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Instant Domina

Eine BDSM-Geschichte von Treibholz.

() Die Straßenschlucht war dunkel und schmutzig, ätzender Geruch brannte in meiner Nase, räudige Hunde hatten ihr Revier ebenso markiert wie Graffitischmierer die schäbigen Fassaden. Der Krieg um Ideologien wurde in diesem Viertel mit Farbe ausgefochten, linksradikales und rechtsextremes Gedankengut war verewigt wie die spontanen Gedanken, die selbsternannte Künstler der Welt mitteilen wollten. Hauswände waren wie Grabsteine, auf denen jeder seine Inschrift verewigte. Alle Straßenlaternen waren kaputtgeschlagen. Die Stadt hatte dieses Viertel aufgegeben und den düsteren Gestalten überlassen. Diese gaben sich harmlos, wollten vorbeigehen, doch im nächsten Moment fühlte man ein Messer am Hals. Sie schrien nach Geld. Ich hatte fünfhundert Euro in der Tasche.

Das Bahnhofsviertel konnte man kaum schön nennen, viele würden es hässlich empfinden. In der Nacht traute sich kein Polizist in das Viertel. Wer jetzt noch unterwegs war, der war auf sich allein gestellt. Das hatte seinen Reiz.

An einem Auto hatte jemand seine Wut ausgelassen. Außenspiegel waren abgerissen und die zertrümmerte Windschutzscheibe wies drei Risse auf, was auf Axthiebe deuteten. Ich sann darüber nach, was denjenigen so in Rage versetzt hatte. War seine Sozialhilfe gestrichen worden? Hatte er eine Auseinandersetzung mit seiner Frau? Kannte er den Besitzer des Autos und der war ihm etwas schuldig? Der Streit um Geld löst häufig Aggressionen aus. Derjenige, der dieses Auto so zugerichtet hatte, könnte einfach nur sturzbetrunken gewesen sein oder war mit seinem Leben unzufrieden.

Ich querte den Bahnhofsvorplatz und ging auf den Automaten zu. Hier wurde etwas für den einsamen Nachtschwärmer geboten. Es gab alles von der Gleitcreme über die Taschenvagina bis zur Instant Domina. Ich stutzte. Alles andere kannte ich, doch so etwas hatte ich bisher nie gesehen. Eine Puppe. Einsam, in schwarzes Leder gekleidet lag sie hinter der Scheibe wie Schneewittchen in ihrem Glassarg. Langes schwarzes Haar wallte über ihren Leib. Ich wusste nicht, warum, ich wollte sie haben. Ich warf eine Handvoll Münzen in den Automaten, zog die Schublade heraus und sie lag in meinen Händen. Sie war wunderschön.

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Kommentare von Leserinnen und Lesern

Gelöscht.

15.10.2021 um 21:37 Uhr

"Ja,ja, min Jung! Also mot et gahn! Krischan, lat de Piepe stahn!!" Wilhelm Busch.

Das Safewort ist schon grenzwertig. Kann man nur akzeptieren, wenn man sich des "Wunschtraums" sicher ist. Phantasievolle Geschichte, die keine Fragen offen lässt. Danke, fühle mich unterhalten.

Aiko Schwarzmeier

Gelöscht.

12.08.2021 um 20:34 Uhr

Spannend zu lesen, interessante Geschichte, hab sie geradezu verschlungen.

poet

Autor.

12.08.2021 um 11:24 Uhr

Liebe Wölfin,

Ein anderes Wort für Ministrant ist Messdiener. Diese assistieren dem Priester bei seinen Handlungen am Altar während der Messe. In aller Regel sind das Kinder, früher nur Jungs, inzwischen mehr Mädels wegen Bubenmangel. Die können nie zum Priester geweiht werden, dazu müssen sie Abi haben, Theologie studieren und ein Priesterseminar absolvieren, danach Praxis üben als Dekan etc. Dein Beispiel bestätigt das ja, das waren Ministranten, die davon träumten, mal Priester zu werden später, die wurden dann auf Klosterschulen geschickt und über die Jahre ausgebildet.

Ich bin Exkatholik, schon lange ausgetreten, aber das weiß ich noch, mein Elternhaus war streng katholisch. 

Soviel zur Sachfrage. Ich wollte eigentlich keine katholische Diskussion lostreten, nur einen kleinen Fehler korrigieren, bin halt Perfektionist! Ich finde es aber lustig, wenn wir gerade auf den SZ katholisches Kirchenrecht diskutieren! 😂

Ich hoffe, du auch.

servus 

Poet

Schattenwölfin

Autorin. Lektorin. Förderer.

12.08.2021 um 06:49 Uhr

Lieber poet,

 

Wettbewerbstexte - und um so einen handelt es sich hier - werden im Hinblick auf eine zu vermeidende Verzerrung lediglich korrigiert, nicht lektoriert.

 

Dennoch fühle ich ich mich grundsätzlich von Deiner Kritik angesprochen und möchte dazu etwas anmerken:

 

Wir sind hier keine Profis und sicher nicht auf allen Gebieten so belesen, dass uns solche Fehler ins Auge springen.

Ich kann nur für mich sprechen: Bei jedem noch so kleinen Zweifel schalte ich in den Recherchemodus. Ob mir hier als Heidenkind hier Zweifel gekommen wären, kann ich nicht sagen, bei einer möglichen Überprüfung wäre ich aber vermutlich auf der Homepage der Pfarrei St. Pankratius gelandet, wo es heißt: „Das Idealbild des Ministranten im Mittelalter und bis in die Neuzeit war der „Klerikerministrant“, der sich bereits als Kind und als Jugendlicher auf die Priesterweihe vorbereitete, in die Liturgie eingeführt wurde und Latein lernte.“

 

Damit hätte der geweihte Ministrant meinen Lektoratssegen jedenfalls bekommen.

 

Beste Grüße

Wölfin

poet

Autor.

11.08.2021 um 21:15 Uhr

Ach ja, und noch ne Kleinigkeit: Kein Ministrant wird je zum Priester geweiht werden, das hätte dem Lektorat eigentlich auffallen müssen ...

poet

Autor.

11.08.2021 um 21:06 Uhr

Sprachlich gekonnt, nimmt mit in Fantasiewelten. Manches sollte mehr ausgeführt werden.

Onmymind

Autorin.

14.01.2020 um 12:05 Uhr

Eine surreale Geschichte. Man wird hineingezogen in die Fantasie zwischen Traum und Wirklichkeit. Treibholz ist es gelungen, mit Wörter Bilder zu malen.

Gelöscht.

08.11.2018 um 15:04 Uhr

Nett, alles wie immer

23.10.2018 um 11:32 Uhr

Hallo Treibholz,

 

die Idee hat mir gefallen. Die Geschichte als solche ist schön. Mir gefällt der Weg von der Wirklichkeit, in die Surrealität hin zum Traum und dem Erwachen. Im Traum dürfen dann natürlich alle Klischees bedient werden.

Danke für den Text.

 

Joja

Treibholz

Autor.

16.10.2018 um 20:50 Uhr

Ich kann da sogar mitsingen ...

Ich kann nur "Kant, du fette Sau" brüllen

Berücksichtigt wurden nur die letzten Kommentare.

Zu allen Beiträgen im Forum zu dieser Veröffentlichung.