Lea Michelle
Eine Fetisch-Geschichte von Santanaleder.
„Mein Name ist Lea Michelle. Leider ist gerade niemand Zuhause. Wenn Sie eine kurze Nachricht hinterlassen wollen, sprechen sie nach dem Pieps!“
Überrascht, mit einer Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung, nahm ich den Hörer vom Ohr und beendete das einseitige Gespräch. Das Herz schlug mir bis zum Hals, mir war fast schlecht von meiner Anspannung. Nie würde ich es schaffen, eine Nachricht für sie zu hinterlassen.
Ich hatte mich innerlich organisiert, hatte mir Wortpassagen zurecht gelegt, hatte meine Aufregung durch ruhiges Atmen dämpfen können. Schließlich nahm ich all meinen Mut zusammen und wählte endlich ihre Nummer. Ungezählte gedankliche Voranrufe wollten endlich in die Tat umgesetzt werden. Und jetzt das! Ein Anrufbeantworter! Eine ruhige, helle, fast kindliche Stimme drang in mein Ohr und nahm von mir Besitz. Eine fast künstliche Stimme!
Wäre da nicht diese Entschlossenheit in ihrer Stimme. Oder wollte ich sie so hören? Grenzen und Bestimmtheiten gerieten durcheinander. Was war Wahrnehmung, was Fantasie? Ratlos und wie in einem fremden Raum nahm ich das Signal meines Telefons wahr, das ich immer noch in meiner rechten Hand festhielt. Mechanisch drückte mein Daumen den Annahmeknopf, um das Gespräch anzunehmen. Tagsüber ist der Kunde König, murmelte ich in mich hinein und startete meine Begrüßungsfloskel: „Zimmerei Fuchs. Sie sprechen mit Uwe Fuchs, was kann ich für Sie tun?“
Noch in Gedanken verloren, schlenderte ich hinüber zum Fenster, um in den Hof zu schauen.
„Lea Michelle, guten Tag! Haben Sie gerade bei mir angerufen?“
Ich erstarrte. Ich sah mich selbst, mit einer Hand am Fenster festhaltend, telefonierend, bemüht, Fassung zu wahren. Augenblicklich ließ ich mich in meinen Schreibtischstuhl fallen und stierte in die Leere meines Büros.
„Hallo?!“, forderte die feste Stimme und als würde die tastende, suchende Stimme mich finden und umschlingen.
„Ja! Hallo! Uwe Fuchs hier. Oh, Gott, Entschuldigung. Ich bin so durcheinander!“, suchte ich mühsam meine Worte zusammen in diesem riesigen, kalten Universum.
Wirklich klang das letzte gesprochene Wort mit Echo in unendlicher Zeit nach, bevor sich eine unheimliche Stille breit machte.
„Was kann ich für Sie tun?“, lockte erneut die Stimme.
Ich weiß nicht, was ich geantwortet hatte. Wie aus einer Nebelwand heraus bildeten sich meine Worte und flossen aus mir heraus.
„Gut! Dann sehen wir uns am Freitag, um 11.30 Uhr“, explodierte ihre Stimme in meinem Kopf und hinterließ eine verheerende Wüste. Wie nach einer gewaltigen Erschütterung starrte ich hilfesuchend um mich herum. Jetzt war es wirklich so weit gekommen. Ich hatte mich angemeldet.
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