Blutmond
Eine Fantasy-Geschichte von Sisa.
"Ich werde dir zeigen, was es heißt, bis an deine Grenzen zu gehen, und darüber hinaus. Und wenn ich es dir gezeigt habe, dann wirst du mir gehören... mit Leib und Seele, und bis in die Ewigkeit. Nach mir wird es keinen anderen Master mehr für dich geben..."
Sie schüttelte den Kopf, als sie las, was er geschrieben hatte. Ein bitterer, verächtlicher Zug lag um ihren Mund. Zweifel blitzte in ihren Augen.
Leise seufzte sie. Was war nur los mit ihr?
Das, was dieser fremde, unbekannte Mann, mit dem sie sich gerade im Chat unterhielt, geschrieben hatte, müsste doch eigentlich das Herz jeder Sub höher schlagen lassen. Aber sie, sie konnte nur noch milde darüber lächeln.
Woran lag das nur?
Daran, dass sie sich viel zu oft zu viel erhofft hatte? dass ihre Erwartungen immer wieder enttäuscht wurden? dass all diese dominanten Männer in Wirklichkeit doch nie das waren, was sie von sich behaupteten? dass sie ihr nie geben konnten, was sie sich von ihnen erhofft hatte und brauchte? Immer war es nur ein bereitwilliges Geben von ihrer Seite her und ein gieriges Nehmen von deren Seite her gewesen... niemals jedoch hatte sie ihren wahren Meister getroffen... dem, der in ihr Innerstes sehen und dort all die verborgenen Wünsche und Sehnsüchte erkennen konnte...
Wieder seufzte sie. Fühlte sich aller Illusionen, aller Hoffnungen betrogen.
Einmal... ja, einmal und irgendwann - da müsste doch auch sie den einzigen finden können... den einen Mann, dem es tatsächlich vom Schicksal bestimmt war, ihr Herr zu sein.
Sie war kein junges Mädchen mehr... war eine Frau in der Blüte ihrer Jahre... hatte eine Menge erlebt und noch mehr hinter sich gelassen. Hatte ihre Erfahrungen gemacht - gute wie schlechte, und sie entweder genossen oder als unwichtig abgetan. Aber noch immer sehnte sie sich mit der Inbrunst eines Kindes nach ihm... die ewige Jungfrau in ihr sehnte sich nach dem Ritter in silberner, schimmernder Rüstung, der sie dem trostlosen Alltag entführte. Das kleine Mädchen in ihr nach dem selbstlosen Beschützer, der sie an der Hand nahm und ihr lehrte, was er selbst wusste und der seine Erfahrungen wie ein Lehrer mit ihr teilte. Die reife Frau nach dem Liebhaber, der all ihre Sinne befriedigen konnte... und die Sklavin - jener Teil ihres Wesens, der so einsam und enttäuscht war - erhoffte sich den Dom, der beherrschte und nicht nur besaß... der erzwang, was er nicht freiwillig bekam - und der eroberte, was sie nicht zu geben bereit war.
Wunschträume... Illusionen... und doch...
Mit einem erneuten Seufzer wandte sie sich wieder dem Computer zu.
"Das liest sich gut, was du da schreibst!" antwortete sie dem Mann, der sich schlicht "Graf" nannte. "Aber sei mir nicht böse... jeder Dom behauptet das von sich und verspricht das gleiche wie du mir gerade - nur hält es keiner!"
Sie wusste, dass sie sich für eine devote Sklavin nicht gerade sehr zurückhaltend geäußert hatte. Aber die Wahrheit beschönigen wollte sie auch nicht. Nein... zu viele Enttäuschungen, gerade in dieser Hinsicht, lagen ihr schwer im Magen und sie hatte keine Lust, der langen Liste noch eine weitere hinzuzufügen.
Seine Antwort ließ diesmal nicht sehr lange auf sich warten. Und obwohl sich das Schriftbild auf dem Monitor in keinster Weise verändert hatte, schien aus seinen Worten eine solche Wut und Empörung zu dringen und auf sie überzugreifen, dass sie unwillkürlich erschauderte.
"Du dumme Närrin!"
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