedersehen, vor allem ein Unverhofftes. Auch ich bin von Büchern umgeben, die viel zu erzählen haben. Die gehegt und gepflegt werden, manche sogar gerettet wurden.

 

@Kaoru: Toll erzählte Geschichte, die mich regelrecht in ihren Bann gezogen hat. Ein stimmungsvolles Ambiente und vor allem ein wunderbares Ende, dass mal wieder die Frage aufwirft, ob denn jemand weiß, wie es tatsächlich war. 

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dienerin

Autorin. Förderer.

23.10.2015 um 17:46 Uhr

@Meister Y:

Danke für die schöne Flohmarktschilderung.

Ich war mal ein Fan von Flohmärkten.

Aber die Schule heißt "Grundschule am Wasserturm"

Zumindest bei uns

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ungewiss

Profil unsichtbar.

24.10.2015 um 14:24 Uhr

Meister Y: Schöner Text, tolles Ende, einzige die Eule auf der Münzrückseite kam mir ein bisschen wie Kai aus der Kiste. Wenn ein Autor solche Details erwähnt, dann in der Regel, weil sie noch mal eine Rolle spielen. Darauf habe ich eine Zeitlang gewartet. War aber vergessen, als deine Protagonistin auf dem Sofa sitzt und die große Überraschung entdeckt. Hat mir sehr, sehr gut gefallen. Und ich bin übrigens immer noch ein Fan von Flohmärkten.

 

Kaoru: Wunderschön erzählte Geschichte, sehr atmosphärisch, viele Stellen davon hätten auch prima in die Szenen-Übung gepasst. Zwei Kleinigkeiten: Wenn der Herbst schneidend ist, empfinde ich es als nicht zusammen passend, wenn er dann Dinge "umspielt" - das eine ist etwas kraftvolles, energisches, das andere etwas liebliches, weiches. Darüber bin ich gestolpert, kann aber auch eine rein subjektive Wahrnehmung sein. Das andere, worüber ich immer noch grüble: Wenn sie doch voliest und es eine ganz normale Bibliotheksveranstaltung für Kinder ist, warum muss sie dann auf dem Schoss des Bibliothekars sitzen, der für die Veranstaltung offenbar keine weitere Funktion hat? Darüber wäre ich nicht gestolpert, wenn das Publikum aus Erwachsenen bestanden hätte. Da hätte mein Kopfkino aus der Atmosphäre deiner Geschichte ein Ende geschrieben und einen Anlass für die Veranstaltung erfunden, die mit Kindern als Publikum einfach nicht passen. Sind aber eben wirklich nur Kleinigkeiten. Ich habe den kleinen Ausflug in die einzige Situation, in der ich Herbst mag, sehr genossen.

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Knurrwolf

Profil unsichtbar.

24.10.2015 um 20:21 Uhr

@MeisterY: Eine nette kleine Geschichte mit einer kleinen Überraschung am Ende. Und danke für dein Kommentar.

 

@ungewiss: Erst Mal danke für die Kritik und ja, das mit dem Wind ist in der Tat irgendwie ein wenig gegensätzlich. Da hätte ich vielleicht das kraftvollere Thema beibehalten sollen. Was den Bibliothekar angeht, zuerst wollte ich ihn vorlesen lassen. Aber hab mich dann doch dazu entschieden, sie einzubauen um das kleine Zwischenspiel am Ende einzuflechten. Man könnte ja auch sagen, sie sitzt auf seinem Schoß, weil sie sich dann eine Decke teilen können und es wärmer ist.

Und wenn es eine Lesung für Erwachsene gewesen wäre, dann hätten sie die Originalgeschichte erzählen können, wo der böse Wolf Rotkäppchen "frisst"

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