Ein wenig nervös bin ich schon, seitdem ich nach Einbruch der Dunkelheit hier in meinem Sessel vor dem Fenster sitze. Ein still vor sich hin dampfender Tee steht vor mir, aufgrund der Hitze noch unberührt. Draußen versinkt die Welt gerade unter einer weißen Decke, ich kann mich nicht erinnern, wann das letzte Mal so früh Schnee in solcher Menge gefallen ist. Ebenso kann ich mich nicht zurückbesinnen, wann ich die Zeit um Weihnachten herum allein ohne Partner verbracht hätte. Nicht, dass ich zimperlich dabei wäre, das eine oder andere Mal meinen Gespielen auszutauschen, aber so kurz vor Weihnachten werde selbst ich ein wenig sentimental. Sehr unklug von mir, Paul vor ein paar Tagen gesagt zu haben, dass er mich langweilt und es besser sei, wenn er so schnell wie möglich verschwinde.
So, nun wissen Sie´s, das ist der Grund, warum ich ausgerechnet heute, einem Samstagabend am fünften Dezember, dem Nikolausabend, meinen Tee allein trinke und den weißen Flocken beim Herabfallen zuschaue. Zu zweit vor dem Kamin zu lümmeln wäre jetzt angesagt, mit einem Glas Champagner und dem festen Vorsatz, einige Stunden später nicht ohne den einen oder anderen Orgasmus zu gehen. Das war eine Spezialität Pauls, so sehr er mich sonst auch langweilte. Nun gut, spätestens nach den Feiertagen würde er durch einen anderen seiner Art ersetzt werden.
Es gibt allerdings noch einen anderen Grund, warum ich hier an einem der Vorderfenster meines Hauses sitze und nach draußen starre, und das hat mit der Überraschung zu tun, die ich mir mangels anderer Gesellschaft heute Abend gönnen werde. Doch so sehr ich die langsam zuschneiende Einfahrt fixiere, meine Überraschung scheint sich erheblich zu verspäten.
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Kommentare von Leserinnen und Lesern
Gelöscht.
05.12.2016 um 20:18 Uhr
So so, Champagner, ist mal was anderes als Schokolademilch.
"Draussen vom Walde komm ich her." haha, vom Walde, ist mal was anderes als von Madrid.
Zu Beginn der Geschichte hab ich viel gelacht. Und plötzlich war mir das lachen vergangen.
Meine linke Hand vor dem Mund, las ich völlig hingenommen. Uijuijui.
Schau Menschenkind, uns bestellt man nicht. Nee, Sinterklaas komt met de boot. Der Holländische Nikolaus arriviert Beginn November aus Spanien. In diesem Jahr war die Ankunft in Rotterdam. Und von da aus geht er in allerlei holländische Dörfer & Städte. Wo er jeweils mit grossem Fest-Einzug willkommen geheissen wird.
Sinterklaas kommt mit dem Boot und steigt dann auf sein weissen Pferd. Und weiter geht es auf dem Schimmel zu den Kindern. Und immer umgeben von vielen zwarten Pieten. Und auf dem Fernseh die tägliche Nikolaus-Tagesschau.
Das ist ein Autor wo viel Käse gegessen hat, was Transformationsprozesse betrifft. Ich bin immer wieder Tief beeindruckt wie Gryphon grundlegende Themen aus der Essenz heraus zu beleuchten weiss.
Fast wollte ich sagen: "oh weh...", doch wenn ich es mir so recht überlege...
Hier kamen wohl zwei im allerletzten aber rechten Moment. Zwei, die so gar nicht in ihr Konzept passten, ihr Dinge vor Augen führten, die sie nicht sehen wollte. Klasse, wie Wahrheiten ans Licht geholt wurden, die Beiden ihr einen Spiegel vor Augen hielten, der mehr gar nicht sagen konnte.
Ja, jede(r) von uns muss wohl selbst entscheiden, wie sie/er leben will. Manchmal ist es aber wirklich gut und nötig, die Wahrheit gesagt (oder gehauen ) zu bekommen. Und wenn es wie hier, diese Beiden tun.
Danke für Zeilen, die nachdenklich machen und dennoch unterhaltsam sind. Danke für Zeilen, die ich auch heute, weit entfernt von Nikolaus, gern gelesen habe.
Ein besonderes Lob für die Art, wie die Zeilen geschrieben sind. Wirklich toll!
Danke für diese sehr nachdenklich machende Geschichte, die Gedanken passen nicht nur zur Weihnachtszeit, sondern man sollte sich das ganze Jahr diese machen! Es hatte so was zweideutiges, da kamen Männer die Ihr Ihr Leben aufzeigten, Ihre schlechten Seiten, Ihre Missetaten, Ihre "Leichen". Ich persönlich finde, dafür hat man Freunde, die einem rechtzeitig sagen, dass manches nicht geht und man darüber nachdenken sollte. Tja und wer keine Freunde hat, der muss anscheinend auf den Nikolaus und Knecht Ruprecht warten, um über alles nachzudenken.
Die Geschichte ist absolut klasse geschrieben, es stimmte mal wieder alles, der Ausdruck, die Wortwahl, der Aufbau, der Spannungsbogen und vor allem Inhalt. Deine Geschichten sind immer wieder ein Genuss!
Gelöscht.
21.01.2011 um 17:15 Uhr
Ich lese es erst lange nach Weihnachten, doch die Wahrheit, die Du so wunderbar hervorkitzelst (naja, eher hauen lässt...), gilt immer:
Wir können uns entscheiden, wer wir sind.
Danke für einen wieder einmal unglaublich gelungenen Text!
Gelöscht.
24.12.2010 um 00:03 Uhr
*schmunzel
HERRlich
... immer wartend auf die bdsm.erotik aber dann stellt frau fest, dass es um etwas ganz anderes geht