So, dann starte auch ich mal einen Versuch zu Eule und Co., sozusagen als Ergebnis der Schreiblust der vergangenen Nacht.
Flohmarkt
Schon als Sybille aus dem Auto stieg, hatte sie Mühe Udo, ihrem Mann zu folgen. Kurz dachte sie daran, wie schön dieser Sonntagmorgen hätte werden können. Ausschlafen, kuscheln, vielleicht ein bisschen mehr.
Aber nein, sie hatte Udo versprochen, mit zum Flohmarkt zu fahren.
Getreu dem Motto: Wer Schnäppchen machen will, muss früh da sein, stand sie nun, um kurz nach acht Uhr, auf dem Parkplatz, der sich langsam aber stetig füllte. Auf der anderen Seite Stand an Stand. Die einen mit einem Pavillon, andere unter einem großen Sonnenschirm, die nächsten unter der Heckkappe ihres Autos, wieder andere ohne gänzlichen Schutz gegen den leichten Pulverschneefall.
„Was ist nun? Kommst Du?“, hörte sie Udo ungeduldig rufen, der zielstrebig den ersten Stand ansteuerte. Sybille nickte, beeilte sich Udo zu folgen, zog sich im Gehen die Fäustlinge über, die Mütze etwas tiefer über ihr langes Haar.
Schon am ersten Stand fand Udo etwas, was ihn tatsächlich interessierte. Ein altes Abzeichen. Sofort begann er mit dem Verkäufer zu feilschen, war über den hohen Preis erstaunt, fast schon erbost. Lächelnd schaute Sybille ihrem Mann zu, wusste, dass er gleich weggehen würde. Weggehen, um den Verkäufer zum Umdenken zu bewegen. Wieder hatte es geklappt. Als Udo vier Schritte gegangen war rief ihm der Verkäufer hinterher: „Okay, pass auf! Zehn Euro, unter dem geht gar nichts!“ Udo drehte sich um, nahm die Geldbörse aus der Tasche. Zeigte Sybille kurz darauf stolz seinen Kauf.
„Willst Du Dich nicht auch ein bisschen umschauen, ich weiß doch, das Dich das was ich hier suche, nicht wirklich interessiert.“
Sybille nickte wieder, küsste Udo kurz. Dann schlenderte sie gemütlich über den Flohmarkt. Schaute sich ab und an Dinge an, wunderte sich auch, was hier alles angeboten wurde.
An einem Stand voller Bücher blieb sie länger stehen. Ein altes Märchenbuch, eine besonders schön illustrierte Ausgabe von Grimm´s Hausmärchen weckte Erinnerungen in ihr. Langsam begann sie zu blättern, dachte an ihre frühe Schulzeit zurück. Erinnerte sich, mehrmals ein solches Märchenbuch in Händen gehalten zu haben.
„Was soll das Buch kosten?“, fragte sie den Verkäufer.
„Geben Sie mir einen Euro. Wissen Sie, Bücher verkaufen sich kaum.“
Erstaunt, fast schon ein bisschen verwundert schaute Sybille den Verkäufer an. Nahm zwei Ein Euro Münzen aus ihrer Geldbörse, eine davon mit einer Eule auf der Rückseite.
Am Nachmittag hatte es sich Sybille auf dem Sofa gemütlich gemacht. Einen Pott dampfenden Kaffees vor sich, die Füße unter der Kuscheldecke versteckt blätterte sie im Märchenbuch. Als sie auf der letzten Umschlagseite angekommen war huschte ein freudiges, aufgeregtes Lächeln über ihr Gesicht.
„Udo, komm schnell, ich muss Dir etwas zeigen!“
Udo, der am Computer gesessen hatte, erlebte Sybille selten so aufgeregt. Setzte sich neben seine Frau. Die zeigte auf einen großen Stempel-Abdruck, der, schon etwas verblichen, auf einem eingeklebten Blatt zu sehen war. „Schulbibliothek Grundschule Am Wasserberg“ war dort zu lesen. Darunter viele, viele Unterschriften, alle mit einem Datum versehen.
"Schau Udo, schau, das hier war ich!", rief sie aufgeregt und zeigte auf eine Unterschrift auf Zeile achtzehn.